Bye Bye Britain: Wie wird die Glücksspielbranche den Brexit überstehen?
Seit dem heutigen Tag ist das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland nicht mehr Teil der Europäischen Union. Welche Auswirkungen könnte dies auf die internationale Glücksspielbranche haben?
Für zahlreiche Menschen, aber auch viele Unternehmen, die auf beiden Seiten des Ärmelkanals beheimatet sind oder arbeiten, wird sich einiges verändern; den Klagen zahlreicher Betroffener zufolge nicht zum Positiven.
Der Brexit wird daher auch an der Glücksspielbranche nicht spurlos vorbeigehen. Auf der einen Seite stammen einige der größten heute global agierenden Glücksspielkonzerne aus Großbritannien. Auf der anderen Seite sind auch zahlreiche europäische Glücksspielunternehmen in Großbritannien aktiv.
Lizenzchaos vorprogrammiert?
Die britische Glücksspielaufsicht UK Gambling Commission (UKGC) hat sich bisher zum Thema Brexit eher bedeckt gehalten. Während die Behörde sich in diesem Jahr insbesondere mit der anstehenden Glücksspielreform in Großbritannien auseinandergesetzt hat, ist unklar, wie viele Lizenznehmer sie in Zukunft regulieren wird.
Derzeit nämlich dürfen nicht nur Online-Casinos mit einer britischen Lizenz ihre Spiele legal in Großbritannien anbieten, sondern auch jene mit gültigen Lizenzen aus anderen Staaten.
Das britische Glücksspielgesetz aus dem Jahr 2005 hatte zunächst vorgesehen, dass allein Anbieter mit einer britischen Lizenz ihre Spiele legal anbieten dürfen. 2007 erstellte die Regierung dann eine Whitelist, die dieses auch ausländischen Anbietern ohne direkte britische Lizenz erlaubte. Die Sondererlaubnis gilt seither für Anbieter mit einer Lizenz aus dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), der Isle of Man, Gibraltar und Alderney.
Während sich für die auf der Isle of Man oder Alderney ansässigen und lizenzierten Glücksspielanbieter möglicherweise nichts ändert, müssen sich maltesische Glücksspielfirmen mit großer Wahrscheinlichkeit in Zukunft um eine gesonderte britische Lizenz bewerben, um weiterhin britische Kunden ansprechen zu dürfen.
Gibraltar – Mitgehangen mitgefangen
Gibraltar hingegen befindet sich in einer besonders schwierigen Situation. Als britisches Überseegebiet bedeutet der Brexit für Gibraltar den automatischen Ausstieg aus der EU.
Große Ungewissheit für Gibraltars Online-Casinos (Bild: Pixabay)
Während der kleine Archipel südlich von Spanien seit Monaten versucht hatte, autonome Verhandlungen mit der EU zu führen, um nicht alle Vorteile der Union zu verlieren, blieb seine Zukunft bis zum Schluss ungewiss. Erst am 31. Dezember stand fest: Gibraltar wird zumindest Teil des Schengen-Raumes.
Für die durch den Gibraltar Gambling Commissioner lizenzierten Online-Casinos ergäben sich andernfalls zwei Probleme:
- Viele der Angestellten der Glücksspielfirmen residieren im nur kilometerweit entfernten Spanien. Nach dem EU-Austritt hätte das Pendeln der Angestellten deutlich erschwert werden können.
- Die in Gibraltar lizenzierten Unternehmen könnten sich nicht mehr auf die europäische Dienstleistungsfreiheit berufen, um sich zumindest EU-weit auch ohne weitere länderspezifische Lizenzen in einer rechtlichen Grauzone zu befinden. Sie könnten daher von der Grauzone in die Illegalität rutschen.
Am 3. Dezember 2020 hat bereits die dänische Glücksspielaufsicht Spillemyndigheden auf den Brexit und dessen Auswirkungen hingewiesen. In Gibraltar oder Großbritannien ansässige Glücksspielfirmen sollen sich nach dem Brexit nicht mehr wie mehr – wie die Anbieter anderer EU-Staaten – um eine dänische Lizenz bewerben dürfen.
Stattdessen bedürfe es eines Bevollmächtigten. In Frage käme entweder eine Person innerhalb Dänemarks oder ein Unternehmen innerhalb der EU. Ob andere EU-Staaten, bspw. Schweden, dies ähnlich handhaben könnten, bleibt ungewiss.
Britische Buchmacher konzentrieren sich auf die USA
Doch was ändert sich für die britische Anbieter? In den letzten zwei Jahren ist aufgefallen, dass sich einige der britischen Glücksspielriesen vermehrt den USA zuwenden. Dies liegt gewiss nicht nur am Brexit, denn der amerikanische Sportwetten- und Online-Glücksspielmarkt ist erst seit Kurzem auf dem Weg in die Legalität und verspricht damit eine lukrative Zukunft.
Die zwei britischen Traditionsbuchmacher William Hill und die GVC Holdings (künftig: Entain PLC) haben in diesem Jahr unabhängig voneinander großes Interesse an dem rasch wachsenden US-Markt angekündigt, Bereits jetzt verfügen beide über Lizenzen in mehreren Bundesstaaten.
Wie genau die britische Glücksspiellandschaft somit nach dem Brexit aussehen wird, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass sie sich dramatisch wandeln könnte.