Amische protestieren gegen neues Spielcasino in ihrer Gemeinde
Im US-Bundesstaat Pennsylvania regt sich starker Protest gegen den Neubau eines Casinos. Die in dem ländlichen Raum lebenden Angehörigen der Amischen Glaubensgemeinschaft lehnen das Vorhaben grundsätzlich ab, da Glücksspiel aus ihrer Sicht generell nicht mit den Worten der Bibel vereinbar ist.
Ein Casino neben Amischen-Siedlungen?
Dem Protest vorausgegangen war ein im letzten Oktober bei den Behörden des Bundesstaats eingegangener Lizenzantrag des Casinobetreibers Penn National Gaming. Das Unternehmen möchte in der Gemeinde Morgantown für 111 Millionen US-Dollar ein 7.000 m² großes Spielcasino errichten. Dort sollen die Besucher an 750 Automaten und 30 Tischen spielen sowie Sportwetten abgeben können.
Das fragliche Gebiet grenzt direkt an die beiden größten Siedlungen der Amischen in Pennsylvania. Deren Mitglieder sowie andere Bewohner des kirchlich und konservativ geprägten Landstrichs protestieren nun vehement gegen das Vorhaben, das viele von ihnen als ein „Werk des Teufels“ betrachten.
Die seit dem 17. Jahrhundert existierende protestantische Glaubensgemeinschaft der Amischen kommt ursprünglich aus dem süddeutschen Raum. Ihre Siedlungsgebiete lagen in der Schweiz, der Pfalz und im Elsass, ehe die ersten Amischen 1709 nach Amerika auswanderten. Dort ließen sie sich bevorzugt in Pennsylvania und Ohio nieder, wo ihnen schon früh Religionsfreiheit garantiert wurde.
Seitdem leben die Amischen vorwiegend in ländlichen Regionen nach ihren traditionellen Regeln und der Maxime „Gruppenerhalt geht vor individueller Verwirklichung“. Äußerlich fallen sie durch ihre altertümlich wirkende, schlichte Kleidung auf und legen Wert darauf, jeglichen Luxus zu vermeiden. Gleiches gilt für die Nutzung moderner Technologien wie Fernsehen, Telefon oder Internet, die von den Amischen abgelehnt werden.
Auch der Besitz von Autos ist verboten, nicht jedoch deren Nutzung. Es gibt in den Gemeinden der Amischen deshalb neben vielen Kutschen häufig andersgläubige Anbieter, die den Amischen bei Bedarf Fahrdienste offerieren. Zu den weiteren Grundsätzen der Religionsgruppe gehören Demut und Gelassenheit, weshalb die Glaubensrichtung für ihre besondere Friedfertigkeit bekannt ist.
Neben ihrer grundsätzlichen Ablehnung des Glücksspiels fürchten die Betroffenen negative soziale Auswirkungen durch das neue Casino. So kritisieren sie, dass der Betrieb dem Alkoholmissbrauch Vorschub leiste und darüber hinaus zu finanziellen Problemen, zerstörten Familien und einem generellen „moralischen Verfall“ führen würde.
Bei einer öffentlichen Anhörung unter den Bewohnern der Gemeinde regte sich weitestgehend Widerstand gegen die Bestrebungen von Behörden und Penn National Gaming. Die Pastorin Coleen Brandt Painter organisierte bei einer Petition gegen das Casino über 1.000 Unterschriften. Sie fasste die Bedenken zusammen:
Wir sind keine Gemeinde wie Las Vegas. Was hier passiert, bleibt auch hier. Hier kennt jeder jeden und das mögen wir so.
Befürworter führen dagegen ins Feld, dass das Casino der finanziell klammen Kommune jährliche Zusatzeinnahmen von 1,6 Millionen US-Dollar bescheren würde und so über 60 % zum Gemeindehaushalt beitrüge.
Pennsylvanias neue Mini-Casinos
Anti Casino-Protest (Bild: David Swanson/philly.com)
Das seit 2017 in Pennsylvania geltende Glücksspielgesetz erlaubt es Casinounternehmern, neben ihren Hauptbetrieben kleinere Satelliten-Casinos einzurichten. Das Ziel dieser Regelung ist, dass Casinos auch abseits der großen Ballungszentren entstehen und die Bevölkerung im gesamten Bundesstaat leichteren Zugang zu Spielcasinos bekommt.
Die „Mini-Casinos“ dürfen mit bis zu 750 Spielautomaten ausgestattet werden. Allerdings ist es aus Gründen des Wettbewerbsschutzes verboten, sie innerhalb einer 25 Meilen-Zone rund um existierende Casinos der Konkurrenz zu betreiben.
Trotz der Aussicht auf die Schaffung neuer Jobs und sprudelnde Steuereinnahmen lehnen 1.000 der zumeist ländlichen 2.500 Bezirke die neuen Glücksspielzentren ab. Deshalb wurden in Pennsylvania vorerst lediglich fünf Lizenzen für Mini-Casinos ausgegeben, die in naher Zukunft an verkehrsgünstig gelegenen Orten eröffnen werden.
Amische protestierten schon in anderen Bundesstaaten gegen Casinos
Die Amischen leisten bereits seit Jahren Widerstand gegen den Bau von Spielcasinos. So protestierten sie schon 2014 vor einem New Yorker Gericht gegen den Betrieb eines Casinos in einem mehrheitlich von ihnen bewohnten Gebiet im nördlichen Teil des Bundesstaates.
Damals sagte Bishop Schwartz, das Oberhaupt der Gemeinde:
Glücksspiel widerspricht allem, was uns die Bibel lehrt. Deshalb sind alle Früchte des Glücksspiels verdorben.
Letztendlich konnten sich die Amischen damals jedoch nicht durchsetzen, sodass in der Gemeinde seit 2017 das 440 Millionen US-Dollar teure Del Lago Resort and Casino steht. Ob sie in Pennsylvania mehr Erfolg haben werden, ist derzeit noch nicht abzusehen.