Mittwoch, 30. Oktober 2024

Italien: Diskussion um E-Sport-Regulierung nach „Glücksspiel-Razzia“

Gaming PCs im eSport Palace in Bergamo Die Beamten haben sämtliche Gaming-PCs des eSport Palace in Bergamo beschlagnahmt (Bild: eSport Palace)

Das italienische Abgeordnetenhaus diskutiert erstmals über die gesetzliche Anerkennung und Regulierung des E-Sports. Die Diskussion habe sich aufgedrängt, nachdem die italienische Akzisen-, Staatsmonopol- und Zollverwaltungsbehörde (ADM) bei einer Razzia am Samstag die gesamte Gaming-Ausstattung von vier E-Sport-Hallen beschlagnahmt habe, berichtet das Glücksspiel- und Gamingmagazin AGIMEG [Seite auf Italienisch].

Das harsche Vorgehen der ADM sei völlig unerwartet und ohne klare rechtliche Grundlage erfolgt, so die Betreiber. Die unangekündigte E-Sport-Razzia stehe auch den jüngsten politischen Bemühungen zur Förderung der Branche entgegen. Einige Abgeordnete wollten daher nun rechtliche Klarheit schaffen.

E-Sport mit illegalem Glücksspiel gleichgesetzt

Eine von der Razzia betroffene E-Sport-Halle sei der „eSport Palace“ im norditalienischen Bergamo. Der eSport Palace sei einer der größten und aktivsten Treffpunkte für die Gamer und E-Sportler im Land. Die Beamten der ADM hätten am Samstag sämtliche Gaming-PCs, Konsolen, Zubehör und sogar die PCs der Mitarbeiter an sich genommen.

Als Begründung hätten sie angegeben, dass die Geräte nicht ordnungsgemäß lizenziert seien. In der Folge habe der eSport Palace ebenso wie die anderen betroffenen Gaming-Hallen Geldstrafen von bis zu 50.000 Euro pro Gerät erhalten.

Tatsächlich gebe es in Italien jedoch überhaupt kein Konzessionsverfahren für Gaming-Ausrüstung, so eSport-Palace-Inhaber Alessio Cicolari gegenüber Agimeg. Sein Geschäft sei nun jedoch gezwungen, vorrübergehend zu pausieren.

Das absurde ist, dass sie sogar die Mitarbeiter-PCs beschlagnahmt haben […], sodass das Geschäft nun stillsteht. […] Wir werden gegen die Beschlagnahmung vorgehen und hoffen, dass sich die ADM schnell auf einen Dialog einlassen wird. Ich verstehe nicht, warum eine legale Gaming-Aktivität, bei welcher es keine Geldgewinne gibt, eine derartige Behandlung erfährt.“

Der Razzia der ADM sei Berichten zufolge eine Beschwerde eines lizenzierten Glücksspiel-Betreibers vorausgegangen. Dieser habe behauptet, dass es sich bei den Gaming-PCs um nicht registrierte Glücksspiel-Angebote handle. Wie Cicolari betont, hätten die LAN- und E-Sport-Angebote seiner Einrichtungen jedoch nichts mit dem Glücksspiel gemeinsam.

Die PCs ermöglichten nicht einmal freies Surfen im Internet, was möglicherweise zur Nutzung illegaler Online-Glücksspiel-Angebote führen könnte. Er hoffe daher, dass die Behörde „ihren Verstand wiedererlange“ und die Geräte wieder freigebe.

Verpasst Italien den Sprung auf den E-Sport-Zug?

Unterstützung erhielten Cicolari und die anderen Betroffenen auch von mehreren Abgeordneten des Parlaments. Wie Finanzuntersekretär Federico Freni erklärt, habe der Vorfall gezeigt, dass es dringend einer gesetzlichen Regulierung der Branche bedürfe.

Dem pflichtete auch der Abgeordnete Daniele Belotti von der Partei Lega Nord bei. Was den E-Sport anbelange, sei Italien im internationalen Vergleich sehr rückständig. Greife die Regierung das Thema nicht zeitnah auf, riskiere Italien, den Aufsprung auf den E-Sport-Zug endgültig zu verpassen.

Ich schließe mit dem Appell an, dass sich die politischen Verantwortlichen mit den Akteuren der Branche an einem Tisch zusammensetzen, um Normen für die Regulierung des Sektors auszuarbeiten. Vergessen wir nicht, dass die Branche in Europa eine enorme Reichweite hat. Im Jahr 2024 wird der E-Sport sein Debüt bei der Olympiade haben. Ich denke nicht, dass Italien es sich leisten kann, dabei zurückzubleiben.“

Der E-Sport sei mit Glücksspielen wie Spielautomaten oder Sportwetten keinesfalls gleichzusetzen. Daher müsse die Politik jetzt einschreiten, damit nicht noch mehr E-Sport-Veranstalter in Italien von der ADM fälschlicherweise wegen vermeintlich unlizenzierter Glücksspiele abgestraft würden, so Belotti.