Britische Glücksspielkommission kontert Kritik an mangelndem Spielerschutz
Die britische Gambling Commission (UKGC) hat die Kritik einer Gruppe von Abgeordneten zurückgewiesen, der zufolge sie zu wenig zum Schutz von gefährdeten Spielern beim Online Glücksspiel unternähme. Die Parlamentarier hatten der Kommission am Montag vorgeworfen, für ihre „Aufgabe nicht geeignet“ zu sein.
Auslöser der heftigen Kritik war eine Glücksspiel-Studie [Seite auf Englisch], die die parteiübergreifende Gruppierung Gambling Related Harm All-Party Parliamentary Group (APPG) gestern veröffentlicht hat. Ihr zufolge seien die Glücksspielbestimmungen im Onlinebereich nicht ausreichend, um gefährdete Menschen wirksam vor der Gefahr einer Spielsucht zu schützen.
Um für einen verbesserten Spielerschutz zu sorgen, hatte die APPG verlangt, die rechtlichen Bestimmungen für das Online Glücksspiel zu verschärfen. Wichtigster Bestandteil der Forderung war die Einführung eines Einsatzlimits von 2 Pfund Sterling auf Spiele an Online Slots. Daneben regte die Gruppe an, Kreditkarten künftig nicht mehr als Zahlungsmittel für das Online Glücksspiel zuzulassen.
UKGC: Online Glücksspiel steht im Fokus
Ein Sprecher der UKGC betonte daraufhin, dass die Kommission die Entwicklung beim Online Glücksspiel sehr wohl im Auge habe. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine Rede des Vorsitzenden Neil McArthur. Dieser hatte erst letzte Woche bei einer Konferenz auf Malta scharfe Kritik an Onlinebetreibern geäußert, die willentlich gegen die von der UKGC gesetzten Regeln verstießen.
Zeitgleich äußerte der Sprecher seine Verwunderung über das aus seiner Sicht vorschnelle Vorgehen der APPG.
Wir sind enttäuscht, dass dieser Report veröffentlicht wurde, ohne uns die Chance zu geben, der APPG unsere Beweislage vorzutragen.
Dabei verwies er auf die zahlreichen Maßnahmen, die die UKGC kontinuierlich einleite, um den Schutz der Spieler beim Online Glücksspiel zu verbessern.
APPG verlangt eine Gleichbehandlung von On- und Offline
Die APPG argumentiert, dass nicht verständlich sei, warum landbasierte Spielmethoden wie die mit einem Limit von 2 Pfund belegten FOBTs anders behandelt werden sollten als Online Slots.
Schließlich helfe es Spielsüchtigen kaum, wenn sie in Ladengeschäften nicht mehr wahllos Geld verlieren könnten, während Online Slots mit ihren unbeschränkten finanziellen Risiken für sie im Internet nur wenige Klicks entfernt seien.
Aus diesem Grund fordern sie eine grundlegende Reform des bereits 2005 in Kraft getretenen Glücksspielgesetzes, welches den aktuellen Gegebenheiten nicht mehr entspräche:
Es ist ein analoges Gesetz für das digitale Zeitalter.
Da die Initiative sowohl von Tory- als auch Labour-Abgeordneten unterstützt wird, stehen ihre Chancen gut, auch nach den voraussichtlich im Dezember in Großbritannien stattfindenden Neuwahlen Gehör zu finden.
Zudem entfällt für die Glücksspielanbieter ein wichtiges Argument: Im Gegensatz zur FOBT-Limitierung können sie bei Einschnitten ins Online Spiel kaum behaupten, dass ein solcher Beschluss aufgrund der drohenden Schließung von Shops Tausende an Jobs gefährden würde.
Negative Reaktion an der Börse
Neben der UKGC reagierte auch der Finanzmarkt auf die Forderungen der APPG. Besonders betroffen waren die großen Wett-Konzerne, deren Börsenkurse zum Teil massiv nachgaben. So büßten die Aktien von GVC Holdings, dem Betreiber der Marken Ladbrokes und Coral, 10,47 % ein. Auf diese Weise ging der Börsenwert des Konzerns zeitweise um über 540 Millionen Pfund Sterling nach unten.
Londoner Börse (Bild: Flickr/jam_90s)
Es dürfte nur ein schwacher Trost für die Verantwortlichen von GVC Holdings sein, dass die Konkurrenten William Hill (-12,66 %) und 888 Holdings (-13,67 %) noch stärker Federn lassen musste. Ihre Gesamtwerte reduzierten sich auf diese Weise zeitweise um 230 (William Hill) und 91 (888 Holdings) Millionen Pfund.
Doch auch Anbieter aus dem Bereich der Online Casinos wurden von der negativen Tendenz erfasst. So verlor die Gamesys Group, ein britischer Softwareentwickler und -betreiber von Online Slots 8,93 % an Aktienwert. Vergleichsweise milde kam hingegen Flutter Entertainment mit seinen Marken Paddy Power und Betfair davon: Der Börsenkurs des Wettkonzerns gab lediglich um moderate 3,39 % nach.
Die gesunkenen Kurse zeigen deutlich, wie groß die Nervosität der Anleger ist, sobald es um Einschränkungen des Geschäftsmodells geht. Damit unterscheidet sich das Online Glücksspiel nicht von anderen Industriezweigen.
Die Aussagen der UKGC dürften die Furcht vor einer baldigen Einführung von 2 Pfund-Limits zwar gemindert haben. Gleichzeitig zeigten die Glücksspielkontrolleure jedoch, dass sie weiterhin gewillt sind, die rechtlichen Zügel im Onlinebereich anzuziehen. Und das ist für Konzerne wie Aktienbesitzer gleichermaßen keine gute Nachricht.