Studie: Affen zeigen ähnlilches Glücksspiel-Bewusstsein wie Menschen
Eine Studie über das Wirtschafts- und Risikobewusstsein von Affen hat in dieser Woche in der italienischen Presse für Schlagzeilen gesorgt. Laut den Autorinnen Francesca De Petrillo und Alexandra G. Rosati lasse sich bei Kapuzineraffen, Schimpansen, Makaken und Gorillas eine Neigung zum Glücksspiel ähnlich wie beim Menschen nachweisen.
Die Studie wurde vom Institut für kognitive Wissenschaften und Technologien (CNR) in Rom herausgegeben. Wie das Institut erklärt [Pressetext auf Englisch], handle es sich um eine Zusammenfassung aller zum Thema durchgeführten Studien.
Die daraus hergeleiteten Ergebnisse sollten Aufschluss über kognitiven Mechanismen bei wirtschaftlichen Entscheidungen der Spezies Mensch geben. Der Vergleich von Menschen und Primaten sei hilfreich, um zu verstehen, an welchem Punkt in der Evolutionsgeschichte die Konzepte Wirtschaft und Glücksspiel ihren Ursprung finden könnten.
Wissenschaftler untersuchen seit Jahrzehnten die Gemeinsamkeiten von Mensch und Affe. Laut einer Studie des US-amerikanischen Forschungszentrums für Humangenetik stimmten die Gene von Menschen und Schimpansen zu 96 % überein. Jüngere Studien zeigen, dass die Übereinstimmung noch höher sein könnte.
Laut einem Bericht des US-amerikanischen Naturkundemuseums Smithsonian’s National Museum of Natural History aus dem Jahr 2020 hätten Anthropologen mittlerweile eine genetische Übereinstimmung zwischen Mensch und Schimpansen von 98,8 % nachgewiesen. Bei Gorillas liege diese bei 98,6 %, bei Orang-Utans bei 96,9 %.
Unterschiede nach Spezies, nicht nach Geschlecht
Wie die Herausgeberin der Studie, Elsa Addessi, erklärt, wiesen die unterschiedlichen Affenspezies auch unterschiedliche Herangehensweisen bei der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung auf.
Die Risikofreude, also die Bereitschaft, eine Option mit einer geringen Gewinnchance zu wählen (vergleichbar mit einem Lottogewinn) hängt vom sozialen Kontext und dem Ausmaß der potenziellen Verluste ab. Schimpansen neigen dazu, ein Glücksspiel-Risiko einzugehen, wenn potenzielle Konkurrenten in der Nähe sind und sie im Falle des Verlustes zumindest einen kleinen Trostpreis bekommen.
Kapuzineraffen hingegen wägten grundsätzlich sehr genau den Wert ihres potenziellen Verlustes und den des möglichen Gewinnes ab.
Bei Makaken hingegen sei festgestellt worden, dass die Risikofreude höher sei, wenn es viel zu verlieren, statt viel zu gewinnen gebe. Auf Bali sei beobachtet worden, dass wilde Makaken mit Bedacht Gegenstände gegen Essen eintauschten, die sie zuvor von Touristen gestohlen hätten, bspw. Handys oder Brillen.
Anders als bei Menschen habe sich in Bezug auf die Risikobereitschaft und Neigung zum Glücksspiel bei keiner Affenspezies ein geschlechtsspezifischer Unterschied gezeigt.
Die Autoren der Studie schließen daraus, dass der geschlechtsspezifische Unterschied, der in menschlichen Glücksspielstudien immer wieder festgestellt wird, kulturellen statt genetischen Ursprungs sei.