Mickey Mouse und Glücksspiel: Steigt Disney ins Sportwetten-Geschäft ein?
Walt Disney Co., Rechteinhaber weltberühmter Comic-Figuren und Betreiber von Freizeitparks mit jährlich über 130 Millionen Besuchern, steht möglicherweise vor dem Einstieg ins Glücksspielgeschäft. Nach Aussage des Disney-Chefs befasse sich der Familien-Entertainment-Konzern mit Planungen für die Einnahme einer aktiveren Rolle beim Angebot von Sportwetten.
Demnach habe Disney-CEO Bob Chapek am vergangenen Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Investoren von Goldman Sachs erklärt, dass der Konzern über seine Sender ESPN und ABC „aggressiv“ im Bereich Sportwetten expandieren wolle. Allerdings betonte Chapek, dass es noch einige Zeit dauern könne, ehe der Konzern tatsächlich als Buchmacher auftreten werde. So habe der Disney-Chef während der Konferenz erklärt:
Zwischen der Einbindung in das ESPN-Geschäftsmodell und der Vergabe von Lizenzen liegt ein weiter Weg. Nehmen wir einmal an, dass unsere Fans wirklich an Sportwetten interessiert sind. Nehmen wir an, dass unsere Partner – die Ligen – an Sportwetten interessiert sind. Dann sind auch wir an Sportwetten interessiert.
Es stelle sich zudem die Frage, warum Disney nicht selbst als Akteur auf dem Markt aktiv werde. Schließlich strahlten seine Sender bereits seit Längerem Sportwetten-Angebote von Dritten aus.
Möglicher Milliarden-Deal für Disney
Fest steht, dass ein möglicher Sportwetten-Partner wie Caesars oder DraftKings, an dem der Konzern bereits beteiligt ist, für eine Kooperation tief in die Taschen greifen müsste. Finanzexperten gehen davon aus, dass sich das ESPN- und Disney-Management von einem solchen Deal rund 3 Mrd. USD erhoffen könne.
Dafür kann Disney jedoch Inhalte anbieten, die im US-Sport ihresgleichen suchen. So hält der Konzern die Senderechte an den populären US-Ligen NFL, MLB, NBA und NHL. Darüber hinaus laufen Veranstaltungen wie die US-Golf-Tour, das Wimbledon-Tennisturnier oder die spanische LaLiga bei den Disney-Sendern.
Der Einstieg ins Sportwetten-Business würde für Disney eine Abkehr von der bisherigen Geschäftspolitik bedeuten. In der Vergangenheit bekämpfte das Unternehmen das Glücksspiel, das der Urheber von Mickey Mouse und Donald Duck als nicht familientauglich betrachtete. Auch aktuell opponiert Disney gegen Pläne zur weitgehenden Legalisierung des Glücksspiels, beispielsweise in Florida.
Ob und wann Disney einen entsprechenden Deal abschließt, steht nach derzeitigem Kenntnisstand und in Anbetracht früherer Vorbehalte in den Sternen. Somit dürften Konsumenten den Konzern auch bis auf Weiteres eher mit den weltberühmten Maus- und Enten-Figuren als mit Glücksspiel und Sportwetten in Verbindung bringen.