Glücksspiel-Monopol und -Gesetze: Bet-at-home setzt Umsätze niedriger an
Der deutsche Online-Glücksspiel- und -Sportwetten-Anbieter bet-at-home.com AG hat gestern eine Anpassung seiner Umsatz- und Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2021 veröffentlicht. Darin korrigierte der Konzern die erwarteten Brutto-Glücksspielerträge um 6 bis 8 Mio. Euro nach unten. Zugleich stellte er das in Österreich geltende Online-Glücksspiel-Monopol infrage.
Deutsche Sportwettenlizenz als Umsatzbremse
Im März hatte bet-at-home gemeldet, der Vorstand rechne für das Geschäftsjahr 2021 mit einem Brutto-Wett- und Gaming-Ertrag zwischen 106 Mio. und 108 Mio. Euro. Nun gehe der Konzern von einem Betrag zwischen 100 Mio. und 110 Mio. Euro aus.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung (Ebitda) hatte das Unternehmen noch im März auf 18 bis 22 Mio. Euro geschätzt. Nun rechne das Management mit einem Ebitda von 8 Mio. bis 10 Mio. Euro und somit weniger als der Hälfte des ursprünglich prognostizierten Betrages.
Grund hierfür sei unter anderem die Implementierung der Bedingungen der deutschen Sportwetten-Lizenz, die das Unternehmen im vergangenen November erhalten habe. Bet-at-home führte aus:
Bisher haben aber noch nicht alle deutschen Bestandskunden den erforderlichen Prozess der Neuregistrierung und Verifizierung der Spielerkonten auf der neuen Plattform durchlaufen, so dass die Spieleraktivität noch nicht an vorhergehende Geschäftsjahre anknüpfen konnte. Daher blieben auch die Wetteinsätze auf die Fußball-Europameisterschaft von Juni bis Juli 2021 in Deutschland hinter den Erwartungen.
Die Lizenz für den deutschen Kernmarkt habe eine hohe Rechtssicherheit mit sich gebracht. Allerdings sei aufgrund der monatlichen Einsatzlimits für Online-Glücksspiel und Online-Sportwetten mit Umsatzeinbußen zu rechnen.
Bet-at-home plane, auch in Polen eine Sportwettenkonzession zu beantragen. Aufgrund dieses Vorhabens biete der Konzern jedoch seit dem 1. Juni 2021 kein Online-Glücksspiel mehr in Polen an. Aufgrund der seit der neuen Glücksspielgesetzgebung von 2016 geltenden Restriktionen hätte ein weiteres Anbieten zum Ausschluss aus dem Lizenzierungsverfahren geführt. Für die zweite Jahreshälfte 2021 sei nun jedoch mit Einbußen in dem Land zu rechnen.
Kritik an österreichischem Online-Glücksspiel-Monopol
Umsatzmindernd wirke sich außerdem die aktuelle Rechtslage in Österreich aus. Hier seien aktuell Gerichtsverfahren anhängig, in denen es um die Erstattung von Spielverlusten im nicht in Österreich lizenzierten Online-Casino ginge. Der Streitwert belaufe sich insgesamt auf 11 Mio. Euro.
Inhaberin der einzigen Online-Casino-Lizenz Österreichs ist derzeit die Casinos Austria AG mit ihrer Online-Glücksspiel-Plattform win2day. Das dadurch gegebene Online-Casino-Monopol betrachte bet-at-home als europarechtswidrig.
Obwohl diese Haltung von renommierten Experten unterstützt werde, hätten die österreichischen Gerichte im ersten Halbjahr 2021 für die Rückerstattung von Spielverlusten entschieden. Eine Prüfung der Rechtmäßigkeit erfolge dabei nicht. Es werde in der Regel lediglich auf frühere Rechtsprechungen verwiesen.
Da die als „Fluctus et Fluentum“ bekannt gewordene EuGH-Rechtsprechung jedoch die Pflicht zur Einzelfallprüfungen auf Unionsrechtmäßigkeit unterstreiche, gehe bet-at-home von einer künftig positiven Entwicklung aus. Ob sich diese Einschätzung bestätigt, dürfte nicht nur für die Umsätze des Unternehmens von Bedeutung sein, sondern für sämtliche am österreichischen Markt interessierte Online-Glücksspiel-Anbieter.