Australiens Crown Skandal 2019: Immer wieder China
Das Jahr 2019 war kein gutes für den australischen Casinoriesen Crown Resorts. Unter anderem veröffentlichten australische Medien im Sommer die Ergebnisse investigativer Recherchen, die dem Ruf des Unternehmens massiv schadeten und die Ermittlungsbehörden auf den Plan riefen. Seither vergeht kaum ein Monat ohne neue Negativschlagzeilen. Eine Konstante scheint sich wie ein roter Faden durch die Berichterstattung zu ziehen. Sie trägt den Namen China.
Zeichnete sich Crown Skandal bereits 2018 ab?
Im März 2018 erklärte der australische Milliardär James Packer (52) seinen Rückzug aus dem Glücksspielgeschäft. Der damalige CEO der Crown Resorts gab an, dass die Entscheidung auf persönlichen Gründen beruhe. Tatsächlich, so Packer später, habe ihn auch ein vorangegangener Skandal dazu bewogen, das Geschäft aufzugeben:
Er habe sich dafür verantwortlich gefühlt, dass einige seiner Mitarbeiter aufgrund ihrer Tätigkeit für Crown Resorts in China über Wochen inhaftiert gewesen seien. Im Jahr 2017 hatten chinesische Behörden 17 Crown-Angestellte wegen des Verdachts der Werbung für illegales Glücksspiel festgenommen.
Der Konzern soll auf dem chinesischen Markt aggressives Marketing für seine VIP-Angebote gemacht haben. Ein No-Go im Reich der Mitte, in dem nicht nur das heimische Glücksspiel verboten ist, sondern auch das Spiel im Ausland bestraft werden kann.
Infolge der deutlichen Warnung Chinas zog sich Crown Resorts aus dem Land zurück. Um jedoch nicht auf die als besonders risikofreudig geltenden chinesischen Highroller verzichten zu müssen, setzte das Unternehmen von nun an vermehrt auf sogenannte Junket Operatoren.
Junkets bieten gutbetuchten Glücksspieltouristen exklusive Reisepakete zu den Casino-Hotspots der Welt.
Bezahlt werden die luxuriösen Angebote von den Casinobetreiber, deren Zahlen maßgeblich von den VIP-Gästen abhängen.
Im Visier der Ermittler
Der Plan, durch die Vermittlungsdienste von Junket Operatoren in ruhigere Fahrwasser zu gelangen, scheint für Crown Resorts jedoch nach hinten losgegangen zu sein. Seit Sommer 2019 ermitteln diverse staatliche Stellen gegen den Casinoriesen.
Eines der Verdachtsmomente: Hinter den Kulissen lenke das organisierte chinesische Verbrechen die Junkets. Insbesondere eine als „The Company“ bezeichnete Gruppierung nutze die Casinos der Crown Resorts, um ihre Mafiagelder zu waschen.
In VIP-Räumlichkeiten des Crown Casinos wechselten große Bargeldmengen die Besitzer (Quelle:pixabay.com/Quince Media)
Dies zumindest legen Erkenntnisse australischer Journalisten nahe. Unter Berufung auf Aussagen einer ehemaligen Crown Mitarbeiterin und geleakte interne Dokumente zeichnete das TV-Format 60 Minutes Ende Juli ein problematisches Bild des Glücksspielriesen.
Dabei ging es auch um dessen Verbindungen zur australischen Einwanderungsbehörde. Unter anderem sollen chinesische Highroller via Privatjet ins Land gebracht worden sein, die Visa-Vergabe sei dabei auf dem kleinen Dienstweg bearbeitet worden.
Auch könne die Herkunft der teils enormen Bargeldbeträge im Gepäck der ausländischen Besucher kaum nachvollzogen werden. Die These, es könne sich hierbei um zu waschende Schwarzgelder handeln, stützte auch ein im Oktober vom australischen Sender ABC ausgestrahltes Video.
Das Material einer Überwachungskamera des Crown Casinos zeigt, wie in einem Privatraum des Junket Operators Bargeld aus einer prallgefüllten Sporttasche eher informell in Spielchips umgetauscht wird. Im Anschluss an die Veröffentlichungen kündigten unter anderem die australische Bundesanwaltschaft und die Anti-Korruptionsbehörde Ermittlungen an.
Der interessante Mr. Huang
Ebenfalls seit Oktober ist die Geschichte um Crown Resorts und die chinesischen Highroller um noch ein weiteres Kapitel reicher.
Seitdem muss sich der ehemalige Chef der Labourpartei von New South Wales vor einem Antikorruptionsausschuss verantworten. Vor diesem gab Jamie Clements (42) zu, von dem chinesischen Milliardär und Highroller Huang Xiangmo Hilfe in Form von 35.000 Australischen Dollar in bar angenommen zu haben, weil er sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Belästigung einer Mitarbeiterin (Seite auf Englisch) in einer finanziellen Notlage befunden habe:
Er hatte eine Weinkiste und öffnete sie. Darin enthalten waren Bargeld und eine handgeschriebene Notiz auf Englisch, die „Für deine Anwaltskosten“ besagte.
Zudem bestätigte Clements, gemeinsam mit dem Chinesen mehrfach einen Privatjet des Crown Casinos genutzt zu haben.
Huangs Name taucht wiederholt im Kontext der australischen Ermittlungen auf. Er steht im Verdacht, illegale Parteispenden in die australische Politik geschleust zu haben. Zudem wird vermutet, dass er durch seine politischen Verbindungen eine maßgebliche Rolle bei der Freilassung der in China inhaftierten Crown-Mitarbeiter im Jahr 2017 gespielt haben könnte.
Crown Resorts selbst weist jegliche Vorwürfe illegitimer Verbindungen entschieden zurück. Das Entwirren der einzelnen Stränge dürfte die australischen Behörden im Jahr 2020 jedoch weiterhin beschäftigen.