Unerlaubter Glücksspiel-Content: O2 sperrt Streaming-Plattform Twitch in der Slowakei
Eine Vielzahl slowakischer Twitch-User hat in dieser Woche mehrere Tage in die Röhre geschaut, weil ihnen der Zugang zur Plattform gesperrt worden ist. Dies berichten mehrere lokale Medien. Grund sollen Glücksspiel-Inhalte eines Streamers gewesen sein. Nachdem zunächst vermutet wurde, dass die slowakische Glücksspielbehörde ÚRHH hinter dem Twitch-Aus stecke, meldete sich Netzbetreiber O2 zu Wort. Die landesweite Zugangssperre sei voreilig und somit fälschlich erfolgt.
Streamer auf der Schwarzen Liste
Aufgrund eines Poker-Streams des Content-Creators „The Dandis“, so berichtete am Donnerstag zuerst die Plattform zive.sk, hatten diverse Slowaken in dieser Woche keinen Zugang zur Plattform Twitch.
Die Inhalte hätten gegen die nationalen Glücksspiel-Gesetze verstoßen. Deswegen sei der Account am Montag von der ÚRHH auf die Schwarze Liste illegaler Glücksspiel-Anbieter gesetzt und Twitch gesperrt worden.
Prinzipiell ist das Online-Glücksspiel in der Slowakei unter Auflagen erlaubt. Allerdings werden die Lizenzen, unter anderem aufgrund hoher Anforderungen, nur selten vergeben.
Im vorliegenden Fall wird gemutmaßt, dass der Poker-Content in Kombination mit einem kostenpflichtigen Wett-Service, den der Streamer über seinen Discord-Server betreibe, zu der Einordnung seines Twitch-Accounts als illegale Glücksspielseite beigetragen haben könnte.
In der Folge stellte sich heraus, dass nur Nutzer des Providers O2 von der Zugangsbeschränkung betroffen waren. Über andere Anbieter, so die Rückmeldung unter anderem über Twitter [Thread auf Englisch], sei Twitch nach wie vor problemlos erreichbar.
O2 hebt viertägige Twitch-Sperre auf
Am Donnerstag dann die Entwarnung: O2 hob die Sperre auf. In einem Statement zive.sk gegenüber erklärte der Anbieter seine ursprüngliche Entscheidung damit, dazu verpflichtet zu sein, Webseiten zu sperren, wenn diese gegen geltende Gesetze verstießen. Dabei verlasse sich das Unternehmen auf die Empfehlungen von slowakischem Finanzministerium und ÚRHH.
Die Kategorisierung von www.twitch.tv/ddandis als „verbotene Seite“ habe zu der Zugangsbeschränkung geführt.
Auch in Deutschland hat sich Twitch einen Namen als Plattform für Glücksspiel-Streams gemacht. So ließen unter anderem die Content-Macher MontanaBlack und Knossi ihr Publikum regelmäßig am Spiel in Online-Casinos teilhaben und gerieten hierfür stark in die Kritik. Mittlerweile haben sich beide von ihren öffentlichen Online-Glücksspiel-Aktivitäten distanziert.
Die Glücksspielaufsicht selbst hatte die O2-Sperre zive.sk gegenüber zuvor als „Fehler“ bezeichnet. So befinde sich das fragliche Nutzerprofil zwar auf der Blacklist, die Verfügung zur Sperre könne jedoch nur vom Gericht verhängt werden. Eine entsprechende Entscheidung stehe noch aus.
„Ganz oder gar nicht“
Weiterhin sei laut der Aufsicht nicht nachvollziehbar, warum O2 den gesamten Zugang zur Plattform Twitch gesperrt habe, obwohl nur ein Profil betroffen sei.
Der Provider hatte zive.sk gegenüber erklärt, dass es technisch nicht möglich sei, lediglich eine Unterseite der Plattform, also nur den Account des Streamers zu sperren. Deswegen sei zunächst das gesamte Angebot gesperrt und nun wieder entsperrt worden.
Aktuell ist Twitch in der Slowakei auch über O2 wieder regulär zu erreichen. Wie es mit dem Profil von The Dandis weitergehen wird, ist bislang unklar. Weder Plattform noch Streamer haben sich bislang zu den Vorgängen geäußert.