Brexit: Unternehmen liebäugeln mit Malta anstatt Gibraltar
Der Brexit stellt Unternehmen auf Gibraltar vor Probleme. (Bild: zdf.de)
Der EU-Austritt Großbritanniens nimmt Gestalt an und dies hat weitreichende Konsequenzen. Angesichts des bevorstehenden Brexits sehen sich immer mehr Unternehmen nach geschäftlichen Alternativen in Europa um. So plant der britische Buchmacher bet365, einen Teil seines Betriebs von Gibraltar, das zum Vereinten Königreich gehört, auf die Mittelmeerinsel Malta zu verlegen.
Laut Insidern soll es sich bei dem Umzug um ein Investment in Höhe von über 70 Millionen Euro handeln.
Bet365 ist Marktführer in Europa
bet365 Logo (Bild: commons.wikimedia.org)
Bei bet365 handelt es sich um den größten Buchmacher am Markt. Mit mehr als 23 Millionen Kunden auf der ganzen Welt hat sich das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 2000 zum absoluten Marktführer entwickelt. Rund 3.500 Menschen arbeiten für den Anbieter, der neben seiner Zentrale in Stoke-on-Trent weitere Büros, unter anderem in Australien und Gibraltar, betreibt.
In Europa verfügt der Glücksspielriese über eine Lizenz auf Gibraltar. Bereits 2015 erhielt bet365 außerdem seine erste Remote Gambling License von der Malta Gaming Authority, als das Unternehmen drei Tochterfirmen auf der Insel registrieren ließ. Dementsprechend besteht bereits eine kleine Niederlassung auf der Mittelmeerinsel.
Sollte es sich tatsächlich um einen Zuzug mehrerer hundert Menschen handeln, würde dies einen großen Aufschwung für Malta bedeuten. Bei knapp 430.000 Einwohnern und einer Fläche, die annährend so groß ist wie der deutsche Stadtstaat Bremen, ist Wohnraum ein großes Thema und wichtige Einnahmequelle für die einheimische Bevölkerung.
Unternehmen sichert sich neuen Standort auf Malta
Wie die Times of Malta in ihrer Sonntagsausgabe berichtete, soll bet365 ursprünglich die Umsiedlung von rund 1.000 Mitarbeitern nach Malta geplant haben. Diese Zahl wies das Unternehmen in einer Stellungnahme von diesem Montag jedoch als „komplett inkorrekt“ zurück.
Vielmehr sei geplant, die Niederlassung in Gibraltar beizubehalten und parallel einen weiteren Standort in Malta zu beziehen. Welches der beiden Büros zukünftig als Hauptquartier fungieren soll, ließ das Unternehmen noch offen.
In ihrer aktuellen Ausgabe von diesem Dienstag veröffentlichte die Times of Malta ein ausführliches Update zur Situation. Darin bestätigt bet365 den Umzug auf die Insel:
„Aufgrund der regulatorischen Entwicklungen und dem sich formenden weltweiten Rahmen für Online Glücksspiel haben wir beschlossen, unsere Präsenz in Malta weiter auszubauen. Dort herrschen gut ausgebaute und stabile Bedingungen für die Branche. Zu diesem Zweck schauen wir uns nach zusätzlichen Räumlichkeiten um und werden neue Mitarbeiter in Malta beschäftigen, die uns bei dem Ausbau und Betrieb unseres Online Angebots unterstützen werden. […] Wir möchten darauf hinweisen, dass wir trotz dieser neuen Situation unsere starke Präsenz und Bindung zu Gibraltar beibehalten werden. Unsere aktuelle Strategie einer doppelten Lizenzierung werden wir ebenfalls weiterverfolgen.“
Zu diesem Zweck soll bet365 bereits einen Standort auf Malta erworben haben. Dabei soll es sich um eine Immobilie in dem Küstenort Tigné handeln. Dieser liegt direkt neben Sliema, dem kommerziellen und finanziellen Zentrum des Landes.
In Sliema sind außerdem der Großteil der am Markt aktiven Glücksspielunternehmen niedergelassen, darunter Online Casinos und Buchmacher. Die Aufsichtsbehörde und Lizenzvergabestelle ist die Malta Gaming Authority (MGA).
Lage nach Brexit unsicher
Aus Gibraltar hieß es bis zuletzt, dass man von einem geplanten Umzug nichts wisse und bet365 auch nach dem Brexit weiter beheimaten werde. Dass das Unternehmen sich zwischen Gibraltar und Malta entscheiden müssen, entspräche ebenfalls nicht der Realität. Glücksspielminister Albert Isola gab in einer Stellungnahme optimistisch, was die Zukunft anbelangt und sagte:
„Gibraltar ist die erste Wahl für viele der renommiertesten Glücksspielunternehmen weltweit. Daran wird auch der Brexit nichts ändern.“
Dennoch ist die Lage ungewiss. Zwar wurde den ansässigen Unternehmen 2017 noch versichert, auch nach dem Brexit ihren rechtlichen Sonderstatus behalten zu dürfen. Doch einen Notfallplan oder Risikomanagement-Strategien gibt es bisher offenbar nicht.
Angesichts der hochkomplexen Zusammenhänge und rechtlichen Verbindungen, wollen viele Anbieter mit einer weiteren Lizenz aus Malta ihren Fortbestand sichern. Sollte der Brexit den Zugang der auf Gibraltar niedergelassenen Glücksspielfirmen einschränken oder gar verhindern, so würde dies weitreichende Folgen für die Branche haben.
Weitere Probleme, die sich aus dem EU-Austritt von Großbritannien ergeben könnten, betreffen die Angestellten. Diese pendeln zu einem Großteil von spanischen Festland nach Gibraltar. Bei geschlossenen Grenzen könnte dieser Zugang ebenfalls eingeschränkt werden.