Samstag, 23. November 2024

Illegales Glücksspiel: Kriminelle kapern Wiener Sozialwohnung

Spielautomat und Bong|Spielautomat und Bong

Die österreichische Finanzpolizei hat einen kuriosen Fall von illegalem Glücksspiel aufgedeckt. Dies gab das federführende Finanzministerium gestern bekannt. So sei während der Abwesenheit des Mieters in einer Wiener 1-Zimmer-Wohnung unbemerkt eine Spielhalle eröffnet worden. Auch Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) meldete sich zu Wort.

Finanzminister beklagt „Dreistigkeit“

Wie das Bundesministerium für Finanzen mitteilt, seien die Beamten der Finanzpolizei mit einem Einsatz konfrontiert gewesen, „wie er nicht alle Tage vorkommt“. Auch der Finanzminister kommentiert den ungewöhnlichen Fall von illegalem Glücksspiel in der gestern veröffentlichten Meldung:

Dieser Fall zeigt einmal mehr die Dreistigkeit, mit der die Betreiber illegaler Glücksspiellokale mittlerweile vorgehen. Gerade deshalb wird die Finanzpolizei weiterhin hart durchgreifen, um die illegale Glücksspielszene weiter zurückzudrängen.

Die Finanzpolizei sei am 1. Juli von der lokalen Polizei im 10. Wiener Bezirk angefordert worden. Diese habe in einer Sozialwohnung einen Fund gemacht, der die Anwesenheit der unter anderem für die Verfolgung von illegalem Glücksspiel zuständigen Betrugsbekämpfungseinheit erforderlich gemacht habe.

Zocken in der Kochnische

Ursprünglich habe ein Mann die Polizei gerufen, weil er trotz Schlüssels eine Wohnungstür in dem Gemeindebau nicht hatte öffnen können. Offenbar war ohne sein Wissen das Schloss ausgewechselt worden. Bei dem Anrufer habe es sich um den Bruder des Mieters der etwa 35 m² großen 1-Zimmer-Wohnung gehandelt. Letzterer verbüße seit Juni eine Haftstrafe und habe seinen Verwandten darum gebeten, ein Auge auf die Wohnung zu haben.

Nach der Öffnung der widerrechtlich verschlossenen Tür habe sich den Beamten ein irritierendes Bild geboten. So sei das Appartement in eine illegale Mini-Spielhalle verwandelt worden.

Vom Finanzministerium veröffentlichte Bilder zeigen einen Spielautomaten an dem Platz, der eigentlich als Kochnische vorgesehen ist. Davor stehen zwei Barstühle, wie sie üblicherweise in Spielhallen zu finden sind. Im kleinen Badezimmer befindet sich in einer Lücke zwischen Dusche und Wand ein professionelles Geldwechsel-Gerät. Zudem liefern die Fotos Hinweise auf Drogenkonsum in der Wohnung.

Das sogenannte Kleine Glücksspiel, also das Spiel am Automaten, ist in Wien ausschließlich in den lizenzierten Spielbanken der Casinos Austria AG erlaubt. Immer wieder stoßen Fahnder jedoch auf illegal errichtete Spielstätten, die oft einen hohen Professionalitätsgrad aufweisen. Die Behörden gehen davon aus, dass zumeist organsierte kriminelle Strukturen aus dem Ausland für die Angebote verantwortlich sind.

Laut Meldung hätten Nachbarn bei den folgenden Befragungen angegeben, in den vorangegangenen Wochen einen regen Verkehr in der Wohnung registriert zu haben. Letztlich hätten die Ermittlungen zu einem Mann aus Tschetschenien geführt. Dieser habe die Wohnung ohne Wissen des Mieters in dessen Abwesenheit „gekapert“ und zu der konspirativen Spielhalle umfunktioniert.

Gegen den mutmaßlichen Betreiber des illegalen Glücksspiels sei Anzeige wegen Verstoßes gegen das Glücksspielgesetz erstattet worden, so das Ministerium. Voraussichtlich habe er auch mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen.