600 Mio. illegale Glücksspiel-Einnahmen: Ermittlungen gegen maltesische Briefkastenfirma in Italien
Die italienische Finanzpolizei ist einer Gruppe von Betrügern auf die Spur gekommen, die über Jahre ein Millionengeschäft mit illegalem Online-Glücksspiel betrieben haben soll. Im Zentrum der Ermittlungen stünden italienischen Medienberichten zufolge [Seite auf italienisch] zwei Unternehmer aus Catania, Sizilien, die mit dem Cosa Nostra-Clan Santapaola-Ercolano in Verbindung gebracht würden.
Firma auf Malta – Glücksspiel in Italien
Die Verdächtigen sollen über eine in Malta registrierte Firma Spielern in Italien eine große Vielfalt von Online-Glücksspielen zur Verfügung gestellt haben. Über diverse Webseiten seien Sportwetten, Online-Spielautomaten, Poker Rooms sowie 500 klassische Casinospiele und vier Live-Spiele angeboten worden.
Bei der Adresse in Malta habe es sich jedoch um eine Briefkastenfirma gehandelt. Tatsächlich hätten sich die Männer samt ihrer illegalen Glücksspielfirma auf Sizilien aufgehalten. Die Glücksspielseiten seien weder in Malta noch in Italien lizenziert gewesen.
Kunden seien unter anderem über lizenzierte landbasierte Wettbüros akquiriert worden. Insbesondere in Catania hätten die Männer legale Spielstätten unter ihre Kontrolle gebracht. Ob die offiziellen Betreiber der Wettbüros freiwillig mit den Betrügern kooperierten oder dazu genötigt wurden, geht aus der Berichterstattung nicht hervor.
Das Infiltrieren von Wettbüros, Spielhallen und anderen öffentlichen Orten, an denen legal Glücksspiel betrieben wird, ist in Italien zu einem der Hauptgeschäftszweige mafiöser Gruppierungen geworden. Laut den italienischen Polizeibehörden handelt es sich dabei um eine Art Schutzgelderpressung durch die Mafia-Clans. Weigerten sich die Inhaber der Spielstätten, ihre Räume den illegalen Glücksspielaktivitäten der Organisationen zur Verfügung zu stellen, drohten körperliche Gewalt oder Zerstörung der Betriebe.
Die Einnahmen aus dem illegalen Online-Glücksspiel seien zunächst auf die Konten der maltesischen Firma transferiert worden. Anschließend seien die Gelder durch Immobilienkäufe in Italien und Deutschland gewaschen worden.
Haupttäter bereits bekannt und inhaftiert
Insgesamt werde nun gegen 23 Personen ermittelt. Zu den Anklagepunkten zählten das illegale Betreiben von Glücksspielen und Wetten, schwerer Betrug und Geldwäsche, die aufgrund der Verbindungen zu einer mafiösen Vereinigung besonders schwer wiege. Den beiden Haupttätern werde zudem schwerer Steuerbetrug zur Last gelegt.
So hätten die Männer im untersuchten Zeitraum Glücksspieleinnahmen von insgesamt 600 Mio. Euro verbucht, die trotz der illegalen Einnahmequelle zu versteuern gewesen seien. Neben der darauf zu zahlenden Einkommenssteuer hätten die Betreiber auch 30 Mio. Euro Wettsteuer zahlen müssen.
Günstig für die weiteren Ermittlungen sei, dass die beiden Unternehmer bereits seit einigen Monaten in Untersuchungshaft säßen, da sie der Polizei bereits bei einer früheren Ermittlung gegen den mafiösen Clan Santapaola-Ercolano mit ins Netz gegangen seien. Ihr Strafmaß, das noch nicht festgelegt ist, könnte sich aufgrund der neuen Ermittlungserkenntnisse nun jedoch erhöhen.