Samstag, 23. November 2024

Interessenskonflikt? Österreichs neuer Lotto-Vorstand auch Chef bei der Konkurrenz

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Die Österreichischen Lotterien haben seit letzter Woche einen neuen Aufsichtsratspräsidenten. Wie der Webseite des Konzerns zu entnehmen ist, hat der Brite Luke Alvarez den vormaligen Chef Robert Chvátal abgelöst. Wie die Tageszeitung Kurier heute Morgen berichtet hat, hätten die Österreichischen Lotterien damit eine heikle Wahl getroffen.

Alvarez sei nämlich seit 2018 der Vorstandsvorsitzende von BetVictor, einem in Gibraltar ansässigen und damit in Österreich illegalen Online-Glücksspiel-Anbieter. In Österreich ist das Online-Glücksspiel nämlich ausschließlich über die Plattform win2day, einer gemeinsamen Tochter der Casinos Austria und der Lotterien, erlaubt.

Nichtsdestotrotz halte win2day innerhalb Österreichs weniger als 50 % des Marktanteils im Online-Glücksspiel. Der Rest verteile sich auf im Ausland ansässige Online-Anbieter (z.B. BetVictor), die in Österreich ohne die nötige Glücksspiellizenz aktiv seien.

Daher stelle sich die Frage, inwieweit sich Alvarez‘ neue Position bei den Lotterien mit seinem Vorstand bei der „illegalen Konkurrenz“ vereinbaren lasse.

Alvarez sei im Sommer letzten Jahres von der Staatsholding ÖBAG, die ein Drittel der Anteile an der Casinos Austria AG halte, als Berater angestellt worden. Er sollte die ÖBAG während ihrer Verhandlungen mit der CASAG-Mehrheitseignerin, der tschechischen SAZKA Group, als Mediator unterstützen. SAZKA habe zu jener Zeit als drastische Einsparmaßnahme mehrere der 12 Casino-Standorte in Österreich schließen wollen. Casino-Schließungen konnten schließlich im Rahmen des Renovierungs-Programms ReFIT abgewendet werden. Allerdings kündigte die CASAG im September an, 350 Stellen im Konzern zu streichen.

Wie der Kurier erklärt, sollten die Online-Glücksspiel-Angebote von BetVictor eigentlich für Spieler aus Österreich unzugänglich sein. Bei einer „Probe aufs Exempel“ hätten die Journalisten sich jedoch problemlos unter korrekten österreichischen Daten registrieren und spielen können und dabei sogar einen „kleinen Gewinn“ erzielt.

Der Kurier habe daraufhin versucht, Alvarez für eine Stellungnahme zu kontaktieren. Dieser sei jedoch nicht erreichbar gewesen.

Die Sache mit dem EU-Recht

Sowohl in Österreich als auch in Deutschland sind viele Online-Glücksspiel-Anbieter aktiv, die ihren Sitz in einem anderen EU-Land haben. Die meist in Malta oder Gibraltar lizenzierten Unternehmen berufen sich dabei stets auf die EU-Dienstleistungsfreiheit, um ihre internationalen Geschäfte zu rechtfertigen.

Die Schweiz hat im Rahmen des neuen Geldspielgesetzes vom 1. Januar 2019 mit einer Sperrliste für ausländische Anbieter auf das „Problem“ reagiert. Online-Casinos aus dem Ausland werden über ihre IP-Adressen blockiert. Somit soll garantiert werden, dass allein die Schweizer Spielbanken, die über eine Zusatzkonzession für Online-Glücksspiel verfügen, von Schweizer Spielern genutzt werden.

Laut Kurier sei diese Option auch in Österreich bereits vor Jahren diskutiert, aber nie durchgesetzt worden. Ein entsprechender Gesetzesentwurf sei der türkis-blauen Regierung zur Begutachtung vorgelegt, aber aufgrund von Widerstand durch die FPÖ wieder zurückgezogen worden.

Anders als Deutschland plant Österreich jedoch keine Markteröffnung für private Online-Glücksspiel-Anbieter. Die deutschen Länder erhoffen sich, durch die Liberalisierung des Online-Glücksspiels neue Steuereinnahmen zu generieren, die derzeit ins Ausland fließen. Ob Österreich in Zukunft einen ähnlichen Weg einschlagen könnte, bleibt überaus ungewiss.