Gaming in Deutschland: Grünen-Politiker wünscht mehr Förderung und Digitalisierung
Die Deutsche Games-Branche fordert seit langem mehr Anerkennung und Unterstützung durch die Politik. Der Verband der deutschen Games-Branche (game) hat dem Grünen-Politiker Jan Philipp Albrecht gestern in einer auf Twitch gestreamten Talk-Runde auf den Zahn gefühlt. Anwesend war auch die Gründerin des Kölner Indie-Studios Good Evil, Linda Kruse.
Eingangs stellte game-Geschäftsführer Felix Falk der Vertreterin der unabhängigen Games-Branche die Frage, mit welchen Problemen und Hürden die Spieleindustrie in Deutschland derzeit konfrontiert sei.
Zahlreiche Baustellen für die Games-Branche
Neben einem grundsätzlichem Verbesserungsbedarf im Bereich Breitband und Internetgeschwindigkeit nannte Kruse dabei die noch nicht ausreichende finanzielle Förderung auf Bundesebene. Der Bund habe zwar jüngst ein Förderprojekt ins Leben gerufen, dies sei jedoch nicht langfristig ausgelegt.
Darüber hinaus gebe es bürokratische Hürden, die sich nicht mit der Arbeitsweise der Gaming-Industrie vereinbaren ließen. Das Stellen und Bearbeiten von Anträgen dauerten zu lang, was in einer derart schnelllebigen und sich stets entwickelten Branche ein besonders großes Problem sei. Dies müsse der Bund berücksichtigen, so Kruse.
Zum jetzigen Zeitpunkt sei die deutsche Games-Branche daher international nicht konkurrenzfähig. Ein langfristiges Ziel sei jedoch, den deutschen Anteil auf dem globalen Markt zu erhöhen.
Ein weiteres Problem sei der zunehmende Fachkräftemangel in der Branche. Dieser liege nicht nur in der mangelnden schulischen und beruflichen Ausbildung begründet, sondern auch in der Schwierigkeit, internationales Personal anzuwerben. Von potenziellen Angestellten aus dem Ausland werde aktuell auch in der Games-Branche perfektes Deutsch verlangt. Dies sei jedoch „branchenfremd“.
Es ist wichtig, dass man, gerade was Immigration anbelangt, es ein bisschen branchenfreundlicher gestaltet. Im Moment hängt es unter anderem daran, dass Deutsch Pflicht ist, was aber insofern branchenfremd ist, als wir eine sehr große Internationalität in der Branche haben, Englisch Produktionssprache ist und es für uns gar nicht relevant ist, dass jemand unbedingt schon sehr gut Deutsch spricht.
Den Nachwuchs im eigenen Land heranzuzüchten, sei wünschenswert, dauere aber in der Praxis zu lange. Von vielen jungen Leute, die in die Branche einsteigen wollten, würden zudem zu Unrecht jahrelange Berufserfahrungen verlangt. Auch dies sei branchenfremd, da viele Produkte selbst erst wenige Jahre alt seien und immer neue hinzukämen.
Gemeinsame Entscheidungen und gemeinsamer Haushalt
Auf Nachfrage von game-Geschäftsführer Felix Falk bestätigte auch Grünen-Politiker Albrecht, dass die Politik an zahlreichen Punkten ansetzen könne und müsse. So habe es beispielsweise Versuche gegeben, ein Digitalisierungsministerium zu gründen. Letztlich habe es sich hierbei jedoch immer nur um ein „Feigenblatt ohne Fortschritt“ gehandelt.
Die Grünen hätten diesen Aspekt daher nicht explizit in ihr aktuelles Wahlprogramm aufgenommen. Stattdessen sei es der Partei wichtig, die Grundvoraussetzungen für eine Förderung der Games-Branche zu schaffen. Es komme nicht darauf an, „wer es macht, sondern, dass es gemacht wird“.
Der Ausbau der Digitalisierung insgesamt müsse gut zentral koordiniert werden und dabei eine Grundlage für gemeinsame Entscheidungen schaffen. Auch bedürfe es eines gemeinsamen Haushaltes zur Finanzierung des Digitalen, inklusive der Games-Branche.
Grünen wollen mehr Informatik- und Medien-Förderung an Schulen
In Bezug auf den Fachkräftemangel setzten die Grünen bei der Nachwuchsförderung an deutschen Schulen und Hochschulen an. Auf Nachfrage Falks, ob Informatik ein Pflichtfach in der Schule werden sollte, entgegnete Albrecht, dass das Fach ein Wahlfach bleiben sollte. Allerdings solle dies künftig flächendeckend angeboten und mit qualitativ hochwertigen Inhalten gelehrt werden. Dies sei jedoch nicht die einzige wünschenswerte Änderung im Bildungssystem.
Wir brauchen neben Informatik-Unterricht sicherlich auch deutlich mehr Medien-Unterricht und das ist nicht immer dasselbe, wie mancher denkt […] Pflichtfach ist daher eher etwas, was für den Bereich Medien-Unterricht wichtig ist.
Ein sinnvoller Ansatz für die Informatik sei es, diese verpflichtend in andere eher technische Schulfächer wie Physik einzupflegen. So könne das Erkennen und Erlernen von IT-Zusammenhängen auch in diesen Fächern zum Standard werden.