Baccarat-Dealer betrog Crown Melbourne Casino um über 400.000 Dollar
Der 35-jähriger Mitarbeiter des James Packer Crown im australischen Melbourne wird beschuldigt, das Luxus-Casino um über 400.000 Dollar betrogen zu haben. Seit April steht er deswegen vor Gericht. Nun geht die Verteidigung in die Offensive.
Nachdem man ihm mutmaßlich auf die Schliche kam, wurde der Baccarat- Croupier in einer Art Arrestzelle des Luxus- Casinos vom Sicherheitsdienst verhört. Nun verlangt sein Anwalt die Aushändigung der Aufzeichnungen der Befragung. Doch diese sind laut Aussagen des Casinos nicht mehr verfügbar.
Baccarat-Dealer betrog Casino beim Kartengeben
Der Mann steht im Verdacht, das Crown Casino zwischen dem 26. März und 01. Mai des vergangenen Jahres um umgerechnet rund 275.000 Euro gebracht zu haben.
Über einen Zeitraum von rund fünf Wochen soll der 35-Jährige gemeinsam mit drei Komplizinnen zwischen 22 und 46 Jahren ein System entwickelt haben, bei dem er seine Schlüsselposition als Dealer beim Baccarat ausnutzte.
Laut den Ermittlungen des Casinos hat sich das Quartett in 58 Stunden am 431.700 Australische Dollar am Baccarat-Tisch erschlichen.
Beim Baccarat handelt es sich um ein Kartenspiel, das in seiner klassischen Version mit sechs Kartendecks à 52 Blatt, also insgesamt 312 Blatt gespielt wird.
Der Croupier wird beim Baccarat „Tailleur“ oder „Chef de partie“ genannt.
Ziel des Spiels ist es, mit zwei oder drei Karten möglichst nah an den Kartenwert 9 zu kommen.
Beim Baccarat können Spieler ihre Einsätze meist auf drei mögliche Ausgänge platzieren: Der Spieler gewinnt (Quote 1:1), die Bank gewinnt (Quote 1:1, -5 %) und Unentschieden (Quote 8:1).
Nach Angaben des Casinos waren die vier aufgeflogen, als die drei Frauen am 01. Mai 2017 erneut am Tisch ihres Komplizen Platz nahmen und auffällig hohe Gewinne einstrichen.
Beim näheren Hinschauen sei klargeworden, dass der Croupier in spezieller Weise beim Geben vorgegangen sei.
So habe das Sicherheitspersonal in über 20 Fällen feststellen können, dass Hou sich die ersten Karten des Decks zunächst angesehen und die Blätter erst dann verteilt habe.
Sicherheitskameras überführten den Croupier
Das Casino gab an, dem Angestellten aufgrund der regelmäßigen Überprüfung der zehn größten Gewinne des Tages auf die Schliche gekommen zu sein.
Der Croupier hantierte auffällig mit den Karten beim Baccarat (Quelle:Roland Scheicher, public domain)
Nachdem aufgrund der hohen Gewinne an seinem Tisch der erste Verdacht beim Sicherheitspersonal aufgekeimt war, habe man sich mit dem Material der Überwachungskameras, die die Arbeit des Baccarat-Dealers im Blick hatten, auseinandergesetzt, teilte Daniel Harris, der damalige Sicherheitschef des Unternehmens mit.
Hierbei sei klar geworden, dass Hou unnötig lang mit den Karten hantiert habe und auch das Verteilen habe mehr Zeit in Anspruch genommen als gewöhnlich.
Beim Verteilen seien die obersten Karten leicht über das Deck hinausgeschoben worden, sodass sie erkennbar geworden wären, gab Harris an.
Der Angestellte war vor dem Vorfall bereits seit fünf Jahren für das James Packer Crown Casino tätig. Er hatte sich einen Platz im mondänen Mahagony Room, dem Highroller Saal des Crown Casinos, erarbeitet.
Über Unstimmigkeiten bei seiner Arbeit im Vorfeld der nun angeklagten Fälle ist nichts bekannt.
Das 1997 eröffnete Crown Resort Melbourne ist einer der größten und luxuriösesten Casino Komplexe Australiens.
