Narco-Lotterie in Mexiko: Gewinner von El-Chapo-Haus gesucht
Mitte September hat die mexikanische Staatslotterie eine Verlosung der besonderen Art veranstaltet. Im Topf der Gran Sorteo Especial 248 befand sich unter anderem eines der Anwesen, von denen aus der berüchtigte Drogenbaron Joaquín „El Chapo“ Guzmán (64) einst seine kriminellen Geschäfte steuerte. Nun gab die Lotería Nacional bekannt, dass bislang nur wenige der verkauften Glückslose eingelöst worden seien. Auch das Narco-Haus habe noch niemand für sich reklamiert.
Die faulen Früchte der Korruption
Am gestrigen Mittwoch wandte sich die Direktorin der mexikanischen Nationallotterie bei der täglichen Pressekonferenz von Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador an die Öffentlichkeit. Sie bat alle Teilnehmer der „großen Spezialverlosung“ vom 15. September, ihre Lose auf einen möglichen Gewinn zu überprüfen.
Im Rahmen der auch als „Narco-Lotterie“ bezeichneten Sonderauslosung hatten 22 Sachpreise gewunken. Hierbei handelte es sich größtenteils um Luxus-Immobilien, die in den vergangenen Jahren im Kampf gegen organisierte Kriminalität und Korruption in Mexiko beschlagnahmt worden waren. López Obrador hatte bei der Pressekonferenz mitgeteilt, dass das ungewöhnliche Lotto-Modell in Mexiko auch künftig Anwendung finden solle:
Wir werden die Verlosungen fortsetzen (…) Wir werden weiterhin Waren verlosen, die die faule Frucht der Korruption sind.
Kartellzentrale mit Tunnelsystem
Bereits vorab für Schlagzeilen gesorgt hatte insbesondere der in Aussicht gestellte Gewinn eines Hauses in Culiacán, der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa. Der Immobilie mit einer Wohnfläche von 261 m² auf einem 395 m² großen Grundstück wird auf der Webseite [Seite auf Spanisch] der Regierung ein Wert von rund 3,6 Mio. USD zugeschrieben.
Während der Sachpreis auf Fotos einen eher unspektakulären Eindruck macht, hat es seine Geschichte in sich. Das Haus gehörte bis vor wenigen Jahren dem mittlerweile in den USA zu lebenslanger Haft verurteilten Joaquín „El Chapo“ Guzmán.
Von hier aus soll El Chapo zeitweise das Sinaloa-Kartell, einst von US-Nachrichtendiensten als „die mächtigste Organisation im Drogenhandel weltweit“ bezeichnet, geleitet haben. Im Jahr 2014 war El Chapo durch einen unterirdischen Gang geflohen, als Sondereinsatzkräfte versuchten, ihn festzusetzen. Der Eingang zu dem geheimen Tunnelsystem hatte sich unter einer Badewanne befunden.
Während die „Narco-Lotterie“ international große mediale Aufmerksamkeit erfahren hatte, hielt sich die Begeisterung für die Preise aus dem Besitz von Verbrechern vor Ort eher in Grenzen. So teilte der Lotterieanbieter mit, dass von den insgesamt zwei Millionen gedruckten Losen lediglich rund 39 % verkauft worden seien. Dies habe zur Folge gehabt, dass elf der 22 Gewinne nicht vergebenen Losnummern zugewiesen worden seien. Der erzielte Erlös der Sonderlotterie in Höhe von umgerechnet rund 6,5 Mio. EUR solle nun den olympischen und paralympischen Athleten in Mexiko zugutekommen.
Die Sonderverlosung der Staatslotterie war nicht der erste Versuch, die beschlagnahmte Liegenschaft von El Chapo unters Volk zu bringen. Medienberichten zufolge habe sich die mexikanische Regierung bereits viermal erfolglos bemüht, das Anwesen zu versteigern.
Ob das „Narco-Haus“ nun endlich einen neuen Besitzer findet, bleibt abzuwarten. Der Käufer des Loses mit der Nummer 1 438 619 hat nun noch rund fünf Wochen Zeit, den Gewinn für sich zu reklamieren.