Geplanter Anschlag auf Crown Casino: Australischer Dschihadist bleibt in Haft
Der Oberste Australische Gerichtshof hat gestern entschieden, dass der Terrorist Abdul Nacer Benbrika (60) trotz geplanter Freilassung vorerst im Gefängnis bleibt.
Es sei zu prüfen, ob der Dschihadist auch nach 15 Jahren in Haft weiterhin eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstelle. Der islamistische Prediger war 2008 verurteilt worden, weil er als Kopf eines terroristischen Netzwerks unter anderem einen Anschlag auf das Crown Casino in Melbourne geplant hatte.
„Sehr starke Überzeugungen“
Die für den 5. November geplante Entlassung von Abdul Nacer Benbrika alias Abu Bakr wird um mindestens vier Wochen verschoben. Mit der Entscheidung folgte der Oberste Gerichtshof einem Antrag des australischen Innenministeriums. Dessen Sicherheitsexperten hatten eine weitere Untersuchung der Gefährlichkeit des 60-Jährigen gefordert.
Diesen Ansatz teilt auch Peter Moroney. Das ehemalige Mitglied der Anti-Terroreinheit von New South Wales, die an der Festnahme Benbrikas beteiligt war, erklärte lokalen Medien gegenüber:
Er hatte sehr starke Überzeugungen, als er eingesperrt wurde. Meines Erachtens würde es viel brauchen, um diese zu erschüttern oder zu ändern. Wir sprechen hier nicht von alltäglicher Kriminalität. Wir sprechen von jemandem, der verurteilt wurde, weil er sich mit anderen verschworen hat, um einen Terroranschlag in Australien zu planen.
Benbrika war 2008 nach dreijähriger Untersuchungshaft zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt worden.
Bomben im Crown Casino
Vor seiner Festnahme im November 2005 hatten Spezialkräfte die Bewegungen des sunnitischen Predigers und seiner Anhänger über einen Zeitraum von 16 Monaten überwacht. Dabei war herausgekommen, dass die auf Melbourne und Sydney verteilte Gruppe Anschläge nach Vorbild des Terrornetzwerks al-Quaida plante.
Ins Fadenkreuz hatten die Terroristen neben dem damals noch aktiven Atomreaktor in Sydney und dem Finale der australischen Football-Meisterschaft auch das Crown Casino genommen. Hier hätten am Wochenende des Formel 1 Grand Prix von Australien Bomben eine Vielzahl von Menschen töten sollen.
Wie es um die Gefährlichkeit des Dschihadisten, der nur Wochen vor seiner Festnahme im australischen Fernsehen eine Lobrede auf Osama bin Laden gehalten hatte, bestellt ist, wird nun weiter untersucht.
Das australische Gesetz erlaubt es, verurteilte Terroristen für drei Jahre nach Ablauf der ursprünglich verhängten Strafe weiter festzuhalten. Insofern die Gefährlichkeit auch danach nicht ausgeschlossen werden kann, kann die Haft weiter verlängert werden.
Medienangaben zufolge soll der 60-Jährige während seiner Haftzeit mehrere Deradikalisierungs-Programme absolviert haben. Nichtsdestotrotz hatte es noch 2014 eine Verlegung in ein anderes Gefängnis gegeben. Die Verantwortlichen hatten gefürchtet, dass der Terrorist weiterhin extremistischen Einfluss nehme.
Benbrikas Haftstrafe ist vorerst bis zum 2. Dezember 2020 verlängert. Ab dem 23. November soll ein Prozess Klarheit bringen, ob für den Terroristen weitere Jahre im Gefängnis folgen.