Casinos als Pfeiler der Wirtschaft: Indianerstämme suchen nach Alternativen
Die Corona-Pandemie hat viele Indianerstämme der USA in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt. Wie die kalifornische Zeitung Vidalia Times Delta berichtet [Seite auf Englisch], kritisierten die Mitglieder einiger Stämme daher nun die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Glücksspiel.
Für viele Stämme seien die Casinos über die Jahre zu einem unentbehrlichen und zum teilweise einzigen Stützpfeiler der Wirtschaft geworden.
Die Schließungen der Spielstätten während der Pandemie hätten mehr denn je gezeigt, dass es vielen Stämmen an Alternativen mangele, ohne finanzielle Hilfe von außen zu überleben.
Im Oktober 1988 unterzeichnete der Kongress der Vereinigten Staaten den sogenannten Indian Gaming Regulatory Act. Dieser erlaubt es Indianerstämmen, innerhalb ihrer Reservate Umsatz durch landbasiertes Glücksspiel zu generieren. Heute betreiben 246 der insgesamt 573 anerkannten Indianerstämme Casinos. Die insgesamt 501 Spielstätten setzten im Jahr 2019 mehr als 35 Mio. USD (umgerechnet 29,51 Mio. Euro) um.
Gary Davis, der geschäftsführende Leiter der Native American Financial Services Association (NAFSA), fordere daher, dass die Vorsitzende der Stämme sich dafür einsetzten, ihre Wirtschaft breiter aufzustellen.
Wünschenswert sei „ein modernes, vielseitiges Portfolio von Unternehmen“, um die Stämme effizienter gegen ähnliche Krisen und Pandemien zu wappnen.
Dringende Hilfe der US-Regierung benötigt
Während die Diversifizierung wirtschaftlicher Einnahmequellen ein langfristiges Ziel darstelle, benötigten viele Stämme auf kurzfristige Sicht jedoch dringend die Unterstützung der Bundesregierung. Davis erklärt:
Obwohl die Bemühung um die wirtschaftliche Entwicklung der Stämme dazu dient, die Nationsbildung und Selbstbestimmung im Rahmen der Weiterentwicklung der Stammes-Souveränität zu fördern, sollten unsere Geschäfte die Fonds, die uns die Bundesregierung auf Grundlage von Verträgen und Abkommen schuldet, lediglich ergänzen und nicht ersetzen.
Die Stämme hätten von der US-Regierung zuletzt insgesamt 8 Mrd. USD im Rahmen des CARES Act, einer US-weiten Corona-Hilfe, erhalten. 97 % der Inhaber von Indianer-Casinos seien der Ansicht, dass diese Summe nicht ausreiche.
Der Vorsitzende der National Indian Gaming Association, Ernie Stevens Jr. fordere daher, dass die Stämme ein zusätzliches COVID-19-Finanzpaket von 25 Mrd. Euro erhielten.
Die Gelder würden dringend benötigt, um auch weiterhin medizinische Hilfen, die Versorgung von älteren Menschen oder den Bau neuer Infrastrukturen zu finanzieren.