Bedeutender Schlag gegen das illegale Glücksspiel in Österreich
Den Ermittlungsbehörden Österreichs ist ein bedeutender Schlag gegen die organisierte Glücksspiel-Kriminalität gelungen. Bei der „Joker“ getauften Operation stellten die Beamten am gestrigen Mittwoch 600 illegale Spielautomaten sowie über 380.000 Euro sicher.
Operation gegen mafiöse Strukturen
An der in mehreren Bundesländern durchgeführten Aktion waren 320 Beamte der Polizei sowie der Finanz- und Justizbehörde beteiligt. Mit 180 Beteiligten stellte die Finanzverwaltung das Gros der Ermittler. Diese wurden von Mitarbeitern des Bundeskriminalamtes (BK) sowie 140 Polizisten unterstützt.
Hartwig Löger, Vizekanzler und Finanzminister von der regierenden ÖVP, zeigte sich erfreut über den erfolgreichen Schlag gegen die organisierte Kriminalität:
Ich danke allen Beteiligten für ihren Einsatz und gratuliere ihnen zu ihrer herausragenden Arbeit. Dank der exzellenten Kooperation ist das der bisher größte Schlag gegen das organisierte illegale Glücksspiel in Österreich.
Insgesamt wurden in Niederösterreich, der Steiermark, dem Burgenland, Salzburg und Wien sowie in Ungarn 43 Hausdurchsuchungen durchgeführt und sechs Personen verhaftet. Einer der Festgenommenen ist ein Bankangestellter aus Ungarn, dem wegen Geldwäsche nun Steuer- und Abgabenhinterziehung vorgeworfen werden.
Ermittlungen seit 2018
Die erfolgreiche Operation erfolgte unter Leitung einer 2018 gegründeten Arbeitsgruppe des BK, die zur „Bekämpfung der kriminellen Auswirkungen des illegalen Glücksspiels“ eingerichtet worden war.
Die Bande betrieb zahllose illegale Casinos (Bild: Pixabay)
Seitdem konnten die Ermittler einige Gruppierungen identifizieren, die nach ähnlichem Muster in ganz Österreich in Hinterzimmern von Bars und Cafés oder in privaten Wohnungen illegales Glücksspiel betreiben. Die Operation „Joker“ richtete sich nach Angaben der Polizei gegen die „Wiener Gruppe“, die als eine der bedeutendsten dieser „mafiösen Organisationen“ angesehen wird.
Seit Mitte 2014 mieteten Mitglieder der Bande Lokale und vermieteten diese an Scheinfirmen weiter, die den Ausbau zu illegalen Casinos erledigten. Um die Geschäfte zusätzlich zu verschleiern, wurden die Automaten-Casinos dann in der Regel von weiteren Scheinfirmen betrieben.
Diese Firmen waren auch für die Geldwäsche und den Transfer der Gewinne auf die Konten der Bande zuständig. Nach Schätzungen des BK wurden auf diese Weise alle zwei Wochen 40.000 bis 100.000 Euro ins Ausland gebracht, dort gewaschen und in Form legaler Rechnungs-, Gehalts- oder Mietzahlungen zurück nach Österreich überwiesen.
Dieter Csefan, Leiter des Büros zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität im BK, sagte zu der Operation:
Die Tätergruppierung weist zweifelsfrei alle Merkmale von organisierter Kriminalität auf und erinnert an die Machenschaften von Al Capone in den 1920er Jahren. Nur durch die ausgezeichnete Zusammenarbeit der Justiz, dem BMF und dem BMI konnte dieser großartige Erfolg erzielt werden.
Die Umsätze der Bande gehen Schätzungen zufolge in die Millionen, sodass allein dem Staat durch hinterzogene Glücksspielabgaben rund 1,6 Millionen Euro verloren gingen.
Neben der illegalen Organisation des Glücksspiels droht dem ebenfalls festgenommenen Kopf der Bande deshalb ein weiteres Verfahren wegen schwerer Steuerhinterziehung. Im Zuge der Operation wurden darüber hinaus in Österreich 30 und in Ungarn 13 Konten geöffnet, die den Verdächtigten zugeordnet werden.
600 Automaten entdeckt
Der größte Fund gelang der Polizei in einer Halle in Niederösterreich: Dort wurden 600 illegale Glücksspiel-Automaten beschlagnahmt. Nach Auskunft der Behörden diente die Halle als eine Art Nachschublager für das illegale Glücksspiel in ganz Österreich.
Sobald in einem der illegalen Casinos ein Automat beschlagnahmt worden war, wurde aus dieser Halle der Nachschub organisiert, sodass meist keine 24 Stunden später für Ersatz gesorgt werden konnte.
Darüber hinaus wurden an mehreren Orten Wertgegenstände sichergestellt. Dabei handelt es sich um Bargeld in Höhe von 254.000 Euro sowie Gold- und Silberbarren im Wert von 128.000 Euro. Zudem fielen den Beamten zahlreiche Handys, Computer, Drogen und Waffen in die Hände.
Der Vorsitzende der Steuerfahndung, Christian Ackerler, lobte die gute Kooperation der Behörden:
Dank enger Zusammenarbeit von Bundeskriminalamt, Finanzpolizei, Finanzamt für Gebühren, Verkehrsteuern und Glücksspiel sowie Steuerfahndung konnte ein illegales Netzwerk an Scheinfirmen aufgedeckt werden. Unsere hervorragende Kooperation und die professionelle Vorgehensweise haben dem organisierten illegalen Glücksspiel den bis dato größten Schlag zugefügt.
Da das BK derzeit nach eigener Aussage noch gegen weitere mafiöse Banden ermittelt, kann es erneut zu vergleichbaren Aktionen kommen. Ob sie derart erfolgreich verlaufen, muss sich dann allerdings erst noch zeigen.