Deutsche Politiker warnen vor den Gefahren der Sportwetten-Werbung
Werbung für Sportwetten ist in deutschen Print-, TV- und Online-Medien weit verbreitet. Nun warnen Politiker wie Bremens Innensenator Ulrich Mäurer und Daniela Ludwig, Drogenbeauftragte der Bundesregierung, vor den finanziellen Folgen für suchtgefährdete Spieler.
Der Bremer SPD-Politiker kritisiert die Zunahme der Werbung für Sportwetten als Dammbruch, der dazu führe, dass viele Spieler in den Ruin getrieben würden. In einem Interview mit Radio Bremens Magazin „buten und binnen“ wendete er sich insbesondere gegen die Bild-Zeitung und die ARD-Sportschau, die von Geschäften mit Sportwetten-Anbietern profitierten.
Verquickung von redaktioneller Arbeit und Werbung?
So sehe Mäurer bei der Kooperation des Springer-Blattes mit dem Wettanbieter BetVictor die Gefahr einer Vermischung von redaktionellen Beiträgen und Werbung. Dies müsse laut deutschem Presserecht jedoch klar getrennt werden. Aus diesem Grund habe Mäurer sich laut Informationen der ARD mit einem Beschwerdeschreiben an den Presserat gewandt.
In diesem habe er auf die „besorgniserregende, da gezielt verharmlosende“ Berichterstattung der Bild beim Thema Sportwetten hingewiesen. Mäurer warnte in dem Interview:
In der Bundesrepublik haben wir zurzeit etwa eine halbe Million Menschen, die auf der Kippe stehen bei dem Thema. 200.000 sind abhängig. Das bedeutet, dass sie ruiniert sind, dass sie ihre Familien ruinieren. Dieses Thema ist vermint. Ich halte es für unverantwortlich, dass sich Fußball und Medien zum Vorreiter dieser Kultur machen.
Durch die vermehrte Werbung für Sportwetten sei „eine Grenze überschritten“ worden. So seien die Anbieter bei den meisten Teams der ersten und zweiten Bundesliga als Sponsoren präsent und sogar die Nationalmannschaft habe mittlerweile einen Wettpartner.
Dass nun auch die ARD-Sportschau mit einem Wettanbieter als Sponsoring-Partner kooperiere, sei Teil einer „unverantwortlichen“ Entwicklung. Er fordere deshalb, ähnlich wie bei Tabak- und Alkohol, ein umfassendes Werbeverbot für die Branche.
Neben dem Bremer Innensenator warnt auch die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig vor der Werbung. Dem ARD-Hauptstadtstudio gegenüber sagte sie, dass das Thema „nicht nur in den Presserat sondern auch in die Ministerpräsidentenkonferenz“ gehöre. Das Wett-Sponsoring laufe gerade beim Fußball dem Jugendschutz und Spielerschutz zuwider.
Vertreter der kritisierten Unternehmen verweisen auf den Glücksspielstaatsvertrag, der Werbung und Sponsoring in einem regulierten Rahmen erlaube. Trotzdem kündigte Mäurer an, die Werbung bei der kommenden Innenministerkonferenz ansprechen zu wollen. Er werde das Thema weiterhin „hartnäckig“ verfolgen.