Mord oder Notwehr? Australisches Paar tötet spielsüchtigen Rapper mit Samuraischwert
Seit dieser Woche muss sich ein junges Paar in einem aufsehenerregenden Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof in Sydney verantworten. Hannah Quinn (26) und Blake Davis (30) hatten den 30-jährigen Rapper Jett McKee 2018 über die Straßen gejagt und dann öffentlich mit einem Deko-Samuraischwert getötet. Während die Anklage auf Mord plädiert, spricht die Verteidigung Notwehr. Sie sieht den Grund für die Eskalation der Gewalt in der Spielsucht des Toten.
Traumatisierte Täter?
Laut Verteidigung habe es erst infolge einer traumatischen Situation für das Paar zu der blutigen Tat in Sydneys Vorort Forest Lodge kommen können. So sei der Rapper zuvor gewaltsam in die Wohnung von Quinn und Davis, die er für Drogendealer gehalten habe, eingedrungen.
Maskiert und mit einer nicht als Attrappe erkennbaren Pistole bewaffnet, habe er die Herausgabe von Geld gefordert. Die Todesangst habe die Angeklagten sodann zu ihrem Handeln getrieben.
Jett McKee soll schwer von der Droge Ice und dem Automatenspiel abhängig gewesen. So hätten seine Eltern für ihn Schulden in Höhe von umgerechnet rund 19.000 Euro beglichen, die der Rapper beim Glücksspielunternehmen Star City angehäuft habe. Nichtsdestotrotz habe er den sogenannten Pokies auch weiterhin nicht widerstehen können. Mit dem Überfall auf Quinn und Davies habe er in erster Linie seine Spielsucht finanzieren wollen.
Auch die Staatsanwaltschaft geht von einem Überfall durch das spätere Opfer aus, sieht jedoch keinen Hinweis auf Notwehr.
„Wie aus einem Film“
Augenzeugen wie Thomas Scott könnten den Ansatz der Anklage stützen. Vor Gericht beschrieb der Anwohner das Geschehen am Tattag als „bizarr“. So habe er beobachtet, wie seine ihm zuvor bereits unangenehm aufgefallenen Nachbarn Quinn und Davis einen Mann auf der Straße verfolgt hätten.
Der Flüchtende habe stark verängstigt gewirkt, während Quinn aggressiv geschrien habe. Hinter ihr habe Davis mit beiden Händen ein Deko-Samuraischwert geschwungen. Der gesamten Szenerie habe etwas Lächerliches angehaftet, so Scott. Insbesondere, weil McKee nahezu unbekleidet gewesen sei:
Es hatte so etwas Sketchartiges. Es war eine komödiantische Szene… es war absurd. Er trug zudem nur eine Unterhose, das hat es noch bizarrer gemacht.
Vorbei dürfte der vermeintliche Spaß spätestens gewesen sein, als die Verfolgungsjagd auf einem Parkplatz endete. Hier war es Quinn gelungen, McKee zu Boden zu reißen, den der ankommende Davis sodann mit dem Deko-Schwert attackierte. Jett McKee erlag blutüberströmt noch am Tatort [Seite auf Englisch] seinen schweren Verletzungen. Das Paar floh zunächst, stellte sich jedoch vier Tage später der Polizei.
Bei Verurteilung drohen beiden wegen Mordes lebenslange Freiheitsstrafen. Der Prozess wird fortgesetzt.