Daytrading, Finanzwetten und Glücksspiel Teil 3
Gibt es eine Verbindung zwischen Daytrading und Glücksspiel? (Bild: pixabay.com)Digitale Handelsplattformen eröffnen privaten Investoren die Möglichkeit, auf den internationalen Finanzmärkten zu handeln. Teil 1 unserer Serie zeigte die Märkte auf, in die investiert werden kann. Teil 2 erklärte, wie diese Handelsplattformen funktionieren.
In Teil 3 geht die CasinoOnline.de-News-Redaktion detaillierter auf die Parallelen zum Glücksspiel ein, die beim Online-Trading gezogen werden können. Auch die damit verbundenen Risiken für den Nutzer werden beleuchtet.
Grenzen zwischen Handel und Glücksspiel verschwimmen
Online-Broker ermöglichen den Echtzeit-Handel mit Aktien, Forex und Kryptowährungen. Insbesondere während der COVID-19-Pandemie erhielten Trading-Apps wie jene von Robinhood Markets Inc. regen Zulauf und schafften eine neue Generation von Investoren.
Allerdings scheinen sich die Grenzen zwischen Aktienhandel und Glücksspiel zunehmen zu vermischen. Grund für diese Annahme sei, dass Handelsplattformen vermehrt glücksspielähnliche Funktionen wie Rubbelspiele, digitales Konfetti, Emojis und High-Five-Symbole verwendeten, erklärte die Spielerschutz-Organisation Maryhaven [Seite auf Englisch].
Es seien jedoch eben jene Elemente, die unerfahrene Trader zu riskanterem Verhalten brächten. Dazu gehörten grünes Konfetti, wenn ein Handel durchgeführt werde und Symbole für Gratis-Aktien, die Lottoscheinen ähnelten. Es gebe sogar Vorteile für Nutzer, wenn sie die App häufiger verwendeten.
Einige Trading-Apps werben mit Gratis-Aktien und Bonusangeboten. (Bild: robinhood.com)
Keith Whyte, Exekutivdirektor des National Council on Problem Gambling, erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal NBC News:
Dies fördere die Ausschüttung des Glückshormons Dopamin, was den Nutzer dazu bringe, immer wieder zurückzukehren, so Whyte. Auch die Folgen des exzessiven Handels seien mit denen des Glücksspiels vergleichbar.
Dies bestätigte auch Felicia Grondin, Exekutivdirektorin des Council on Compulsive Gambling of New Jersey, gegenüber der Financial Times. Seit Beginn der Pandemie habe die Glücksspiel-Hotline die Anzahl der Anrufe im Zusammenhang mit Daytrading einen fast 50-prozentigen Anstieg verzeichnet.
Auf Anfrage von NBC News lehnte es Robinhood ab, sich direkt zu den glücksspielähnlichen Design-Elementen der App zu äußern. Nora Chan, eine Sprecherin von Robinhood, kommentierte in einer E-Mail:
Branchenexperten sind jedoch der Ansicht, dass die suchtfördernden Elemente von Robinhood ein bekanntes Problem seien. Start-ups wie Public und Titan hätten daher auf völlig gegensätzliche Designs gesetzt.
Joe Percoco, Co-CEO von Titan, vergleicht Robinhood-Investoren mit Menschen, die in ein „schnelles neues Auto ohne Fahranleitung steigen“. Robinhood sei so konzipiert, dass es die Kunden süchtig mache. Dies sei entsetzlich.
Einige Trading-Apps sind so konzipiert, dass sie Suchtverhalten fördern. (Bild: unsplash.com, Michael Fortsch)
Cesar Albarran-Torres, Dozent für Medien und Kommunikation an der Swinburne University of Technology in Melbourne, Australien, kam in einem Buch von 2018 ebenfalls zu dem Schluss, dass Apps wie Robinhood besser als „Glücksspiel“ verstanden werden sollten.
Informationen würden auf sehr einfache Weise präsentiert, was sie wie ein Videospiel oder eine Fantasy-Sportliga aussehen ließen, sagte er. Zu Forschungszwecken verwende er ein separates Mobiltelefon mit Glücksspiel- und Finanz-Apps. Dort erhalte er von Robinhood eine riesige Menge an Benachrichtigungen. Dies sei „einfach verrückt“.
Trading-Apps bergen Spielsucht-Gefahr
Neue Studien haben sich mit der Korrelation zwischen der Sucht nach Aktienhandel und der Spielsucht beschäftigt. Trader gehen auf der Jagd nach höheren Gewinnen und einem größeren Nervenkitzel immer größere Risiken ein.
Viele Trader sind auf der Jagd nach dem großen Gewinn. (Bild: shutterstock.com)
Eine im April 2022 veröffentlichte Studie [Seite auf Englisch] der Tampere University in Finnland in Kooperation mit der französischen Université de Bordeaux zeigte die Zusammenhänge zwischen traditionellen Investitionen, dem Aktienhandel in Echtzeit und dem exzessiven Handel mit Kryptowährungen und psychischen Gesundheitsproblemen auf.
Die Teilnehmer waren Finnen im Alter von 18–75 Jahren, davon waren rund die Hälfte männlich. Sie beantworteten Fragen zu regelmäßigen Investitionen, der Nutzung von Echtzeit-Aktienhandelsplattformen und dem Handel mit Kryptowährungen.
Von den Befragten seien 22,29 % als Investoren kategorisiert worden, die nur einmal monatlich investierten. 3,01 % hätten Echtzeit-Aktienhandelsplattformen genutzt und 3,59 % hätten in den Krypto-Markt investiert.
Zudem habe sich herausgestellt, dass eher jüngere männliche Trader Echtzeit-Trading-Dienste nutzten und vermehrt in Kryptowährung investierten. Sowohl die Nutzung von Echtzeit-Aktienhandelsplattformen als auch der Handel mit Kryptowährungen seien mit einem höheren exzessiven Verhalten verbunden gewesen.
Interessant sei laut der Studie, dass Trader, die in Kryptowährungen investierten, auch häufiger mit dem Glücksspiel in Berührung kämen. Zudem nutzten sie in höherem Maße das Internet.
Krypto-Trader berichteten zudem von stärkerer psychischer Belastung, Stress und Einsamkeit. Dies unterstreiche die Notwendigkeit, die Risiken im Zusammenhang mit Echtzeit-Handelsplattformen anzuerkennen.
Spielerschutz-Tools für Trading-Apps gefordert
Whyte erklärte, dass Spieler und Investoren schon immer viele Gemeinsamkeiten gehabt hätten. Häufig zeigten insbesondere junge Männer selbstschädigendes Verhalten, wenn sie in ihrer Obsession zu weit gingen.
Der Freitod eines 20-jährigen Daytraders im Sommer 2020 sei dafür ein extremes Beispiel. Der junge Mann habe die Abschlussbilanzen scheinbar falsch interpretiert [Seite auf Englisch] und gedacht, er habe ein Vermögen verloren.
Manche Anleger neigen dazu, sich selbst zu schädigen, wenn sie Verluste generieren. (Bild: pixabay.com)
Dazu erklärte Whyte:
Aufgrund der wachsenden Risiken für Verbraucher hat die Spielerschutzorganisation GamCare [Seite auf Englisch] im Februar 2022 ein Selbstausschlusssystem für Trading-Apps vorgeschlagen.
Gemeinsam mit Vertretern von Finanzinstituten, Hilfsorganisationen, Glücksspiel-Unternehmen und Betreibern von Trading-Plattformen sollen nun in Kooperation mit Regulierungsbehörden und der Regierung Strategien erarbeitet werden.