Britische Regierung will Steuern auf Online Glücksspiel auf 21 % anheben
Bei der aktuellen Etatpräsentation der britischen Regierung (am sogenannten Budget Day) am 29. Oktober stand neben gestiegenen Steuern auf Alkoholika und Tabak auch das Glücksspiel auf der Tagesordnung. Demnach plant die Regierung nun ebenfalls eine Anhebung der Steuern auf Online Glücksspiele. Am Montag bestätigte der britische Finanzminister Philip Hammond entsprechende Äußerungen.
Die Anhebung der Steuern auf das Online Glücksspiel (Remote Gaming Duty) kommt nicht ganz überraschend, denn bereits in den letzten Tagen kursierten Gerüchte über eine Steigerung des Satzes um 20 bis 25 %. Im Zuge der Budgetverhandlungen einigte sich das Kabinett nun auf einen Steuersatz in Höhe von 21 %, der ab Oktober nächsten Jahres in Kraft treten soll.
Die Regelung gilt für Glücksspiele in Internet wie Video Slots oder klassische Casinospiele, die online angeboten werden. Online Sportwetten sind nicht betroffen und liegen weiterhin bei dem Steuersatz von 15 %.
Verschiebung der Reduzierung der Maximaleinsätze bei FOBTs
Gleichzeitig beschloss die Regierung, dass die Höchsteinsätze für die in den meisten britischen Wettbüros anzutreffenden fixed odds betting terminals (FOBT) nicht vor Oktober 2019 reduziert werden. Die ursprüngliche Planung sah vor, die Regelung im kommenden April in Kraft treten zu lassen.
Die beschlossene Verzögerung der Einsatzreduzierung ist in Großbritannien hoch umstritten. Spielschutz-Organisationen sehen in den Spielautomaten einen der Hauptgründe für die im Lande grassierende Spielsucht. Auch Politiker setzen sich parteiübergreifend für eine Beschränkung auf zwei Pfund ein.
Heftige Kritik der Buchmacher an FOBT-Verschärfung
Vertreter der Glücksspiel-Branche laufen gegen die Beschränkung Sturm. Sie argumentieren, dass der Schritt Zehntausende Jobs gefährde, da im Zuge der angekündigten Limitierung auf nur noch zwei Pfund rund 4.000 Wettshops in Großbritannien schließen müssten. Zudem würde der Schritt die Buchmacher gegenüber Internetanbietern wie Online Casinos benachteiligen. Zumindest bei Letzterem dürften die neuen Pläne des Staates allerdings Abhilfe schaffen.
Mit Maximaleinsätzen von 100 Pfund, die alle 20 Sekunden getätigt werden können, führen die FOBTs bei den Betroffenen häufig zu enormen finanziellen Verlusten und darüber hinaus zu negativen sozialen und gesundheitlichen Folgen. Deshalb ist die britische Glücksspiel-Behörde (Gambling Commission) bestrebt, den Schaden, den die Automaten anrichten können, durch eine signifikante Senkung der Einsätze zu limitieren.
Steueranhebung und FOBT-Verschiebung ein finanzielles Nullsummenspiel
Durch die nun beschlossene Verschiebung um sechs Monate können die Buchmacher mit Einnahmen von etwa 900 Millionen Pfund rechnen. Gleichzeitig verliert der Staat nach der Reduzierung in den nächsten fünf Jahren geschätzte 1,15 Milliarden Pfund.
Die Anhebung der Steuern auf das Online Glücksspiel im Oktober 2019 kommt deshalb nicht von ungefähr, denn das Finanzministerium rechnet dadurch mit Zusatzeinnahmen von sogar 1,25 Milliarden Pfund innerhalb der kommenden fünf Jahre. Philip Hammond sagte am Montag dazu:
Ich kann bestätigen, dass wir die Steuer auf Online Glücksspiele auf 21 % anheben, um die Einnahmeausfälle durch die Reduzierung bei den Maximaleinsätzen der FOBTs auf zwei Pfund auszugleichen.
Noch ist nicht klar, wie die Online Casinos ihre Gewinnrückgänge durch die höheren Steuern kompensieren werden. Sie könnten versucht sein, ihre Einnahmen zur Schadenbegrenzung zu steigern. Ein möglicher Schritt wäre, die Auszahlungen bei den Video Slots zu reduzieren. In diesem Fall müssten letztendlich die Spieler die Steuerbelastung der Online Casinos schultern.
Steuer auf Online Glücksspiel und andere „Laster“
Britischer Finanzminister Philip Hammond (Bild: Wikipedia)
Bei dem Budget handelt es sich um den letzten Haushaltsplan für das nächste Jahr. Die Anbieter von Online Glücksspiel sind allerdings nicht die einzigen Unternehmen, die von der bevorstehenden Steuererhöhung betroffen sind.
Am Montag gab Philip Hammond gleichzeitig bekannt, dass der Steuersatz auch für andere „Laster“ wie Tabakwaren oder bestimmte alkoholische Getränke angehoben wird. Zudem plant das Land die Einführung einer Digitalsteuer, um US-Multis wie Google oder Facebook künftig besser zur Kasse zu bitten.
Allerdings werden nicht alle Alkoholika gleich besteuert: Während die Regelung Wein und Champagner verteuern wird, können sich die Bier-Fans freuen, denn ihr Lieblingsgetränk bleibt steuerlich auf dem gleichen Niveau.
Doch auch für Weintrinker sind die Steigerungen moderat, denn in der Folge wird sich der Preis für eine Flasche Wein oder Champagner lediglich zwischen sieben und zehn Pence verteuern.
Eine weitere Ausnahme betrifft kleinere Anbieter wie lokale Pubs: Bei Geschäften mit einem Umsatz von weniger als 51.000 Pfund im Jahr werden die Steuern um ein Drittel reduziert. Zudem wird die Steuer inflationsbereinigt bemessen, was bei den betroffenen Firmen ebenfalls für Erleichterungen sorgt.
Bei Zigaretten wird die erneute Erhöhung jedoch dazu führen, dass Raucher dann erstmals über zehn Pfund für eine Packung Zigaretten ausgeben müssen, was ein absoluter Spitzenwert in Europa ist.