Donnerstag, 21. November 2024

Italiens neue Kassenbonlotterie großflächig unbeliebt

Miniatureinkaufswagen Kassenbons||

Kunden des italienischen Einzelhandels können seit gestern an der neuen nationalen Kassenbonlotterie Italiens teilnehmen. Wie italienische Medien berichten [Seite auf italienisch], stößt das neue Shopping-Glücksspiel jedoch eher auf Kritik als auf Begeisterung, sowohl seitens der Händler als auch der Kunden.

Vor allem die Grundidee hinter der Lotterie werde von vielen mit großer Skepsis betrachtet. So sollen die Inhaber von Geschäften, Bars, Restaurants und Co. dazu gebracht werden, in ein modernes Kassensystem zu investieren, welches den Zahlungsverkehr automatisch ans Finanzamt weiterleitet.

Der Staat erhoffe sich dadurch, Steuersündern auf die Schliche zu kommen, die ihre Bargeldeinnahmen nicht korrekt angäben. Aus diesem Grund sei die Kassenbonlotterie zusätzlich nur für jene Kunden nutzbar, die bei ihrem Einkauf mit Karte zahlten.

Auch in Deutschland sind Kassenbon-Gewinnspiele nicht unbekannt. Während es zwar bisher keine vergleichbaren nationalen Großaktionen gab, starteten einzelne Supermarktketten immer mal wieder temporäre Sonderaktionen, bei welchen Kunden anhand ihrer Kassenbons Geld- oder Sachpreise gewinnen konnten.

So startete beispielsweise Aldi Süd im März 2019 ein Produkte-Lottospiel, bei welchem statt Zahlen sechs Waren gezogen wurden. Hatte ein Kunde „sechs Richtige“ auf einem einzelnen Kassenbon, konnte er 33.333 Euro gewinnen.

Lidl und Kaufland starteten im September 2019 eine dreiwöchige Lotto-Aktion, bei der Sachpreise verlost wurden. Um teilzunehmen, mussten Kunden ihre Einkäufe mit Karte bezahlen und ein Foto des Kassenbons einschicken.

Um als Kunde an der Lotterie teilzunehmen, genügt jedoch nicht nur der Einkauf mit Geldkarte plus Aufbewahrung des Kassenbons. Wie die Regierung auf der eigens eingerichteten Webseite lotteriadegliscontrini.gov.it erklärt, müssten Kunden sich vorher online registrieren und dabei ihre eigene Steueridentifikationsnummer eingeben.

Anschließend werde ihnen eine Lotterie-Nummer zugeteilt, die sie dann beim Einkauf an der Kasse vorzeigen müssten. Der Händler müsse diese dann vor Ausstellen des Kassenbons in sein Kassensystem eingeben.

Kunden zum Denunziantentum gebeten?

Doch obwohl die Regierung mit Geldpreisen im siebenstelligen Bereich locke, habe die Aktion viel Kritik erfahren. Viele Kunden sähen die Lotterie als „totalen Überwachungsversuch“ an.

Auch erscheine der gewählte Zeitpunkt für die Lotterie fragwürdig. Laut der Handelsgewerkschaft Confcommercio sei es eine Zumutung, die Händler nach monatelangen Schließungen und fehlenden Einnahmen durch die Coronakrise zur Investition in ein neues Kassensystem zu nötigen.

Es ist wohl das letzte, was den Leuten derzeit durch den Kopf geht, denn die Prioritäten liegen woanders. Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass die Lotterie besser verschoben werden sollte, bis wir wieder bessere Zeiten haben. In den aktuellen Zeiten kann man von Händlern nicht erwarten, dass sie weitere Gelder investieren, nur um an einer Lotterie teilzunehmen.

Auf die Spitze geführt werde das ganze jedoch dadurch, dass die Regierung Kunden eindringlich dazu ermutige, nicht teilnehmende Einzelhändler beim Finanzamt zu melden. Die Meldungen könnten ab Anfang März erfolgen, da die Frist für die Händler zur Erneuerung ihrer Kassen offiziell am 28. Februar auslaufe.