Casino-Enklave in Laos „schlimmste“ Sonderwirtschaftszone der Welt?
Das Kings Roman Casino in der SWZ Goldenes Dreieck am Ufer des Mekong (Quelle:researchgate.net licensed under CC BY-ND 4.0)Die asiatische Sonderwirtschaftszone (SWZ) Goldenes Dreieck in Laos lockt ihr größtenteils chinesisches Publikum unter anderem mit einem umfassenden Glücksspiel-Angebot. Seit langem regt sich jedoch lautstarke Kritik an den Vorgängen in dem am Mekong gelegenen Gebiet an der Grenze zu Thailand und China.
In dieser Woche bezeichnete der Schweizer Wirtschaftsexperte Thibault Serlet die Region als „schlimmste Sonderwirtschaftszone der Welt“ und forderte ihre öffentliche Verurteilung. Die faktisch unter Kontrolle des Kriminellen und Glücksspiel-Milliardärs Zhao Wei stehende Region sei ein „Zentrum für Menschenhandel, Wildtierschmuggel und Drogenproduktion“. Abgewickelt würden die Geschäfte über Zhaos Kings Romans Casino.
Casino-Mogul mit eigener Wirtschaftszone
Im Jahr 2007 verpachtete die Regierung von Laos ein rund 10.000 Hektar großes Gelände im Norden des Landes an die im selben Jahr gegründete und in Hongkong registrierte Kings Roman Group.
Das Joint Venture umfasste nicht nur eine Laufzeit von 99 Jahren, sondern auch die offizielle Ausweisung der bis dato wirtschaftlich eher unerschlossenen Region als Sonderwirtschaftszone.
Seither, so Unternehmensangaben, habe Kings Roman Hunderte Millionen von Dollar in das „Goldene Dreieck“ investiert. Heute gilt die Region vielen, in erster Linie chinesischen Besuchern als Vergnügungsmekka. Hier blühen unter anderem die sowohl in Laos als auch China offiziell verbotenen Wirtschaftszweige Glücksspiel und Prostitution.
Gründer der Kings Roman Group ist der in China geborene Glücksspiel-Magnat Zhao Wei. Der Unternehmer war bereits in den 1990er Jahren als Casino-Investor in Macau aktiv. Dort soll er noch heute einen ständigen Wohnsitz haben.
Kings Roman Casino-Besitzer Zhao Wei im Jahr 2011 (Quelle: fangtan.china.com/cn)
Im Jahr 2001 gründete Zhao sein erstes Casino-Franchise in Mong La, Myanmar. Die Region gilt als „berüchtigte Glücksspiel-Enklave“ und steht unter der Kontrolle einer bewaffneten Rebellengruppe.
2018 verhängte das US-amerikanische Finanzministerium Sanktionen gegen Zhao Wei und sein Firmennetzwerk. Die Ermittler sahen es als erwiesen an, dass der Unternehmer über sein Kings Roman Casino im großen Stil in Geldwäsche, Drogengeschäfte und weitere Verbrechen involviert sei.
Größter Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber im Goldenen Dreieck ist das Kings Roman Casino. Der Glückspiel-Tempel bildet auch den optischen Mittelpunkt der SWZ. Das hellerleuchtete Gebäude ist mit seiner in Form einer Krone gestalteten goldenen Kuppel nicht zu übersehen.
Experte fordert Ächtung der SWZ Goldenes Dreieck
Ebenfalls in Auge sticht, so belegen es immer wieder Medienberichte, dass sich die SWZ Goldene Dreieck in den 15 Jahren seit seiner Gründung zu einem Ort entwickelt hat, an dem die organisierte Kriminalität floriert.
Die mutmaßlich ohnehin eher zurückhaltend agierenden Strafverfolgungsbehörden von Laos können die Sonderwirtschaftszone nur betreten, wenn eine offizielle Anzeige vorliegt. Eigene Ermittlungen zur Aufdeckung oder Prävention von Straftaten sind damit ausgeschlossen.
