Chinas Kryptowährung soll Überwachung des Online Glücksspiels ermöglichen
China arbeitet an der ersten staatlichen Kryptowährung mit dem Namen „Digital Currency Electronic Payment“ (DCEP). Wie ein Beamter der Staatsbank am Dienstag sagte, gehe es dabei nicht darum, die volle Kontrolle über finanzielle Informationen zu erhalten, jedoch würde die Krypto-DCEP eine Überwachung des Online Glücksspiels, der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung ermöglichen.
DCEP – die weltweit erste, staatliche Digitalwährung
Bereits seit längerem ist bekannt, dass China an einer staatlichen Kryptowährung arbeitet. Eine Rede, die die der Vize-Präsident des China International Economic Exchange Centers (CIEE), Huang Qifan, Ende Oktober hielt, lässt darauf schließen, dass die Einführung der Kryptowährung näher bevorstehen könnte als bisher vermutet.
Qifan bestätigte, dass die chinesische Zentralbank, die People’s Bank of China (PBoC), sich derzeit bemühe, zur weltweit ersten Zentralbank mit einer eigenen nationalen Digitalwährung zu werden. Huang Quifan führte aus, dass die chinesische Zentralbank bereits seit über fünf Jahren an der Konzeption der Digitalwährung arbeite.
Über die Einführung dieser Kyptowährung, die auf Bitcoin-Technologie beruhen könnte, war bisher wenig bekannt, jedoch gab der Leiter der Blockchain-Forschungsstelle der PBoC, Mu Changchun, auf einer Konferenz in Singapur neue Informationen bekannt.
Wird die Kryptowährung den Yuan ersetzen?
Die Rede Mu Changchuns weist darauf hin, dass die Kryptowährung DCEP künftig sogar den Yuan ersetzen könnte. Dies würde der chinesischen Regierung, wie die Nachrichtenagentur Reuters [Seite auf Englisch] betonte, eine Kontrolle über die Geldströme verschaffen, die andere Zentralbanken nicht hätten.
So habe Mu Changchun gesagt:
„Wir wissen, dass die breite Öffentlichkeit die Wahrung der Anonymität durch die Verwendung von Papiergeld und Münzen fordert. Wir werden den Menschen, die dies wünschen, Anonymität bei ihren Transaktionen gewähren.“
Zugleich werde man jedoch das Gleichgewicht zwischen einer „kontrollierbaren Anonymität“ und der Bekämpfung der Geldwäsche, der Terrorismusfinanzierung, der Steuerhinterziehung sowie des Online Glücksspiels bewahren. Es sei allerdings nicht beabsichtigt, die finanziellen Informationen der Bevölkerung vollständig zu überwachen.
Laut Mu Changchun sei das Ziel des Projektes, ein neues System zu schaffen, falls es Probleme mit Chinas bestehender finanzieller Infrastruktur geben sollte und ländlichen Regionen Zugang zu bequemen Zahlungsdienstleistungen zu ermöglichen.
Größere Kontrolle des Glücksspiels geplant
Den Aspekt der Finanzkontrolle, die die Kypto-DCEP ermöglichen würde, kritisierte auch Ethereum-Mitbegründer Joseph Lubin in einem Interview mit dem Nachrichtensender CNBC.
Joseph Lubin, Co-Founder von Ethereum, kritisiert, dass bei der chinesischen Kryptowährung der Aspekt der Dezentralisierung fehle. (Bild: Flickr/MoneyConf)
Seiner Ansicht nach fehle bei der chinesischen Kryptowährung vollständig das Charakteristikum der Dezentralisierung.
Die Dezentralisierung gilt als eines der Hauptmerkmale von Kryptowährungen. Sie ermöglicht es den Marktteilnehmern, ihre Privatsphäre aufrecht zu erhalten und eliminiert staatliche Eingriffe. China sei laut Lubin nicht an diesem Aspekt der Blockchain-Technologie interessiert. Stattdessen werde DCEP verwendet, um Finanzflüsse weiterhin zu kontrollieren und sei lediglich eine digitale Version der bestehenden Währung.
Bereits jetzt betreibt die chinesische Regierung ein Mammutprogramm zur Kontrolle des Internets, auch „The Great Firewall“ genannt, bei dem unter anderem Webseiten, die Online Glücksspiele anbieten, blockiert werden.
In letzter Zeit hat die chinesische Regierung immer härter gegen das Glücksspiel in China durchgegriffen. Dabei ist den Behörden nicht nur das Online Glücksspiel ein Dorn im Auge. Auch traditionelle Spiele, wie das beliebte Mahjong, sind von den umfassenden Verboten betroffen. Erlaubt ist das Glücksspiel in China, abgesehen von einigen staatlichen Lotterien, ausschließlich in Macau. Glücksspiel-Betreibern auf den benachbarten Philippinen wirft die chinesische Regierung immer wieder vor, chinesische Spieler mit ihren Online Glücksspielen zum verbotenen Glücksspiel zu verleiten.
Von der Sperre betroffen sind sämtliche Webseiten, die die chinesische Regierung als sensibel bewertet. Dazu zählen neben Glücksspielseiten auch die Webseiten von Social-Media-Diensten wie Instagram und Facebook sowie von Medienagenturen und Zeitungen, darunter Reuters, NY Times und das Wall Street Journal. Analysen des Berkman Klein Center der Harvard University gehen davon aus, dass mindestens 19.000 Webseiten von der chinesischen Zensur betroffen seien.
Mit Einführung der Kryptowährung würde die chinesische Regierung ein weiteres Werkzeug im Kampf gegen das Glücksspiel im Land erhalten und könnte Wirtschaftszweige nach Belieben kontrollieren.