Donnerstag, 21. November 2024

Die Fußball-EM und der Hype um Panini-Sammelbilder

Panini-Sticker deutsche Mannschaft|Panini-Sammelbild Bruno Bolchi|deutsche Mannschaft Panini-Album

Millionen von Fußballfans verfolgen derzeit die Fußball-Europameisterschaft, die EURO 2020, im Fernsehen. Für zahlreiche Fußballfans sind die Panini-Sticker und das dazugehörige Sammelalbum feste Bestandteile der EM. Für die einen sind die Fußballbilder begehrte Sammelobjekte. Doch für andere können sie auch eine wertvolle Wertanlage darstellen.

Dieses Jahr gibt es aufgrund der Corona-Pandemie einige Besonderheiten. Lange war es nicht klar, ob die EM überhaupt stattfinden würde. So war die EM ursprünglich für 2020 geplant, musste aber wegen der Einschränkungen verschoben werden. Daher heißt die diesjährige Europameisterschaft EURO 2020. Auch Panini veröffentlichte das Stickeralbum im März 2021 mit der Jahreszahl 2020.

Panini-Sticker zur EURO 2020

Das Sammelalbum kostet dieses Jahr 2 Euro. Fünf Päckchen mit je fünf Stickern schlagen nochmal mit 4,99 zu Buche. Ziel ist es, die leeren Felder des gesamten Albums zu füllen.

Jeder Mannschaft, bestehend aus je 20 Spielern, ist eine Doppelseite gewidmet. Auf weiteren Seiten befinden sich die zwölf Austragungsorte sowie Informationen zur Geschichte der EM.

In diesem Jahr besteht das Album aus 96 Seiten mit insgesamt 678 Stickern. Allerdings ist nicht bekannt, welche Spieler in den Päckchen stecken. Das hat zur Folge, dass die Fans zahlreiche doppelte Sticker sammeln.

Von mehreren Seiten soll auch Kritik laut geworden sein. Panini sei vorgeworfen worden, weniger Sticker mit sehr populären Spielern auf den Markt zu bringen. Kunden sollten so dazu veranlasst werden, noch mehr in ihre Sammelleidenschaft zu investieren, um besagte Bilder zu erhalten.

Zu den Panini-Sammelbildern könne sich ein Vergleich mit dem Fußball-Simulationsspiel FIFA von Electronic Arts (EA) ziehen lassen. EA steht schon seit längerem wegen seines Ultimate Teams im Kreuzfeuer der Kritik, da die Spieler virtuelle Päckchen mit Fußballspielern erwerben müssten, um ihre Mannschaft zusammenzustellen. Vor allem Jugendliche seien versucht, viel Geld für diese Lootboxen auszugeben.

deutsche Mannschaft Panini-Album

Die Panini-Doppelseite mit dem deutschen Kader. (Bild: panini)

Mathematiker haben laut Web.de errechnet, dass die Vervollständigung eines Stickeralbums zwischen 500 und 800 Euro kosten könnte. Um ihre Ausgaben zu reduzieren, tauschen die Fans ihre doppelten Sticker in Sportvereinen, Jugendtreffs oder auch in Online-Tauschbörsen.

Panini: Über 60 Jahre Sticker-Geschichte

Der Ursprung der langen Geschichte der Panini-Sticker liegt im italienischen Familienunternehmen Panini S. p. A. in Modena im Jahre 1945. Damals vertrieb die Familie Panini noch Zeitungen. 1954 nahmen die Paninis zum ersten Mal Sammelbilder anderer Anbieter in ihr Sortiment auf.

Im selben Jahr kam Veronica Panini auf die Idee, Restbestände in einer Art „Wundertüte“ zu verkaufen. Darunter befanden sich auch Sammelbilder. Anschließend versuchte die Familie, Sammelbilder mit Blumenmotiven zu verkaufen, allerdings mit mäßigem Erfolg.

Nachdem Veronicas Söhne Benito und Giuseppe auf einer Reise nach Mailand eine Charge unverkaufter Fußball-Sammelbilder erworben hatten, verpackten sie je zwei Bilder in Tütchen. Innerhalb kurzer Zeit waren die drei Millionen Bilder vergriffen. So war die Idee geboren, selbst Sammelbilder zu drucken und zu verkaufen.

Panini-Sammelbild Bruno Bolchi

Das erste offizielle Panini-Sammelbild. Bild: panini Presse Kit)

Der damalige Mittelfeldspieler bei Inter Mailand, Bruno Bolchi, zierte den ersten Panini-Sticker. Das erste Sammelalbum und die dazugehörigen Sticker wurden 1961 verkauft.

