Chinas Kampf gegen das Glücksspiel im Jahr 2019
Chinas Regierung möchte die Bevölkerung vor schädlichen Einflüssen aus dem Gaming- und Glücksspielsektor bewahren. Im Jahr 2019 erhöhte Peking den Druck auf die Branche. Betroffen von den rigiden Vorgaben der kommunistischen Führung waren dabei nicht nur Einheimische.
Grundwerte des Sozialismus
In China ist das Glücksspiel nur in der Sonderverwaltungszone Macau legal (Quelle:flickr.com/shankar s., licensed under CC BY-2.0)
Weltweit ringen Staaten um einen tragfähigen Umgang mit dem Glücksspiel. Kaum ein Land setzt dabei auf so enge Grenzen wie die Volksrepublik China. Während das Spiel um Geld in der Sonderverwaltungszone Macau für rund 80 Prozent des Staatshaushalts verantwortlich ist, gelten für Chinesen auf dem Festland klare Regeln:
Jegliche Glücksspielangebote abseits der staatlichen Lotterien sind verboten. Auch das Spiel im Ausland kann geahndet werden.
Wie ernst es der kommunistischen Führung mit dem Glücksspielverbot ist, stellte sie im Jahr 2019 mehrfach unter Beweis. Eine Vielzahl neuer Vorgaben soll sicherstellen, dass die Bürger des Reichs der Mitte keinen schädlichen Einflüssen aus dem Gaming- und Glücksspielsektor ausgesetzt sind.
Im Zuge der Einführung eines Verbots von Glücksspielfunktionen in elektronischen Unterhaltungsangeboten forderte das chinesische Ministerium für Kultur und Tourismus seine Kontrolleure im November auf, den nationalen Geist Chinas in ihrer Arbeit zu reflektieren:
Ermutigen Sie die Unternehmen, den Wert der traditionellen chinesischen Kultur voll auszuschöpfen und die Grundwerte des Sozialismus aktiv zu fördern.
Unter das Verbot fallen jegliche Angebote, an denen mit zufälligem Spielausgang gespielt werden kann, wie z.B. Greifarmautomaten. Auch Computer in Internetcafés können als illegale elektronische Unterhaltungsmedien klassifiziert werden, wenn sie den Nutzern Zugang zum verbotenen Online Glücksspiel ermöglichen.
Mahjong auf der schwarzen Liste
Unbeobachtet wird künftig auch das legale Spiel Minderjähriger im Internet nicht mehr sein. Ebenfalls im November veröffentlichte die staatliche chinesische Stelle für Presse und Publikationswesen einen Maßnahmenkatalog „zur Verhinderung des Genusses von Online-Spielen durch Minderjährige“.
Dieser sieht eine klare zeitliche Begrenzung des Online-Gamings für Jugendliche inklusive nächtlicher Sperrstunde vor. Unter der Woche darf, wer unter 18 ist, noch maximal 90 Minuten täglich mit dem Online Gaming verbringen. Zwischen 22 und 8 Uhr dürfen Jugendliche gar nicht mehr zocken.
Was in China überhaupt online gespielt werden darf, steht spätestens seit dem Frühjahr 2019 fest. Im April führte die Regierung neue Zulassungsrichtlinien für Online- und Videospiele ein.
Verboten sind seither nicht mehr nur Spiele mit als schädlich klassifizierten Inhalten, wie Prostitution oder Gewalt. Auch die Klassiker Online-Mahjong und -Poker stehen nun auf der schwarzen Liste Pekings.
Sie sollen geeignet sein, Spieler, auch wenn nicht um Geld gespielt wird, zum illegalen Glücksspiel zu verleiten. Ein Risiko, dass die chinesische Führung nicht eingehen möchte.
Um die Umsetzung des Verbots von Glücksspiel im Internet für die heimische Bevölkerung sicherzustellen, nahm die chinesische Führung 2019 vermehrt auch Anbieter aus dem Ausland ins Visier.
Offshore Online Casinos im Fokus
Der phlippinische Präsident Duterte zeigte sich bislang nicht begeistert von Chinas Verbotsansinnen (Quelle:PCOO EDP, public domain)
Ähnlich China untersagen diverse asiatische Regierungen der eigenen Bevölkerung das Online Glücksspiel. Gleichzeitig profitieren einige von ihnen von einer florierenden Offshore Casino-Industrie.
So sollen beispielsweise die Philippinen im Jahr 2018 umgerechnet rund 10 Millionen Euro durch die Abgaben der sogenannten POGOs (Philippines Offshore Gambling Operators) eingenommen haben. Die Glücksspielbetreiber, die ihre Angebote unter anderem gezielt an Bewohner des chinesischen Festlandes richten, machen somit einen nicht zu unterschätzenden Faktor des chronisch klammen philippinischen Staatshaushaltes aus.
Dies weiß auch die Regierung von Präsident Duterte und reagierte 2019 verschnupft auf wiederkehrende Forderungen aus Peking, die POGOs endgültig zu verbieten.
Nachgelagerte Ziele?
Weniger zögerlich als die Philippinen zeigte sich hingegen das Königreich Kambodscha. Im August verkündete Premierminister Hun Sen das Aus des legalen Online Glücksspiels in seinem Land.
Künftig würden keine Lizenzen zum Betrieb von Online Casinos mehr vergeben. Existierende Konzessionen könnten nicht verlängert werden, so der mutmaßlich auf Druck von China verfasste Beschluss. Das ehemalige Zentrum der kambodschanischen Offshore Casinos, Sihanoukville, solle nach Willen beider Länder zu einem Technologiestandort ausgebaut werden.
Gemeinsam ist den genannten Maßnahmen nicht nur, dass sie das Glücksspiel unterbinden sollen. Sie alle betreffen direkt oder indirekt den Zugang der chinesischen Bevölkerung zu einem freien Internet. Welche „schädlichen Inhalte“ die Führung in Peking bei ihrem Kampf gegen das Glücksspiel im Kern wirklich ausschließen möchte, bliebe somit weiterhin zu beobachten.