Mittwoch, 27. November 2024

Britische Studie: Warnhinweise bei Sportwetten scheinen geringen Effekt zu haben

Fußballfans im Stadion|Cricket

Warnhinweise in der Glücksspielwerbung tragen nach einer am 3. August veröffentlichten Studie, die Akademiker der britischen University of Warwick durchgeführt haben, nicht zum verantwortungsvollen Glücksspiel bei.

Psychologen der University of Warwick haben den Einfluss untersucht, den der Warnhinweis „When the FUN stops, stop.“ („Wenn der Spaß aufhört, höre auf.“) beim Wetten hat. Während der Studie baten die Forscher insgesamt 506 Teilnehmer, kleine Wetteinsätze zu tätigen. Sämtliche Teilnehmer waren Fans der englischen Premier League und hatten Erfahrung beim Wetten.

Im Jahr 2015 startete die unabhängige Regulierungsstelle The Senet Group [Seite auf Englisch] eine Kampagne zum verantwortungsvollen Glücksspiel, die noch heute unter dem Motto „When the FUN stops stop“ im Fernsehen ausgestrahlt und in den Social Media-Kanälen verbreitet wird.

Sie enthält Hinweise, mit denen Spielern geholfen werden soll, die Kontrolle über das Glücksspiel zu behalten. Dazu gehört unter anderem der Tipp, nur das zu setzen, was man sich wirklich leisten kann und sich gleich am Anfang Limits zu setzen. Im Jahr 2017 hat mehr als die Hälfte (54 Prozent) der erwachsenen Briten die Kampagne wahrgenommen.

Mehr Wetten nach Schaltung der Warnhinweise

Bei den Versuchsdurchführungen erhielten die Teilnehmer die Möglichkeit, Einsätze in Höhe von 0,10 Pfund Sterling auf Fußballwetten zu setzen. Entschieden sie sich für den Wetteinsatz, erhielten sie die mit dem Einsatz erzielten Gewinne, entschieden sie sich dagegen, wurde ihnen die Zahlung von 0,10 Pfund Sterling zugesichert.

Sahen sie die Warnhinweise vor dem Wetten, entschieden sich die Teilnehmer in 41,3 Prozent der Versuche für Einsätze. Wurden die Warnhinweise nicht gezeigt, wetteten sie in 37,8 Prozent der Versuche.

Der Unterschied war statistisch nicht signifikant genug, um den Schluss zuzulassen, dass die Botschaft kontraproduktiv sei. Gleichwohl gelangten die Forscher zu dem Ergebnis, dass der Warnhinweis sein Ziel, verantwortungsvolles Glücksspiel zu fördern, nicht erreiche.

Angesichts der hohen Bekanntheit der Kampagne sei es nach Angaben des Forscherteams entscheidend, weitere Analysen zur Wirkung der Warnhinweise durchzuführen, wobei die vorliegende Studie als erste Prüfung zu verstehen sei.

Wenn der Spaß großgeschrieben wird

Die Forscher wiesen darauf hin, dass das Wort „FUN“ sich in den Warnhinweisen deutlich vom Rest der Botschaft absetze, da es in Großbuchstaben und zudem in größerer Schrift geschrieben sei.

Gillian Wilmot, die Vorsitzende der Senet Group, sagte, die Botschaft habe das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen negativen emotionalen Zuständen und problematischem Spiel geschärft. Vom Wetten abzuschrecken sei nie Ziel der Kampagne gewesen. Stattdessen wolle man erreichen, dass die Spieler innehalten und nachdenken.

Allerdings denke man über eine Verbesserung des Warnhinweises nach und wolle das Wort „FUN“ verkleinern. Wilmot sagte hierzu:

„Letztes Jahr haben wir eine Überprüfung der Kampagne eingeleitet, die auf einer umfassenden Verhaltensstudie basiert. Als Folge des erhaltenen Feedbacks wird das neue Motiv eine Änderung der relativen Größe des Wortes Spaß widerspiegeln.“

Einer der an der Studie beteiligten Autoren, Dr. Lukasz Walasek, wies darauf hin, dass der Slogan „When the fun stops, stop“ zwar zu verantwortungsvollem Glücksspiel animieren solle, es aber kaum Anhaltspunkte dafür gebe, dass solche Hinweise überhaupt wirksam seien.

Beschränkungen der Glücksspielwerbung im Fernsehen

Im Fernsehen dürfte der Slogan jedoch ohnehin seltener zu sehen sein, seitdem in Großbritannien die neuen Richtlinien für Glücksspielwerbung in Kraft getreten sind und sich die Glücksspielindustrie dazu entschlossen hat, keine Werbung mehr während Sportevents zu schalten.

Cricket, The Ashes, Pokal

Bei der Cricket-Serie „The Ashes“ wird vor 21:00 Uhr keine Glücksspielwerbung ausgestrahlt werden. (Bild: Wikipedia)

Das erste große Event, bei dem die Beschränkungen zum Tragen kommen, ist der Cricket-Länderkampf „The Ashes“ zwischen England und Australien, der zwischen dem 1. August und dem 16. September ausgetragen wird.

Die freiwilligen Beschränkungen betreffen allerdings nur TV-Werbeanzeigen. Sie gelten beispielsweise nicht für Fußballtrikots oder für Bandenwerbung im Stadion. Zudem greifen die Beschränkungen nicht in den sozialen Medien. Diese nimmt die untersuchte Kampagne allerdings besonders in den Fokus.

So führte die Senet Group in den Monaten November und Dezember 2015 beispielsweise eine gezielte Social-Media-Kampagne unter dem Hashtag #gamblesmart durch, deren Zielgruppe vorrangig junge Männer waren. Während der Kampagne wurden Videos und andere teilbare Inhalte gepostet. Allein zwischen dem 13. November und dem 4. Dezember 2015 wurden die Inhalte von mehr als 114.000 Personen geteilt oder geliked.

Dementsprechend dürfte es in Zukunft von Bedeutung sein, nicht nur die Glücksspielwerbung im Fernsehen, sondern auch jene in sozialen Medien genau unter die Lupe zu nehmen und auch die Warnhinweise hinsichtlich ihrer beabsichtigten Wirkung näher zu untersuchen.