Berliner Spielhallen kämpfen mit unlauteren Methoden gegen verschärfte Gesetze
Spielautomaten werden in Berliner Spielhallen häufig illegal betrieben (Bild: Pixabay)
Die Betreiber von Spielhallen in Berlin reagieren mit teilweise halblegalen oder illegalen Methoden auf die strengere Gesetzgebung in der Hauptstadt. Diese macht ihnen das Leben zunehmend schwerer.
Die Richtlinien wurden bereits vor sechs Jahren beschlossen, rechtlich bindend ist das Gesetz für Spielhallen jedoch erst seit Mitte des letzten Jahres. Mit der vermehrten Durchführung von Razzien kontrolliert die Polizei nun verstärkt den Glücksspiel-Sektor.
Berlin mit einem der strengsten Gesetze für Spielhallen in Deutschland
Seitdem das Berliner Spielhallengesetz erlassen wurde, stehen die Casinos in der Hauptstadt gehörig unter Druck. Das Gesetz, das als eines der strengsten seiner Art in Deutschland gilt, fordert unter anderem einen Mindestabstand von mindestens 500 Metern zwischen zwei Glücksspielbetrieben.
Eine weitere einschneidende Einschränkung ist der einzuhaltende Mindestabstand von 200 Metern zu Schulen und anderen Einrichtungen für Jugendliche. Nach Inkrafttreten des Gesetzes maßen die zuständigen Behörden genau nach. Die Folge: Allein 70 Spielhallen wurde die Lizenz aufgrund ihrer Nähe zu Schulen entzogen.
Umgehung der Richtlinien durch Tarnunternehmen
Ein – legales – Schlupfloch zur Einrichtung von Glücksspiel-Betrieben bestand in der Aufstellung von bis zu drei Spielautomaten in einer „genehmigungsfreien Kleingastronomie“. Diese sogenannten Café-Casinos sind über die ganze Stadt verteilt. Angeblich gibt es 1.500 dieser Betriebe, die Bestandsschutz genießen, wenn sie vor 2014 eröffnet wurden. Einzige Beschränkung: Ab Herbst 2019 dürfen bloß noch zwei Geräte angeboten werden.
Bei den „Cafés“ handelt es sich jedoch meist um reine Spielhallen, in denen vielerorts lediglich ein rudimentäres Angebot an Automatenkaffee angeboten wird. Zudem wurden in derartigen Geschäften häufig mehrere Räume mit eigenen Türen, einem eigenen Café-Namen und den jeweils erlaubten drei Geräten installiert.
Auf diese Weise kommt so ein Betrieb schnell auf 15 bis 20 Automaten. Auch diese Casinos genießen weiterhin Bestandsschutz. Manche Inhaber gehen noch einen Schritt weiter: Sie stellen spätabends zusätzliche Geräte in ihre Geschäfte, wenn mit weiteren Kontrollen wahrscheinlich nicht mehr zu rechnen ist.
Auch in Berlin ist Spielsucht weit verbreitet (Bild: Pixabay)
Tricksereien an den Automaten
Doch nicht nur bei dem illegalen Weiterbetrieb der Spielhallen unter neuem Dach tricksen die Betreiber. Auch die Geräte werden manipuliert, um die Einnahmen zu steigern. So wird häufig eine Betrugs-Software auf die Spielautomaten geladen, mit welcher die rechtlich festgelegte Beschränkung auf höchstens 25 Euro Verlust pro Stunde umgangen wird.
Den Spielern wird es dadurch leichter gemacht, schnell und mit höheren Summen zu spielen. Dies lässt die Gewinne der Besitzer sprudeln und gleichzeitig die Gefahr von Spielsucht in die Höhe schnellen. Da die Automaten größtenteils nicht registriert sind, gehen die Gewinne bar und ohne Steuerabzug an die Betreiber.
Um die Profitabilität noch weiter zu steigern, werden behördlich nicht lizensierte Terminals für Sportwetten installiert oder das Spielverbot für Jugendliche bewusst ignoriert.
Spielsucht in Berlin weit verbreitet
Das Spielhallengesetz ist in Berlin durchaus begründet, denn allein an Spielautomaten verspielen die Bewohner der Hauptstadt täglich zwischen 500.000 bis 600.000 Euro. Neben den Gelegenheitszockern und Menschen, die nur ab und zu an einem solchen Gerät spielen, weisen geschätzte 50.000 Berliner ein problematisches Spielverhalten auf. Nicht zuletzt zu ihrem Schutz, und um andere Gefährdete vor einem Abgleiten in die Spielsucht zu bewahren, wurden die strengen Richtlinien erlassen.
Die verschärfte Regelung zeigt Wirkung, denn nach Angaben des Senats gab es zum 31.12. 2017 noch 477 Spielhallen in Berlin. Bei Beschluss des Spielhallengesetzes 2011 lag die Zahl bei annähernd 600 Casinos.
Doch die beschriebenen Tricks der Betreiber geben Kritikern der strengen Gesetzgebung scheinbar recht. Diese warnten bereits bei Einführung, dass das unnachgiebige Vorgehen gegen bestehende Spielcasinos das Problem nicht lösen, sondern lediglich in andere Gastronomiebetriebe verlagern würde. 2017 wurden etwa 400 Anträge auf neue Gaststätten mit Spielgeräten gestellt.