Das Panini-Imperium

Die Panini-Gruppe hat ihren Sitz immer noch in Modena, Italien, und generiert jährlich einen Umsatz von 631 Mio. Euro. Weltweit gilt Panini als der größte Verleger von Sammelprodukten und hat sich Vertriebskanäle in über 130 Ländern mit rund 12.000 Angestellten aufgebaut.

Auch in Deutschland hat die Panini Verlags GmbH einen Standort mit 70 Mitarbeitern. Jedes Jahr werden hier 30 Sammelkollektionen in Form von Stickern und Trading Cards veröffentlicht.

Der Handel mit Panini-Stickern boomt

Panini-Sticker oder gar vollständige Sammelalben können sehr viel wert sein. Laut der Rhein-Neckar-Zeitung soll die internationale Ausgabe des Albums von der Fußball-WM 1970 in Mexiko mit 271 Stickern und dem Original-Autogramm von Pelé bei einer Versteigerung 12.038 Euro eingebracht haben.

Eine noch verpackte Panini-Box mit 100 Tütchen von der WM 1986 habe seinem Besitzer 2.250 Euro beschert. Längst seien die Sticker nicht nur bei Kindern und Jugendlichen begehrte Sammelobjekte, berichtete jüngst der Stern. Für einige Sticker würden auf Auktionen bis zu fünfstellige Beträge gezahlt:

Auf internationalen Auktionsseiten sind Panini-Sticker und -Alben heiß begehrt. Das belegen auch aktuelle Angebote auf Auktionsplattformen wie eBay: Für den Sticker aus 2002 mit dem Motiv „Cristiano Ronaldo“ werden – je nach Zustand – zwischen 5.000 und 10.000 Euro verlangt. Ähnlich hoch gehandelt ist das Motiv „Lionel Messi“ von 2004.

Kuriose Geschichten rund um die Panini-Bilder

Zwei Millionen Sticker: Die größte Panini-Sammlung der Welt

Einige Menschen zeigen mehr Begeisterung für die Panini-Sammelbilder als andere. Dazu gehört auch der Italiener Gianna Bellini, der rund zwei Millionen Panini-Sticker besitzen soll. Er habe kein Album, das nicht vollständig sei, berichtete die Online-Plattform History.

Bellini erklärte:

Ich gebe im Jahr 3.000 bis 5.000 Euro dafür aus. Der Großteil meines Geldes steckt in dieser Sammlung. Aber ich bereue es nicht.

Für Bellini repräsentierten die Stickeralben die Geschichte des Landes. Für ihn sei es nicht nur Sport, sondern auch Kultur. Der finanzielle Wert habe für den Sammler keine Bedeutung, sondern vielmehr der emotionale Wert und die Arbeit, die dahinter stecke.

Seine Ehefrau kommentierte, dass sie die Sammelleidenschaft nicht störe, denn so bleibe er zu Hause. Er gehe nicht in eine Bar, um zu trinken. So habe sie ihn unter Kontrolle.

Auf der Jagd nach Fußball-Stickern: Kinder brechen in Supermarkt ein

Im Mai dieses Jahres seien Meldungen der Hessenschau zufolge drei Jungen im Alter zwischen acht und zwölf Jahren in einen Supermarkt in Kelsterbach eingebrochen, um Panini-Sammelbilder zu stehlen. Dabei soll ein Schaden in Höhe von rund 10.000 Euro entstanden sein.

Mit Stöcken und Pflastersteinen hätten die Kinder die Eingangstür so lange bearbeitet, bis diese nachgegeben habe. Die Kinder erbeuteten 130 Tütchen im Gesamtwert von 130 Euro. Anschließend sollen die Kinder die Sticker an andere Kinder verteilt haben.

Knossi rastet aus: EM-Sammelalbum mit Ronaldo Sticker zerstört

Für den Twitch-Streamer Jens „Knossi“ Knossala, der eigenen Angaben zufolge selbst ein großer Fan der Panini-Bilder sei, war die Veröffentlichung des Sticker-Albums eine gute Gelegenheit für einen neuen Stream.

Über mehrere Tage hinweg hat Knossi im Live-Stream die Sticker-Tütchen geöffnet und die Bilder in das Album geklebt. Doch dann ist ihm ein verheerender Fehler unterlaufen, denn er hat Christiano Ronaldo vom portugiesischen Team versehentlich auf der russischen Seite eingeklebt.

Das Video zeigt Knossis Wutausbruch:

https://www.youtube.com/watch?v=hJhaUa4gzlI

Knossi hat es dann allerdings geschafft, den falsch platzierten Ronaldo-Sticker wieder zu entfernen. Vor laufender Kamera hat er sich den Sticker dann in den Mund geschoben, um ihn zu essen.

Doch der portugiesische Nationalspieler könnte sich möglicherweise als zu zäh erwiesen haben, denn der selbsternannte König des Internets schaffte es nicht, ihn hinunterzuschlucken.