China führt neue Richtlinien für die Zulassung von Online-Games ein
Die chinesische Regierung hat neue Richtlinien eingeführt, die von nun an für die Zulassung neuer Videospiele am Markt gelten. Dabei sollen unter anderem Games wie Poker und Mahjong von der Zulassung ausgeschlossen werden.
Keine Lizenzen mehr für Poker, Mahjong, Blut und Leichen
Am 22. April hat die staatliche Verwaltungsbehörde für Presse und Publikationswesen Chinas neue Richtlinien veröffentlicht, die Unternehmen erfüllen müssen, wenn sie für ihre Videospiele eine Lizenz erhalten wollen. Diese benötigen sie, wenn sie ihre Spiele kommerziell vermarkten möchten.
Online-Spiele wie Poker und Mahjong sind nun vollständig verboten. Grund hierfür sei die Befürchtung der Behörden, diese könnten zu illegalem Glücksspiel verleiten. Verboten werden dabei nicht die Webseiten, auf denen die Spiele angeboten werden, sondern die einzelnen Games, die nicht den geforderten Werten entsprechen.
Von dem Verbot sind auch Videospiele betroffen, die Blut oder Gewalt zeigen. In der Vergangenheit hatten Spieleentwickler die Farbe des in den Games gezeigten Blutes verändert, um Restriktionen zu umgeben.
Die neuen Richtlinien schließen Blut nun jedoch in sämtlichen Farben von der Genehmigung aus. Ein von TechCrunch befragter, chinesischer Spieleentwickler aus Guangzhou zeigte sich diesbezüglich unbesorgt:
„Chinesische Spieleentwickler sind an willkürliche Regelungen gewöhnt. Sie entwickeln schnell Methoden, um die Anforderungen zu umgehen.“
Dies ist jedoch nur Unternehmen möglich, die über die entsprechenden Ressourcen verfügen. Gerade kleineren Herstellern dürfte es schwerfallen, sich an die restriktiven Normen anzupassen und ihre Spiele zu monetarisieren.
Zu den unerwünschten und künftig nicht mehr lizensierten Online-Spielen gehören auch all jene, die von der chinesischen Kaiserzeit inspiriert sind. Dies betrifft beispielsweise Spiele, die dem Genre „Gongdou“ sowie „Guandou“ zugeordnet werden können.
Während sich „Gongdou“-Spiele um den im Kaiserreich üblichen Harem und die Rivalitäten von Konkubinen und kaiserlichen Ehefrauen drehen, bietet das kaiserliche Imperium den passenden Hintergrund für die Guandou-Spiele. Behörden seien die beiden Kategorien wegen ihrer „obszönen Inhalte“ und des Risikos „politischer Metaphern“ ein Dorn in Auge.
Für Spiele, die sich bereits auf dem Markt befinden, kommt das Verbot ohnehin zu spät, wie der Marketing-Manager eines großen, chinesischen Online-Spiele-Anbieters angibt:
„Uns wird das nicht besonders treffen, denn wir waren schon früh am Markt und haben bereits eine große Anzahl an Lizenzen sammeln können.“
Monatelang war keine Monetarisierung von Videospielen möglich
Im vergangenen Frühjahr hatte sich das Ministerium für Kultur und Tourismus in China dazu entschlossen, den Zulassungsprozess für neue Videospiele monatelang einzufrieren. Die Regeln für die Zulassung sollten im Zuge dessen neu überarbeitet werden. Dementsprechend gab es einen massiven Rückstand an zu genehmigenden Titeln.
Fortnite wurde bereits im Dezember 2018 von der Lizensierung in China ausgeschlossen. (Bild: Wikipedia)
Im Dezember 2018 hatte die Regierung dann ein neues Ethik-Komitee für Online-Spiele gegründet und angekündigt, die Überprüfungen wieder aufzunehmen. Dabei sollte die soziale Verantwortung im Mittelpunkt stehen und es sollten nur Titel genehmigt werden, die bestimmte Werte vermitteln. Bei einer ersten Kontrolle waren im Dezember gleich sieben Games, unter ihnen Fortnite und Player Unknown’s Battleground (PUBG), vollständig gesperrt worden.
War zunächst wieder etwas Schwung in den Zulassungsprozess gekommen, kam es im Februar, wie Reuters berichtete [Seite auf Englisch], erneut zum Stopp. Die Zulassungsanträge stapelten sich auf den Tischen der Behörden und der Rückstand war zu groß geworden, um ihn zeitnah aufholen zu können. Daher waren die Spieleanbieter zwar in der Lage, Zulassungsanträge auszufüllen, jedoch wurden diese nicht an die zentrale Zulassungsbehörde weitergeleitet.
Anfang April hielt die Staatliche Verwaltungsbehörde für Presse und Publikationswesen dann eine Gaming-Konferenz ab und legte darin neue Richtlinien für die Zulassung von Videospielen fest. Seit dem 22. April setzt China nun den Genehmigungsprozess für die Lizensierung und dementsprechend für die Monetarisierung der Onlinespiele fort. Dabei soll nun nicht nur die Art der Spiele, sondern auch ihre Anzahl eingeschränkt werden.
Für Online-Games stellt China den weltweit größten Markt dar. Jedoch könnten es die neuen Richtlinien den Spieleherstellern schwerer machen, ihre Produkte zu verkaufen. Gerade Anbieter von Poker- und Mahjong-Spielen dürften die neuen Regeln hart treffen.
Sie stellten 2017 insgesamt 37 Prozent der mehr als 8.500 genehmigten Games dar. Die Regierung selbst muss durch ihre Restriktionen dementsprechend mit geringeren Steuereinnahmen rechnen.