Britische Studenten verwenden Studienkredite für Glücksspiel
Eine britische Studie der National Union of Students (NUS) gibt neue Einblicke in das Spielverhalten von Studenten.
Laut der Untersuchung, die der Zeitung „The Independent“ vorliegt, nutzten Tausende von Studenten ihre Studienkredite für das Glücksspiel.
Einige der Studenten sollten dementsprechend zwischen 1.000 Pfund (ca. 1.150 Euro) und 5.000 Pfund (ca. 5.760 Euro) bei dem Versuch verloren haben, ihr Einkommen durch das Glücksspiel aufzubessern.
Diese Zahlen förderte die Studie zutage
Die Zahlen der Studie, die auf einer Umfrage unter 1.600 Studenten basieren, enthüllen, dass 59 % aller Studenten im letzten Jahr mindestens einmal an Glücksspiel teilnahmen.
49 % spielten, um ihr Einkommen aufzustocken. 8 % dieser Studenten nutzen Gelder aus einem Studienkredit für das Spiel.
13 % der Befragten gaben zudem an, mehr Geld zu setzen, als sie sich eigentlich leisten könnten.
Überträgt man die Größen aus der Studie auf die Gesamtzahl aller im Vereinigten Königreich Studierenden, könnten Zehntausende Hochschul- und Universitätsgänger von den negativen Folgen des Glücksspiels betroffen sein.
Verantwortliche der National Union of Students, der größten studentischen Interessenvertretung Großbritanniens, sehen vor allem steigende Lebensunterhalts- und Studienkosten als Grund für die wachsende Zahl spielender Studenten.
Was ist die National Union of Students (NUS)?
Die National Union of Students (NUS) (Link auf Englisch) ist eine Studentengewerkschaft bestehend aus 600 studentischen Organisationen des Vereinigten Königreichs. Sie wurde im Jahre 1922 an der University of London gegründet und setzt sich in regionalen Subgruppen auch für die Interessen und Anliegen von Studenten in Wales, Nordirland und Schottland ein.
Die Vereinigung führt jährlich Studien zum Lebensstil britischer Studenten durch. Seit einigen Jahren beschäftigt sich die Organisation auch mit den schädlichen Auswirkungen des Glücksspiels unter Studenten.
Ein Problem, das seit Jahren köchelt
Der neue Report zum Spielverhalten britischer Studenten ist nicht der erste seiner Art. Bereits Ende 2017 warnte die UK Gambling Commission vor der wachsenden Zahl von Studenten, die sich dem Glücksspiel widmen.
In einer Online-Umfrage unter 1.000 Studenten, die die Glücksspielkommission in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen YouthSight durchführte, traten überraschende Zahlen zutage.
So waren laut der Erhebung 4 % der befragten Studenten wegen Glücksspiel verschuldet. 25 % aller spielenden Studenten hatten zudem weitere Kreditschulden über 10.000 Pfund (ca. 11.500 Euro).
Auch die Ausbildung litt unter dem Spielen der jungen Leute. 12.5 % der Umfrageteilnehmer gaben an, Vorlesungen und Seminare wegen ihres Glücksspiels verpasst zu haben.
Tim Miller, Direktor der UK Gambling Commission, sagte zu den erhobenen Zahlen:
„Laut unserer Zahlen spielen zwei von drei Studenten. Während viele dies tun können, ohne Schaden zu erleiden, kann das Spielen für einige zur Verschuldung, Abwesenheit von Lehrveranstaltungen und möglicherweise zu einem längerfristigen Spielproblem führen.
Wir möchten die Universitäten dazu ermutigen, den gleichen Umfang an Informationen und Unterstützung über die Risiken von Glücksspiel bereitzustellen, wie dies bei Drogen, Alkohol und Safer Sex der Fall ist.“
NUS ergreift praktische Schritte
Die National Union of Students ergriff bereits praktische Maßnahmen, um bei Studenten über die Gefahren des Glücksspiels aufzuklären und für einen gesunden Umgang mit dem Thema zu werben.
So erstellte die Studentenvereinigung einen Leitfaden, der Spielern dabei helfen soll, nicht in ein schädliches Spielverhalten zu verfallen.
Glücksspiel kann eine Gefahr für Studenten sein. (Quelle: Flickr)
Ganz oben auf der Liste der guten Ratschläge steht, Glücksspiel nicht als Weg aus den Schulden oder zur Einkommenserzeugung zu verwenden. Spieler sollten außerdem darauf achten, wie oft sie spielen und ob ihre akademischen Leistungen unter dem Spielen litten.
Zudem engagierte die Organisation eine Ansprechperson, die von studentischen Problemspielern kontaktiert werden kann.
Eines der womöglich relevantesten Mittel zum Spielerschutz ist aber die Kollaboration zwischen der NUS und dem Selbstausschluss-System Gamban.
Die Partnerschaft soll Studenten mit Spielproblemen dabei helfen, sich kostenlos und schnell von Online-Glücksspiel Angeboten sperren zu lassen.
Der Faktor Geld
Dass Studenten versucht sind, ihren Lebensunterhalt durch Glücksspiel aufzubessern, lässt sich nicht zuletzt mit den rapide wachsenden Kosten erklären.
So müssen britische Studenten und Studenten aus EU-Staaten jährlich bis zu 9.250 Pfund (ca. 10.600 Euro) für Studiengebühren zahlen.
Britische Studenten leiden unter großen finanziellen Belastungen (Quelle: Flickr)
Hinzu kommen Lebensunterhaltskosten von durchschnittlich 12.200 Pfund (ca. 14.000 Euro) pro Jahr. Insgesamt kostet das durchschnittliche Studienjahr in Großbritannien etwa 22.200 (ca. 25.300 Euro).
Entscheidet sich der Student dazu, an einer Universität in London zu studieren, kann sich diese Zahl schnell verdoppeln.
Bei hohem Arbeitstaufwand im Studium und hohen finanziellen Verpflichtungen, ist es nicht abwegig, dass junge Briten nach einem Weg suchen, ihr Studium zu finanzieren oder sich wenigstens ein Zubrot zu verdienen.
Damit Studenten nicht von der Verheißung des schnellen Geldes durch Glückspiels gepackt werden, könnte eine Reformation des Bildungssystems möglicherweise die finanzielle Last von den jungen Menschen nehmen.