Während der Australien Open beherbergt das Casino Stars wie Roger Federer, die die Tennisanlagen auf dem Dach des Komplexes zum Training nutzen.
Zuletzt machte das Crown Melbourne im März 2018 weltweite Schlagzeilen, weil sein Besitzer, der milliardenschwere Unternehmer James Packer (51) sich von der Spitze des Unternehmens zurückgezogen hatte.
Als Grund gab der, 2016 auf ein Vermögen 3,5 Milliarden US-Dollar geschätzte Ex-Verlobte von Sängerin Mariah Carey „Probleme mit seiner psychischen Gesundheit“ an.
Kurz zuvor, so hörte man, machte Packer sich schwere Vorwürfe: Mehrere führende Mitarbeiter seines Unternehmens waren in China verhaftet worden, nachdem sie dort Angebotspakete fürs Glücksspiel in Australien vermittelt haben sollen.
Packer soll die Vorstellung, dafür dass andere in Gefängnis sitzen, verantwortlich zu sein, nur schwer ertragen haben.
Komplizin kommt mit Sozialstunden und Geldstrafe davon
Eine der mutmaßlichen Komplizinnen legte bereits bei einer Anhörung im April ein Geständnis ab.
Nachdem die 25-Jährige zugegeben hatte, 1.900 Dollar unrechtmäßig erhalten zu haben, wurde sie zu Sozialstunden und einer Zahlung von 500 Dollar an ein Programm zur Hilfe bei Spielsucht verurteilt.
Inwieweit es bei den drei übrigen Verdächtigen zu Verurteilungen kommen wird, hängt auch von der Frage ab, ob sich die Sicherheitsmitarbeiter des Crown Casino in der Nacht des 1. Mai 2017 adäquat verhalten haben.
Drei Stunden Verhör ohne Polizei
Die Anwälte der Beschuldigten bezweifeln, dass es rechtens war, den verdächtigten Spielerinnen ihre Chips, sowie Bargeld und Mobiltelefone abzunehmen. Eine Lesart, der Crown-Ermittler Sharland vor Gericht vehement widersprach:
Ich ging davon aus, dass der Dealer das Crown gemeinsam mit drei weiteren Personen bestohlen hatte und dass das Geld dem Crown gehörte. Sie hatten es unrechtmäßig erworben.
Und auch das Festhalten des Croupiers für drei und einer seiner vermuteten Komplizinnen für zwei Stunden, stößt den Verteidigern übel auf.
Alle Aufzeichnungen gelöscht
Klarheit darüber, was in den Stunden vor dem Eintreffen der Polizei im Hinterzimmer des Casinos vor sich ging, sollten eigentlich die in dieser Nacht gemachten Aufnahmen bringen.
Die Lobby des James Packer Crown (Quelle:Jamesbehave, licensed nder GNU-Lizenz)
Doch diese liegen nicht mehr vor: Wie in ihrem Hause üblich, wurden die Aufnahmen bereits nach 14 Tagen überspielt, da es keine anderslautenden Anweisungen oder diesbezügliche Anfragen gegeben hätte, ließen die Verantwortlichen wissen.
Die während der Befragung vom Telefon des anwesenden Sicherheitschefs McHutchison ein- und ausgehenden Textnachrichten könne man ebenfalls nicht vorlegen: McHutchison habe ihnen keinen Wert beigemessen, weswegen er sie bereits im Jahr 2017 gelöscht habe.
Eine Übersicht über die Aufnahmen, die das mit Kameras ausgerüstete Sicherheitspersonal im fraglichen Zeitraum erstellt habe, sei ebenfalls nicht möglich: Sie seien nicht mehr auffindbar. Zudem sei zumindest eines der Aufnahmegeräte in der fraglichen Nacht nicht funktionstüchtig gewesen.
Der Baccarat-Croupier selbst hat sich öffentlich bisher weder zu den Vorwürfen gegen sich noch zu den fehlenden Aufzeichnungen des Crown geäußert. Inwieweit die gelöschten Aufnahmen zu einer milderen Strafe führen können bleibt dahingestellt, als Croupier wird er wohl nicht mehr arbeiten.