Chinesische Polizei zerschlägt milliardenschwere illegale Glücksspiel-Anbieter
Der chinesischen Polizei gelang ein großer Schlag gegen das illegale Glücksspiel (Bild: firstpost)
Den chinesischen Ermittlungsbehörden ist ein bedeutender Schlag gegen die Glücksspiel-Mafia gelungen. Angaben der Polizei zufolge wurde in der ostchinesischen Jiangsu-Provinz ein illegales Syndikat zerschlagen, das Onlineumsätze von über einer Milliarde US-Dollar erwirtschaftet hatte.
Der Erfolg gegen die illegalen Betreiber aus der nördlich der Millionenstädte Shanghai und Nanking gelegenen Provinz gelang den Behörden nach langen Ermittlungen. Diese wurden in Kooperation mit Interpol im Rahmen der groß angelegten Operation SOGA VII durchgeführt. Bei den Razzien wurden 56 Verdächtige festgenommen.
Gewinnträchtiges illegales Online Casino
Das Syndikat betrieb von den Philippinen aus seine Online Casino-Plattform, deren Angebot sich vorwiegend an chinesische Spieler richtete. Berichten zufolge nutzten über 114.000 Kunden das Angebot, was den Betreibern illegale Gewinne von schätzungsweise 95 Millionen US-Dollar bescherte.
Täter nutzten Namen des Sands Macau (Bild: Sands)
Für die Werbung neuer Spieler und die Verschiebung der Umsätze waren nach Angaben der Polizei 27 Verdächtige in verantwortungsvollen Positionen zuständig. Diese stützten sich auf ein Netz von über 5.500 Buchmachern, die die festgelegten Maßnahmen vor Ort durchführten.
Um die Illegalität ihres Angebots zu verschleiern, setzten die Macher des Online Casinos auf gefälschte Markennamen. So firmierten sie unter Namen wie New Lisboa Casino (SJM Holdings) und Venetian (Sands China), die in der Spielerstadt große Casino-Resorts betreiben. Die Firmierungen erweckten bei den Spieler den Anschein, dass es sich bei den Casinos um regulär lizensierte Anbieter aus Macau handelt. Deshalb war den Kunden meist überhaupt nicht bewusst, dass sie auf illegalen Webseiten zockten.
Den Casinos war die unrechtmäßige Verwendung ihrer Markennamen bekannt, weshalb sie schon lange auf ihren Webseiten darauf hinwiesen, keinerlei Online Casinos unter diesen Marken zu betreiben. Scheinbar ohne großen Erfolg, wie die Umsätze und Nutzerzahlen auf den gefälschten Casino-Seiten beweisen. Doch auch die von der Sands-Gruppe eingereichten Klagen gegen die Betreiber waren bisher nicht von Erfolg gekrönt.
Verstärktes Vorgehen der chinesischen Polizei
Dem erfolgreichen Schlag waren intensive Ermittlungen, die bereits 2016 nach einem Tipp aus der Glücksspiel-Szene begonnen hatten, vorausgegangen. Sie führten 2017 zur Festnahem zweier für die Plattform arbeitender Entwickler, was den Behörden erstmals tieferen Einblick in Datenströme und Organisationsstrukturen des Syndikats gewährte.
Der vorliegende Fall zeigt deutlich, welche Priorität das Thema bei der chinesischen Polizei inzwischen genießt, denn mit Ausnahme von staatlich organisierten Lotterien ist das Glücksspiel in China offiziell illegal. Lediglich in Macau besteht für Chinesen die Möglichkeit, im eigenen Land legal zu zocken. Im Land der traditionell spielfreudigen Chinesen grassieren deshalb immer mehr illegale Angebote. Die negativen Auswirkungen für die Bevölkerung und die illegal abgeschöpften Gewinne sind den staatlichen Behörden schon lange ein Dorn im Auge, weshalb die Polizei nun konsequent dagegen vorgeht. Die zahlreichen Razzien gegen Buchmacher während der Fußball-WM sind dafür nur ein weiteres Beispiel.
Interpol ermittelte gegen Wettbetrug bei der FIFA-Weltmeisterschaft
Auch für die internationale Polizeiorganisation Interpol liegt ein Schwerpunkt der Bekämpfung des illegalen Glücksspiels in Asien. So wurden dort bereits im Zuge der letzten Fußball-EM zahlreiche Razzien veranlasst, bei denen über 4.000 Festnahmen erfolgten.
Die aktuellen Ermittlungen richteten sich ebenfalls gegen illegale Wettangebote und Betrügereien; diese Mal rund um die im Sommer in Russland veranstaltete Fußballweltmeisterschaft. Sie führten zu insgesamt über 14.900 Razzien gegen Glücksspiel-Betreiber in China, Thailand, Malaysia und Singapur.
Grund für die umfangreiche Operation ist laut Interpol die zunehmende Tendenz, illegale Glücksspiel-Angebote nicht mehr über physische Wettbüros, sondern online abzuwickeln. Dies sei auch ein Grund für die Internationalität des jüngst zerschlagenen Syndikats, denn der Onlinebetrug funktioniere leicht über die Grenzen einzelner Staaten hinweg. Interpols Direktor für Organisierte Kriminalität, Paul Stanfield, sagte zu dem Erfolg:
„Onlineplattformen dieser Art haben der illegalen Szene international zum Durchbruch verholfen. Sie operieren meist von Staaten aus, in denen Online-Glücksspiel und Sportwetten nur geringen rechtlichen Regulierungen unterliegen. Dies erschwert der Polizei die Ermittlungen zusätzlich. Deshalb ist ein koordinierter internationaler Ansatz nötig, um diesen Verbrechenstyp wirksam zu bekämpfen, besonders wenn er sich von kleinen Spielhöllen hin zu global operierenden illegalen Strukturen entwickelt.“
Während der knapp 15.000 Razzien wurden Tausende Verdächtige festgesetzt. Interpol berichtet, dass im Zuge der SOGA-Operation in Asien weit über 30.000 Verhaftungen stattfanden und 57 Millionen US-Dollar sichergestellt werden konnten.
Allein in Hong Kong stieg die Zahl der Festnahmen auf 242 Personen. Neben den Festnahmen wurden über 1.000 Computer mit weiterem Beweismaterial und 1,7 Millionen US-Dollar Bargeld beschlagnahmt. Die Ermittlungsergebnisse führten dazu, dass die Operation weit über Chinas Grenzen hinweg ausgeweitet wurde.
Nach Angaben von Interpol wickelten die nun zerschlagenen Gruppierungen ein Wettvolumen an über 8 Milliarden US-Dollar ab. Nicht zuletzt deshalb sei die Aktion ein großer Erfolg, der den illegalen Glücksspiel-Machenschaften in Fernost einen schweren Treffer versetzt hat.