Was wird aus Chinas E-Sport? Neue harte Maßnahmen gegen Online-Games
Chinas Aufsichtsbehörden haben am Mittwoch angekündigt, die Zulassung neuer Online-Spiele vorerst auszusetzen. Mit dieser Maßnahme soll die zunehmende Spielsucht bei jungen Menschen bekämpft werden. Dies berichtete die South China Morning Post [Seite auf Englisch] am Donnerstag.
Der Beschluss sei bei einem Treffen zwischen der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Kommunistischen Partei Chinas, der Nationalen Presse- und Veröffentlichungsbehörde (NAPP) und Vertretern der Branchenriesen Tencent und NetEase getroffen worden.
In der Erklärung der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua heißt es:
Alle Spieleunternehmen müssen die Anordnungen der Bekanntmachung strikt einhalten und die Spielzeitbeschränkungen für Minderjährige gründlich umsetzen, wenn sie ihnen Online-Spiele zur Verfügung stellen, und sie dürfen Minderjährigen keine Online-Spielkonten und Transaktionsdienste in irgendeiner Form anbieten.
Für die Branche dürfte die jüngste Regierungsanordnung einen weiteren schweren Schlag bedeuten. Erst im August wurde der Spielkonsum Minderjähriger stark eingeschränkt.
Anbieter von Online-Games dürfen Jugendlichen ihre Spiele nur noch freitags, samstags und sonntags sowie an offiziellen Feiertagen für je eine Stunde zwischen 20 und 21 Uhr zugänglich machen.
Schwere Folgen für den professionellen E-Sport?
Mit rund 5.000 Teams ist China derzeit der größte E-Sport-Markt der Welt. Die neuen Regeln könnten den Status als erfolgreichstes Land im kompetitiven Gaming gefährden.
Chen Jiang, außerordentlicher Professor an der School of Electronics, Engineering and Computer Science der Peking-Universität, erklärte:
Die neuen Vorschriften zerstören fast jedwede Chancen junger Menschen, professionelle eSports-Spieler zu werden.
Top-E-Sport-Spieler würden in der Regel im Teenageralter entdeckt und gingen mit Mitte 20 in den Ruhestand, so Jiang. Einer der weltweit bekanntesten League of Legends-Spieler, Wu Hanwei, auch bekannt als Xiye, habe mit 14 mit dem Spielen begonnen und sei mit 16 einem Verein beigetreten.
Ein Manager eines großen nicht genannten chinesischen Clubs sagte, die neuen Regeln könnten bedeuten, dass viele talentierte Menschen nicht entdeckt würden. Zudem könnte auch der milliardenschwere E-Sport-Markt in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Zahl der chinesischen E-Sport-Fans liege Schätzungen zufolge bei rund 400 Millionen und der chinesische E-Sport-Markt habe im vergangenen Jahr einen Wert von rund 147 Mrd. Yuan (19,44 Mrd. Euro) gehabt, erklärte das chinesische Beratungsunternehmen iResearch.
Verbannung „unmännlicher“ Spiele-Inhalte
Neben der temporären Aussetzung der Veröffentlichung neuer Spiele und der Begrenzung der Spielzeit sollen Spielehersteller bei ihrem Treffen am Mittwoch von der Regierung weitere Anweisungen erhalten haben.
So sollen „unmännliche“ Inhalte aus den Video-Games entfernt werden. Mit dieser Maßnahme solle einer „Verweichlichung“ und „Verweiblichung“ der Gesellschaft entgegengewirkt werden.
Die jüngsten Anordnungen im Rahmen einer neuen Regierungskampagne betreffen nicht nur die Gaming-Branche. Auch aus dem Fernsehprogramm und den Streaming-Diensten sollen „verweichlichte Männer“ verbannt werden.
Experten zufolge soll hinter den Anordnungen die konservative, ältere Generation der Kommunistischen Partei stecken, die sich möglicherweise an der neuen androgynen Popkultur störe, berichtete der Spiegel.
Bereits seit längerer Zeit setze sich die Partei für die Wahrung des traditionellen Rollenverständnisses ein, denn „weibliche“ Männer seien „emotional instabil und körperlich schwach“. Diese Männer könnten ihr Land nicht verteidigen.
Wie Xinhua am Mittwochabend berichtete, sollen die Entwickler zudem verpflichtet werden, anstößige, obszöne, gewaltverherrlichende und sonstige unangemessene Inhalte zu entfernen.