Australien: Reisekauffrau stiehlt 630.000 AUD für Online-Glücksspiel
Ein Fall besonders schweren Diebstahls hat in Australien in dieser Woche für Schlagzeilen gesorgt. So soll eine australische Reisebüro-Mitarbeiterin zwei Arbeitgeber und deren Kunden um insgesamt 628.598 AUS betrogen haben. Mit den Geldern habe sie Online-Spielautomaten gespielt und ihre Spielsucht finanziert, berichtet der Nachrichtensender ABC [Seite auf Englisch].
Die 58-jährige Mutter von zwei Kindern habe die Gelder zwischen April 2018 und September 2020 nach und nach von stornierten Reisen abgezweigt. Statt die von den Kunden bereits gezahlten Gelder an diese zurückzuerstatten, habe sie sie auf ihr eigenes Konto überwiesen.
Dort seien die Beträge jedoch nie lange geblieben, denn sie habe fast das gesamte Geld im Online-Casino verspielt. Bei ihrer ersten Gerichtsverhandlung vor dem Bezirksgericht des Bundesstaates Victoria Anfang der Woche habe sie sich reuig gezeigt. Über ihren Anwalt habe sie folgende Worte vortragen lassen:
Ich möchte mich aufrichtig für den Diebstahl und die vielen Schmerzen, die ich verursacht habe, entschuldigen. Ich bin am Boden zerstört und bedauere den Vertrauensmissbrauch, die finanziellen Schwierigkeiten, die Sorgen und die Scham, die ich durch meine dummen, unrechtmäßigen Handlungen verursacht habe.
Die Reisefachfrau habe bereits seit Jahren mit ihrer Spielsucht zu kämpfen gehabt. Als sie ihre Sucht nicht mehr über Kurzzeit-Kredite habe finanzieren können, habe sie begonnen, kleinere Summen aus der Agentur abzuzweigen. Doch die Summe sei schnell größer geworden und in insgesamt 522 Transaktionen auf fast 630.000 AUD angewachsen.
Nachdem ihr Arbeitgeber ihre Tat entdeckt habe, habe sie begonnen, einen Teil der Gelder zurückzuzahlen und mit diversen Kunden kleinere Ratenzahlungen zu vereinbaren. Sie habe die Angelegenheit „intern“ und ohne Polizeiermittlungen bereinigen wollen. Letztendlich habe sie jedoch lediglich 22.500 AUD zurückzahlen können. Der Rechtsweg sei somit unausweichlich gewesen.
Richter empört sich über Online-Glücksspiel
Für den Richter jedoch seien weder ihre Entschuldigung noch ihre Bemühungen, die gestohlenen Gelder zurückzuzahlen, ausreichend, um ihre Tat wieder gut zu machen. Am Ende des ersten Verhandlungstages habe er harsche Worte gefunden. Diese hätten sich jedoch weniger gegen die Täterin als gegen die Betreiber von Online-Glücksspiel gerichtet:
Wir befinden uns in einer Gesellschaft, deren Regierung entschieden hat, diesem Übel [gemeint sind Spielautomaten; Anm. d. Verf.] die Türen zu öffnen und zuzulassen, dass es von der Gemeinde und vielen Millionen ihrer Dollar lebt. Zu erlauben, dass die Menschen diese online nutzen, ist eine Abscheulichkeit ohnegleichen.
Das, was den Diebstahl der Gelder umso schlimmer mache, sei die Tatsache, dass sich allein die Betreiber der Online-Glücksspiele bereichert hätten. Am Ende seien alle Opfer, außer die Betreiber der entsprechenden Webseiten, so der Richter weiter.
Das Urteil, welches noch innerhalb dieses Monats verkündet werden solle, könnte ABC zufolge dennoch harsch ausfallen. So müsse die Angeklagte aufgrund der Schwere des Diebstahls mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen.