DFB und DFL laden zum Krisengipfel ein
DFB-Chef Reinhard Grindel (links) und DFL-Chef Reinhard Rauball (Bildquelle: BILD)
Am Dienstag soll in Frankfurt am Main anlässlich aktueller Unruhen im Deutschen Fußball ein Krisengipfel von DFB und DFL stattfinden. Daran teilnehmen sollen auch Bundestrainer Löw, Oliver Bierhoff und Führungskräfte der Clubs.
Zwietracht im deutschen Fußball
Schon vor dem blamablen WM-Aus der deutschen Nationalelf kriselte es in der deutschen Fußballwelt. Der DFB und die DFL beschlossen nun, einen dringenden Krisengipfel abzuhalten, um für Schlichtung und bessere Kooperation zu sorgen.
Der DFB-Präsident Reinhard Grindel (56) und der DFL-Präsident Reinhard Rauball (71) luden dazu Bundestrainer Joachim Löw, Direktor Oliver Bierhoff sowie die Führungskräfte einiger Clubs ein. Die Sitzung soll am Dienstag in Frankfurt am Main stattfinden.
Wie die Fachzeitschrift „kicker“ berichtete, beabsichtige man mit dem Treffen, den „Gedankenaustausch und die Zusammenarbeit nachhaltig zu verbessern“. In den letzten Monaten gab es immer wieder Streitigkeiten zwischen den Verbänden.
Neben Löw und Bierhoff werden die Funktionäre der laut UEFA-Fünfjahreswertung besten deutschen Clubs teilnehmen, derzeit Bayern München, Borussia Dortmund, Schalke 04, Bayer Leverkusen und VfL Wolfsburg.
Ebenfalls eingeladen ist die „Kommission Fußball“ der DFL, welche aus 11 Mitgliedern besteht und weitere deutsche Clubs repräsentiert.
Kurzübersicht der Zusammenarbeit von DFB und DFL
Seit 2016 gibt es zwischen dem DFB und der DFL einen „Grundlagenvertrag“, welcher die Rechte und Pflichten beider Verbände untereinander klar regelt. Der Vertrag ist bis zum 30. Juni 2023 gültig.
Wichtige Grundlagen:
Der DFL e.V. hat ein Vorschlagsrecht für die Vertretung des DFB in den Ausschüssen und Kommissionen und anderen Gremien der UEFA und der FIFA.
Der DFB informiert den DFL e.V. umgehend und rechtzeitig über anstehende Besetzungen.
Der DFL e.V. erkennt die Abstellungsverpflichtung der Spieler seiner Vereine und Kapitalgesellschaften zur Bildung einer starken A-Nationalmannschaft ausdrücklich an.
Mit Blick auf die Bewerbung um die Austragung der EM 2024 sowie auf die am Freitag beginnende Bundesligasaison ist es dringend notwendig, die Einheit innerhalb des deutschen Fußballs wiederzufinden.
Löw und Grindel unter Druck
Auch das Scheitern der deutschen Nationalmannschaft bei der WM ist nach wie vor Thema. Die offizielle WM-Analyse von Bundestrainer Löw soll am 29. August präsentiert werden.
Löw hatte sich für die Analyse viel Zeit lassen wollen, welche DFB-Chef Grindel ihm großzügig gewährte. Während des langen Wartens auf Löws endgültige WM-Analyse wurde der Präsident jedoch vermehrt mächtig unter Druck gesetzt.
Bundestrainer Joachim Löw bei der WM 2018 (Bildquelle: Stuttgarter Zeitung)
Grindel hatte daher von Löw einen Umbruch mit klaren strukturellen Veränderungen der Mannschaft gefordert und somit den Bundestrainer ebenfalls unter Druck gesetzt. Einige Stammspieler des deutschen Teams müssen seitdem um ihre Position bangen.
Am Sonntag gab Grindel der „Bild am Sonntag“ nun ein Interview, in welchem er den Fokus von den personellen Veränderungen nahm und stattdessen mehr Einsatz und mehr Bereitschaft vom Nationalteam forderte.
Nach fast zwei Monaten seit der Niederlage hatten sich anlässlich der neuen Mannschaftsaufstellung kürzlich mehrere Nationalspieler zu Wort gemeldet. Dabei fielen vermehrt auch Aussagen zum WM-Aus und es wurde viel Interpretationsspielraum kreiert.
Der Süddeutschen Zeitung zufolge kristallisiere sich aus den Aussagen der Spieler ein immer klareres Bild heraus. So habe insbesondere der Skandal um Özil (29) und Gündoğan (27) vermutlich Schuld daran, dass das Team während der WM gespalten war.
–
Schon seit längerem heftige Kritik am DFB
DFB-Chef Grindel muss schon seit längerem harte Kritik von mehreren Seiten einstecken. Nach den noch immer nachwirkenden Rassismusvorwürfen kamen am Sonntag besonders harte Worte aus der Chefetage von Bayern München.
München Präsident Uli Hoeneß kritisiert den DFB (Bildquelle: Eurosport)
Präsident Uli Hoeneß (66) forderte eine Herauslösung der deutschen Nationalmannschaft aus dem DFB, damit man das Team unter ein Management aus „professionellen Leuten“ stellen könne.
Dass beim DFB jegliche Professionalität fehle, kritisierte seit längerem auch Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge (62). Dieser sagte in Bezug auf den WM-Skandal, dass der DFB „durchsetzt von Amateuren“ sei.
Ähnliche Worte erreichten die Öffentlichkeit bereits Anfang August durch ein Statement von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert:
Ich glaube, dass die Zeit überfällig ist, innerhalb des DFB eine Struktur zu diskutieren, die endlich klar trennt zwischen einem professionellen hauptamtlich bezahlten Management und einem Aufsichtsgremium bestehend aus Amateur- und Profifußballvertretern. Denn in der Vergangenheit hat es zu oft unklare Zuständigkeiten, Kompetenzgerangel und Eitelkeitsdiskussionen gegeben.
Reinhard Grindel reagierte auf die harten Vorwürfe und Forderungen und traf sich bereits mit Hoeneß und Rummenigge zu einem dreistündigen Schlichtungsgespräch. Der darin geschlossene „Friedensvertrag“ scheint ein erster Erfolg zu sein.
Grindel übt Selbstkritik und ist offen für Veränderung
In seinem „Bild am Sonntag Interview“ äußerste sich der durch die öffentlichen Angriffe geschwächte Grindel nun zu den Vorwürfen. Durch ein klares Statement wollte Grindel etwas Ruhe in die vielen Diskussionen bringen.
So entschuldigte sich der Präsident zunächst über sein Verhalten im Fall Özil. Er räumte dabei den Fehler ein, sich zum entsprechenden Zeitpunkt nicht klar vor Özil gestellt zu haben. Er bedauert auch, dass der ehemalige Nationalspieler sich vom DFB im Stich gelassen fühlte.
Des Weiteren verkündete der DFB-Chef, dass es einige Änderungen in Bezug auf die Marketingstrategie geben soll. Dazu gehören unter anderem niedrigere Ticketpreise sowie mehr öffentliche Trainingseinheiten.
An einen Rücktritt hatte Reinhard Grindel zu keiner Zeit gedacht und er bestätigte, dass er „großen Rückhalt bei Landesverbänden und der Bundesliga“ habe. Umso wichtiger ist es nun, die aktuellen Krisen des deutschen Fußballs zu beseitigen.
Mit dem Krisengipfel am Dienstag sollen hierfür die Weichen gestellt und so bessere Voraussetzungen für die bevorstehenden Turniere der deutschen Teams geschaffen werden.