Behörden ermitteln wegen illegaler Glücksspiel-Werbung gegen Bundesliga-Klubs
Vereine der 1. Fußball-Bundesliga sind wegen illegaler Glücksspielwerbung ins Fadenkreuz deutscher Aufsichtsbehörden geraten.
In der Bundesliga geht es für Vereine und Buchmacher um viel Geld. (Quelle: Pixabay)
Wie der Bayerische Rundfunk unter Berufung auf Recherchen von ARD-Radio-Recherche Sport berichtet, ermittelten die Dienststellen unter anderem gegen Klubs wie Borussia Dortmund, Werder Bremen und den 1. FC Köln.
Konkret gehe es in den Verfahren um die Feststellung, ob die Vereine mit Glücksspielwerbung in Stadien, auf Banden und Trikots über den gesetzlichen Erlaubnisrahmen hinausgehen.
Zwar ist die Werbung für Sportwetten-Anbieter in deutschen Stadien nicht pauschal verboten, jedoch betreiben die Unternehmen nicht selten Online-Casinos, für die (mit Ausnahme Schleswig-Holsteins) in Deutschland keine Glücksspiellizenzen erteilt werden. Die Dachmarkenwerbung scheint den Behörden auszureichen, um eine Einstellung der Werbemaßnahmen zu fordern.
Sportwetten-Sponsorings in der 1. Fußball-Bundesliga
Sponsoring ist in der 1. Fußball-Bundesliga ein Millionengeschäft. Laut dem Sport-Business-Magazin SPONSORs würden allein die 18 Bundesligisten in dieser Saison durch Trikotwerbung mehr als 160 Millionen Euro einnehmen.
Zu den zahlenden Werbern gehören auch internationale Sportwetten-Anbieter. So sponsort der zur Gauselmann Gruppe gehörende Wettbetreiber Sunmaker den 1. SC Paderborn. Für die Werbung auf der Vorderseite des Trikots soll der Club bis 2021 insgesamt 2 Millionen Euro erhalten.
Mehr als 46 Millionen Euro nehmen die Bundesliga-Vereine in dieser Saison durch Ärmelsponsoring ein. Ein Buchmacher, der in das Segment investiert, ist das asiatische Unternehmen Tou Tou. Der eSports-Wettanbieter soll Werder Bremen jährlich bis zu 1,5 Millionen Euro zahlen.
Bezirksregierung Düsseldorf gibt sich zurückhaltend
Obgleich Ausmaß und Folgen eines möglichen Werbeverbotsverstoßes derzeit nur schwer einschätzbar sind, äußerte sich die Bezirksregierung Düsseldorf gegenüber den ARD-Journalisten über etwaige Konsequenzen für die Bundesliga-Klubs.
Auf Anfrage teilte die Behörde mit:
„(…) soll den Fußballvereinen unsererseits kein absichtliches rechtswidriges Handeln vorgeworfen werden. Die Vereine, denen häufig nicht bewusst ist, dass sie durch ihre Werbemaßnahmen auch die illegalen Online-Casino-Angebote der Sportwettveranstalter bewerben, werden im Rahmen des Verfahrens über die vorliegenden Verstöße informiert und aufgefordert, diese abzustellen.“
Sollten die Vereine den Weisungen nicht nachkommen, drohen Klagen. Einzelne Klubs änderten ihre Werbedarstellungen schon kurz nach dem Hinweis der Behörden. Darunter der norddeutsche Erstligist Werder Bremen.
Werder Bremen lenkt ein
Ein Fußball-Verein, der bereits früh auf die Kritik reagiert hat, ist Werder Bremen. Laut Sprecher Michael Rudolph sei der Verein „von der zuständigen Glücksspielbehörde wegen der konkreten Darstellung der Werbung (…).“ kontaktiert worden.
Grundsätzlich gehe das Werbeengagement des Klubs nicht über das Sportwetten-Segment des Partners hinaus, erklärte Rudolph. Der Verein habe die Darstellungen jedoch trotzdem angepasst.
Die Grün-Weißen erklärten überdies, dass man vereinsintern regelmäßig Schulungen zum Thema Sportwetten und Spielmanipulation anböte.
Behörden prüfen Werbung immer intensiver
Dass die Sportwetten-Werbung in der Bundesliga von Aufsichtsbehörden mit wachem Auge verfolgt wird, ist schon seit längerem bekannt.
Werder Bremen hat seine Werbedarstellungen bereits angepasst. (Quelle: Pixabay)
Erst im März dieses Jahres formulierten die Glücksspielaufsichten der Länder einen gemeinsamen Brief, in dem der Deutsche Fußballbund (DFB) scharf kritisiert wurde.
Der Verband war im Frühjahr eine dreijährige Kooperation mit dem Buchmacher Bwin eingegangen, die unter anderem die Werberechte für die Nationalmannschaften umfassen sollte.
Die Behörden warfen Deutschlands größter Fußballvereinigung vor, mit der Sportwetten-Werbung auch die Werbung für unlizenzierte Online-Casinos zu dulden.
Ähnlich konfrontativ fiel die Kritik an der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aus. Sie ging im Jahre 2018 eine Partnerschaft mit dem Buchmacher Tipico ein, der ein eigenes Online-Casino betreibt. Die Wetten des Unternehmens werden auch im Stadion des Deutschen Meisters FC Bayern München beworben.
Kritiker bemängeln, dass sich Glücksspiel-Konzerne und Vereine hinter den Regelungen für erlaubte Dachmarkenwerbung verstecken. Wichtiger sei es allerdings, den Kinder-, Jugend- und Spielerschutz zu stärken. Eine womöglich bedeutsame Forderung, schließlich sollen durch die Länder ab 1. Januar 2020 private Sportwettenlizenzen vergeben werden, die Buchmachern noch mehr Einfluss auf Verbraucher gewähren könnten.