Freitag, 22. November 2024

Großbritannien: Labour-Partei schlägt Ombudsmann für Glücksspielindustrie vor

London Westminster Big Ben|Tom Watson

In seiner heutigen Rede bei der Thinktank-Veranstaltung in Westminster wird Tom Watson, der stellvertretende Vorsitzende der britischen Labour Party, über die neuesten Pläne der Partei zur Überarbeitung der Glücksspielgesetze sprechen. Voraussichtlich wird er hierbei einen neuen Ombudsmann für die Glücksspielindustrie vorschlagen.

Britische Medien berichteten, dass Tom Watson heute 12:00 Uhr deutscher Zeit auf einer von der Denkfabrik Demos organisierten Veranstaltung über die Glücksspielgesetzgebung sprechen und hierbei vorschlagen werde, einen Ombudsmann für die Glücksspielindustrie zu bestimmen. Dieser solle dem Missbrauch des Glücksspiels entgegenwirken und Hilfe für problematische Spieler bereitstellen.

Bei seinem Vorschlag werde sich der stellvertretende Labour-Vorsitzende auf die jüngsten Skandale in der Glücksspielindustrie sowie auf die bereits im September angekündigten Pläne der Partei zur Überarbeitung der Glücksspielgesetze berufen.

Im September 2018 hatte die Labour Partei ihre Vorhaben konkretisiert, die Glücksspielbestimmungen radikal zu überarbeiten. Hierzu gehörte das Verbot von TV-Werbeanzeigen während des Live-Sports, die Einführung einer Pflichtabgabe für Glücksspielanbieter in Höhe von einem Prozent ihres Bruttospielertrags sowie neue klinische Richtlinien und mehr Ressourcen für die Behandlung der Spielsucht.

Weiterhin kündigte die Labour Party neue Regeln an, die es Spielsüchtigen ermöglichen sollten, ihre Bank anzuweisen, Online-Glücksspieltransaktionen zu sperren und es wurde ein Kreditkartenverbot für Online Casinos und Sportwetten vorgeschlagen.

Der Ombudsmann als Teil eines verbesserten Systems

Tom Watson, stellvertretender Vorsitzender der Labour Party

Tom Watsons schlägt voraussichtlich einen neuen Ombudsmann für die Glücksspielindustrie vor. (Bild: Flickr)

Der Ombudsmann solle Teil eines dreigliedrigen Systems werden. Dieses bestünde aus dem Ombudsmann, der Glücksspielkommission und dem NHS (National Health Service), dem staatlichen Gesundheitssystem Großbritanniens. Aufgabe des NHS sei dabei die Beauftragung von Untersuchungen zur Glücksspielsucht sowie die Aufklärung und Beratung.

Laut Watson ermutige das bisher bestehende System Glücksspielunternehmen, „schmutzige Geschäfte“ mit schutzbedürftigen Personen zu machen, um nicht bei der Glücksspielkommission in Misskredit zu geraten.

So soll sich Ladbrokes beispielsweise die Verschwiegenheit eines Spielsüchtigen erkauft und rund eine Million Pfund an die Opfer eines Spielsüchtigen gezahlt haben. Dieser hatte das Geld für das Glücksspiel gestohlen. Der Buchmacher soll in die finanzielle Entschädigung der Bestohlenen eingewilligt haben, im Gegenzug sollten die Geschädigten auf die Benachrichtigung der Glücksspielbehörden verzichten.

Neben diesen Skandalen werde Watson die Geschichte einer Frau ansprechen, die beim Glücksspiel mit den Online Casinos LeoVegas und Casumo rund 125.000 Pfund verlor und danach mit Freispielen und Bonusangeboten zum Weiterspielen animiert wurde.

Wie die britische Tageszeitung The Guardian ankündigt, werde Tom Watson sagen:

„Ich kann mir keine andere Art von Transaktionsvereinbarung für Waren oder Finanzdienstleistungen vorstellen, die eine solche Situation erlauben würde: unklare Geschäftsbedingungen, mangelnde Transparenz, fehlende Rahmenbedingungen – und angeheizt durch verantwortungslose Bonusangebote.“

Nach den derzeitigen Regulierungen kann die Glücksspielkommission Geldstrafen gegen Unternehmen verhängen, die gegen die Bestimmungen ihrer Glücksspiellizenz verstoßen, kann aber nicht darüber entscheiden, ob die Verbraucher entschädigt werden.

Die Aufgaben des Ombudsmanns

Die Regulierung von Entschädigungen könne man durch einen neuen Ombudsmann ändern. Dieser könne finanzielle Sanktionen verhängen und über die Entschädigung einzelner Kunden entscheiden, wenn Buchmacher oder Online Casinos ihrer Sorgfaltspflicht hinsichtlich des problematischen Spielverhaltens nicht nachkommen.

Darüber hinaus könne er die Klarheit und Verständlichkeit der Geschäftsbedingungen überwachen und Transparenz dahingehend gewährleisten, wie die Unternehmen die Daten über Spieler nutzen, um diese mit Angeboten zu bewerben.

Brian Chappell von der Aktivistengruppe „Justice for Punters“ sagte:

„Es ist fast drei Jahre her, dass wir zum ersten Mal mit den Behörden über einen Ombudsmann für das Glücksspiel gesprochen haben, daher sind wir erfreut, dass dies nun ernsthaft vom Parlament in Betracht gezogen wird. Es sollte das Glücksspiel fairer und sicherer machen und das ist gut für den Verbraucher.“

Die neue Regulierungsstruktur würde auch sicherstellen, dass die von der Labour Party vorgeschlagene Abgabe der Glücksspielunternehmen tatsächlich sinnvoll eingesetzt würde. Vorgesehen sei, mit den hieraus resultierenden 100 Millionen Pfund finanzielle Ressourcen für die Erforschung und Behandlung der Glücksspielsucht bereitzustellen.

Bisher gibt es ein freiwilliges Spendensystem, mit dem die Glücksspielunternehmen zum Teil weit weniger als 0,1 Prozent ihres Umsatzes zahlen – insgesamt stehen daher derzeit jährlich rund 10 Millionen Pfund zur Verfügung.

Während die Vorschläge hinsichtlich der obligatorischen Abgabe nicht neu sind, ist die Idee eines Ombudsmannes von der Labour Party bis dato noch nicht erwähnt worden und es bleibt abzuwarten, ob Tom Watson in seiner Rede diesbezüglich konkreter wird.