Webkonferenz zum Glücksspielwesen: GlüStV wird zur Herausforderung für Anbieter
Casinoonline.de berichtet über den zweiten Tag der Webkonferenz zum Glücksspielwesen. Am Freitag haben Branchenverbände und Vertreter aus der Glücksspielindustrie bei der Veranstaltung über die Herausforderungen des neuen Glücksspielstaatsvertrages diskutiert.
Während des Gesprächs begrüßten Jürgen Häfner (Geschäftsführung, Lotto Rheinland-Pfalz), Manfred Stoffers (Vorstand, Gauselmann Gruppe), Georg Stecker (Vorstand, Deutsche Automatenwirtschaft), Martin Lycka (GVC Holdings) und Dirk Quermann (Präsident, Deutscher Online Casinoverband) einstimmig die Neuregulierung des Glücksspiels in Deutschland.
Alle Fragen seien im Zusammenhang mit dem neuen Regelwerk jedoch noch nicht beantwortet. Im Zentrum stehe der Spagat zwischen Spielerschutz und der Möglichkeit attraktiver Spielangebote. Zudem sei unklar, wie die Übergangsphase bis zum geplanten Inkrafttreten des Vertrages am 1. Juli 2021 konkret gestaltet werden solle.
Bereits am Donnerstag waren bei der Webkonferenz zum Glücksspielwesen wichtige Aspekte der Neuregulierung des deutschen Glücksspiels diskutiert worden. Dabei stand vor allem die Diskussion zwischen den Chefs der Staatskanzleien der Länder im Fokus, die die Einigung über eine gemeinsame Regelung des Online-Glücksspiels lobten.
Balance zwischen Angeboten und Spielerschutz
Laut Manfred Stoffers, Vorstand der Gauselmann Gruppe, wolle der Glücksspielanbieter alles dafür tun, um die Spielerschutzvorgaben des neuen Glücksspielstaatsvertrages umzusetzen. Stoffers befürwortete auch die Regulierung des Online-Glücksspiels.
Herausforderungen ergäben sich allerdings hinsichtlich der Schaffung attraktiver Spielangebote. Neue Schutzkonzepte dürften nicht dazu führen, dass Spieler die Offerten auf dem legalen Markt mieden.
Martin Lycka, Jurist beim Online-Glücksspielkonzern GVC Holdings, unterstrich diesen Punkt. Das Unternehmen wolle „nicht sehen, dass die Kunden in den Schwarzmarkt abwandern“, weil die zukünftige Regulierung zu restriktiv implementiert werde.
Duldungsphase für Online-Glücksspiel noch nicht geregelt
Für Kritik sorgt der Umstand, dass die Duldung bislang unlizenzierter Online-Glücksspielanbieter noch nicht durch praktische Vorgaben ausgestaltet worden ist. Die Duldungsphase solle am 15. Oktober 2020 beginnen, bislang hätten die Online-Glücksspielanbieter aber noch nicht die Möglichkeit gehabt, sich darauf vorzubereiten. Es gäbe einen Stufenplan, woraus dieser konkret bestehe, „wisse aber noch kein Mensch“, erklärte Dirk Quermann vom Deutschen Online Casinoverband:
„Dies ist eine gewisse unhaltbare Situation für alle, die sich auf diese Tolerierung vorbereiten wollen (…). Da müssen wir grob kritisieren, dass der politische Wille eindeutig da ist, aber die Verwaltung letztendlich (…) nicht in der Lage war, die konkreten Details zu veröffentlichen.“
Bis zum Stichtag seien es noch knapp vier Wochen. Die Umsetzung von Vorgaben brauchte jedoch Zeit. Der Weg sei der Richtige, auf Seiten der Verwaltung dauere der Prozess aber zulange.
Anbieter sehen Chancen
Neben kritischen Worten betonten die Vertreter der Glücksspielindustrie auch die Chancen des neuen Staatsvertrages. Jürgen Häfner von Lotto Rheinland-Pfalz sagte, dass der staatliche Glückspielbetreiber in Zukunft Sofortlotterien und Bingo im Internet anbieten wolle.
Bei Gauselmann werde es ebenso Veränderungen geben. So will der Konzern seine Spiele-Software in Zukunft auch an die legal gewordenen Online-Anbieter liefern; dies gleichwohl unter besonderer Berücksichtigung von Spielerschutzinteressen.
Ob der GVC-Tochterkonzern Bwin nach einer Lizenzbewerbung auch in den terrestrischen Glücksspielmarkt in Deutschland einsteigen könnte, ließ Martin Lycka offen. Man sei froh, dass alle Spielarten erlaubt werden. Endlich, so der Firmenjurist, werde es auf dem deutschen Markt Rechtssicherheit geben.
Das Spannungsfeld zwischen Online-Glücksspiel und Spielerschutz hat am Freitag ein Experten-Panel bei der Webkonferenz zum Glücksspielwesen besprochen. Casinoonline.de wird am Montag über die Ergebnisse des Gesprächs berichten.