Britischer Minister kritisiert Einfluss der Wettanbieter auf den Fußball
Der britische Sportminister Nigel Adams hat den zu großen Einfluss von Wettanbietern auf den Profifußball kritisiert. Seiner Ansicht nach sind die Vereine „viel zu abhängig“ von den Sponsoring-Geldern der Unternehmen.
Der Minister äußerte am Freitag im Verlauf eines Interviews mit dem Sender BBC Bedenken, dass die Beziehungen der englischen Fußballclubs und den großen Wettanbietern des Landes zu eng geworden seien. Dies läge an den millionenschweren Werbedeals, die die Wettbüros mit einem Großteil der Clubs geschlossen hätten.
Kritik an wachsendem Einfluss der Wettfirmen
Nigel Adams erklärte, dass er sich zu diesem Thema bereits mit dem neuberufenen Vorsitzenden der zweithöchsten englischen Liga (EFL), Rick Parry, ausgetauscht habe.
Wir werden das aktuelle Glücksspielgesetz untersuchen, und ich bin mir sicher, dass die Verbindung zum Sport – und hier insbesondere zum Fußball – einen Teil davon ausmachen wird. (…) Es gibt dort viel zu viel Abhängigkeit und ich bin sicher, dass sich die Fußballverantwortlichen dessen bewusst sind.
Einer der Auslöser für die nun öffentlich gemachte Kritik des Sportministers könnte die Vergabe von Senderechten für Live-Spiele an Wettanbieter sein: Anfang Januar war bekannt geworden, dass der Fußballverband Football Association (FA) die Streamingrechte für Spiele des FA-Cups an große Wettbüros verkauft hatte
Die Firmen hatten die Matches im Internet live übertragen. Zuschauen durfte jedoch nur, wer zuvor bei dem betreffenden Anbieter Geld für Wetten gesetzt hatte. Dieses Verhalten war von der britischen Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission scharf kritisiert worden.
Die Kontrolleure und Spielerschutzorganisationen äußerten die Befürchtung, dass dies sowie die breite Präsenz der Firmen rund um das Fußballgeschehen dazu beitragen könne, ein problematisches Spielverhalten zu fördern.
Über die Hälfte der Clubs betreibt Wettbüro-Werbung
Gleichzeitig kritisieren Politiker und Organisationen, dass immer mehr Clubs auf ihren Trikots und in den Stadien Werbung für Wettanbieter platzieren: Inzwischen trägt über als die Hälfte der Vereine das Logo eines Buchmachers auf der Brust.
Nigel Adams forderte deshalb während des BBC-Interviews, dass sich die Clubs stattdessen „nach anderen Einnahmequellen umsehen“ müssten. Angesichts der wirtschaftlichen Bedeutung der Anbieter für den Profifußball bleibt abzuwarten, inwieweit sich die Clubs von diesen Sponsoren trennen können und wollen.