Glücksspiel-Sucht & Co: Sucht Schweiz launcht neues Internetportal für Angehörige
Die Abhängigkeit von Glücksspiel, Alkohol oder anderen Substanzen wirkt sich immer auch auf das Umfeld der betroffenen Personen aus. Mit einer neuen Webseite bemüht sich die Stiftung Sucht Schweiz nun darum, Angehörige und Freunde der Erkrankten aufzufangen. Die Macher wenden sich unter anderem durch kurze Videoclips an die Betroffenen. Die Kernaussage der Experten: Helfen ja, aber nur unter Berücksichtigung der eigenen Bedürfnisse und Grenzen.
Auch Nahestehende benötigen Hilfe
Die schweizerische Organisation Sucht Schweiz erweitert ihr virtuelles Angebot. Über die Webseite nahestehende-und-sucht.ch wird ab sofort explizit „PartnerInnen, anderen erwachsenen Angehörigen und Freunden und Freundinnen“ von Suchtkranken Unterstützung angeboten. Die Plattform richtet sich an jeden, der von der Abhängigkeit vom Glücksspiel, Alkohol, illegalen Drogen und Medikamenten eines anderen betroffen ist.
Den Verantwortlichen zufolge seien aktuell rund eine halbe Million Schweizer von der Sucht eines Familienmitglieds berührt. Rund ein Fünftel von ihnen gebe an „stark“ unter der Situation zu leiden.
Zur Angst um den Süchtigen komme oft die Sorge um die Familie, insbesondere wenn Kinder involviert seien. Auch Konflikte aufgrund der Sucht, die teils in Gewalt mündeten, sowie finanzielle Probleme bedeuteten immense Belastungen. Zudem kämen bei vielen Angehörigen immense Scham- und Schuldgefühle zum Tragen.
Die Seite nahestehende-und-sucht.ch nutzt unter anderem kurze Erklärvideos in den vier Landessprachen, um die zur Verfügung gestellten Informationen auch visuell zu vermitteln. Damit verfolgen die Verantwortlichen eigenen Angaben zufolge den Ansatz, ihr Angebot auch „bildungsfernere[n] und fremdsprachige[n] Angehörige[n]“ niedrigschwellig zugänglich zu machen. Zudem würden über Verlinkungen Faltblätter in insgesamt acht Sprachen angeboten.
Auch auf Freunde und Bekannte wirke sich die die Abhängigkeit der Erkrankten oft aus. Einer Studie zufolge suchten bislang jedoch lediglich ca. 4 % der betroffenen Nahestehenden aktiv nach professioneller Hilfe.
Selbstfürsorge statt Aktionismus
Beim Versuch zu helfen, riskierten Angehörige und Freunde, sich selbst zu überfordern, so Sucht Schweiz. Deshalb beschreibe die Webseite nicht nur, was das Umfeld für die erkrankte Person tun könne, sondern insbesondere, wie Angehörige und Freunde für sich selbst einen Umgang mit der Situation finden könnten:
Egal, was man tut: Man kann nie wirklich vorhersehen, wie jemand reagiert. Sie können sich an folgenden Fragen orientieren: «Was ist für MICH wichtig?», «Was brauche ICH?», «Wie klar will ICH Veränderungen einfordern?» Dann tun Sie nichts Falsches. Dann geht es um SIE. Es geht um IHRE Bedürfnisse.
Wichtig sei es, anzuerkennen, dass es sich bei den Abhängigkeiten um schwere Erkrankungen handele. Entscheidungen zum Umgang mit der Sucht könnten Nahestehende den Betroffenen nicht abnehmen.
Neben Handlungsmöglichkeiten mit Blick auf die süchtigen Angehörigen und Hilfestellungen zur Selbstfürsorge informiert nahestehende-und-sucht.ch die betroffenen Nahestehenden auch über eine Vielzahl von Hilfsangeboten.
Hierzu gehören neben Adressen von Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen auch ärztliche und psychologische Ansprechpartner. Zudem stellt die Seite diverse Notfallkontakte zur Verfügung.