Thibault Serlet ist Forschungsdirektor des Business-Intelligence-Unternehmens Adrianople Group, das sich auf Sonderwirtschaftszonen und Masterplanungsstädte konzentriert. In einem in dieser Woche veröffentlichten Beitrag [Seite auf Englisch] im Magazin Investment Monitor fordert der Experte die Wirtschaft dazu auf, sich deutlich gegen die Vorgänge in der SWZ Goldenes Dreieck zu positionieren:
Die SWZ Goldenes Dreieck sei „eine Schande“ für alle Sonderwirtschaftszonen der Welt. Sie gefährde die Glaubwürdigkeit der gesamten Branche.
Menschenhandel im Casino-Umfeld
Zum Beleg seiner Forderung führt Serlet mehrere Vorfälle an, die sich in jüngster Zeit im Goldenen Dreieck und im direkten Zusammenhang mit dem Kings Roman Casino ereigneten.
So seien im Januar acht Frauen unter waghalsigen Umständen aus der Sonderverwaltungszone geflohen. Sie berichteten, Opfer von Menschenhandel geworden zu sein. Auf Druck einer mit den Fällen beschäftigten Menschenrechtsorganisation habe die laotische Polizei Anfang Februar Razzien im Goldenen Dreieck durchgeführt und sechs weitere Frauen befreit.
Hunderte Frauen sollen in der SWZ Goldenes Dreieck gefangen gehalten werden. (Quelle: unsplash.com/Tim Tebow Foundation)
Die aus verarmten Verhältnissen stammenden Chinesinnen seien mit dem Versprechen auf gutbezahlte Jobs im Casino in die Sonderwirtschaftszone gelockt worden. Nach ihrer Ankunft sei ihnen mitgeteilt worden, nun hohe Schulden abarbeiten zu müssen.
Ein Teil der Frauen sei hierfür in der Casino-eigenen Wäscherei eingesetzt worden. Die anderen habe man zur Prostitution gezwungen. Direkt hinter dem Glücksspiel-Tempel befindet sich das als „Chinatown“ angelegte, ausgedehnte Rotlichtviertel der SWZ.
Neben dem Menschenhandel sorgen auch immer wieder Fälle vom illegalen Handel mit Wildtieren im Goldenen Dreieck für Entsetzen. Laut der Tierschutzorganisation WWF werden vom Aussterben bedrohte Tierarten wie Tiger und Elefanten in der Sonderwirtschaftszone geschlachtet und unter anderem zu traditionellen Heilmitteln verarbeitet.
Andere Beobachter berichten [Seite auf Englisch] von „Wildtier-Boutiquen“, die Elfenbeinprodukte und Tigerfelle anbieten. Ein Restaurant soll als Spezialität Wein aus einem Tank verkaufen, in dem ein komplettes Tigerskelett eingelegt ist.
2017 berichtete die New York Times, dass auch das Gastro-Angebot des Kings Roman Casinos ein spezielles „Wildlife Menü“ umfasse. Bei diesem komme das Fleisch von im hauseigenen Zoo unter untragbaren Zuständen gehaltenen Großkatzen auf den Tisch.
Seither sollen über 50 weitere, meist aus Thailand stammende Frauen aus der Sonderwirtschaftszone Goldenes Dreieck gerettet worden sein. Es sei jedoch von Hunderten weiteren Opfern auszugehen, die noch immer in dem Gebiet gefangen gehalten würden.
36 Millionen Dosen Meth
Am 28. Januar hatte zudem der zweitgrößte Drogenfund in der Geschichte Asiens Schlagzeilen gemacht. In direkter Nachbarschaft zum Goldenen Dreieck waren vier Männer beim Versuch aufgeflogen, 36 Millionen Pillen Methamphetamin nach Thailand zu schmuggeln.
Ermittler erklärten damals, davon auszugehen, dass die Droge in der Sonderverwaltungszone hergestellt und für den chinesischen und den australischen Markt bestimmt gewesen sei. Einem australischen Beamten zufolge sollen zwischen 60 % und 80 % des Meths in Australien aus dem Goldenen Dreieck stammen.
Inwieweit der Appell des Wirtschaftsexperten Serlet fruchten und zu einer öffentlichen Verurteilung der hochkriminellen Vorgänge in der Sonderverwaltungszone Goldenes Dreieck führen wird, bleibt abzuwarten. Bislang scheinen derartige Vorstöße keine nennenswerten Auswirkungen auf die Casino-Enklave am Mekong gehabt zu haben.