Commerzbank schließt Konto von Poker-Pro Steffen Sontheimer
Die Commerzbank soll das Konto des deutschen Poker-Profis Steffen „RunGo0seRub“ Sontheimer geschlossen haben. Wie der 29-Jährige am Mittwoch über seinen Twitter-Account erklärt hat, habe die Bank ihn per Telefon über die Schließung informiert.
Als Begründung soll die Bank nur gesagt haben, Glücksspiele nicht unterstützen zu wollen. Mit sichtlicher Ironie kommentierte Sontheimer daher:
Wenn man professionell spielt, ist Poker kein Glücksspiel, weshalb man in Deutschland Steuern darauf bezahlen muss. Wie gut, dass mich die @commerzbank heute Morgen angerufen hat, um mir zu sagen, dass sie mein Geschäftskonto schließen, weil sie Dinge, die mit Glücksspiel in Verbindung stehen, nicht unterstützen.
When you do it professionally, Poker is not a game of luck, so you gotta pay taxes on that in Germany.
Good that I get a call from @commerzbank this morning that they cancel my business account, because they don't support gamblerelated stuff.#feelingwelcome
— Steffen Sontheimer (@RunGo0seRun) August 19, 2020
Laut der Poker-Datenbank The Hendon Mob erzielte Sontheimer in seiner bisherigen Poker-Karriere insgesamt 13.727.893 USD (umgerechnet 11.619.357 Euro). Sein größter Live-Gewinn beläuft sich auf 3.685.000 USD (3.119.002 Euro).
Während die Commerzbank selbst noch nicht auf den Tweet reagiert zu haben scheint, äußerten einige von Sontheimers Followern ihr Erstaunen über den Schritt der Bank. Es sei unverständlich, warum die Bank einem „transparenten Steuerzahler mit herausragender Karriere“ den Service verwehre.
Deutsche Banken auf Anti-Glücksspiel-Kurs?
Es wird gemutmaßt, dass die Kontoschließung eine Folge des wachsenden Drucks auf deutsche Banken sein könnte, sich vom Glücksspiel abzugrenzen. So kommentierte ein Twitter-Nutzer, eine ähnliche Erfahrung mit der Deutschen Bank gemacht zu haben.
Nicht nur deutsche Pokerspieler sehen sich mit dem Problem gesperrter Bankkonten konfrontiert. Erst letzten Monat beschwerte sich der weltbekannte Pokerstar Daniel Negreanu darüber, dass die Bank of America sein Konto gesperrt habe. Der Kanadier erklärte, dass die Bank ihm keinen Grund genannt habe, mutmaßte aber ebenfalls, dass sich das Institut grundsätzlich vom Glücksspiel distanzieren wolle. Auf seinen Twitter-Post reagiert daraufhin auch Pokerspieler Doug Polk. Ihm sei 2018 Ähnliches passiert, als die Bank mehr als 700.000 USD seines Geldes eingefroren habe.
In der Tat erhielten deutsche Kreditinstitute zu Beginn dieses Jahres eine ausdrückliche Warnung, äußerste Vorsicht im Umgang mit Glücksspiel-Transaktionen walten zu lassen.
Das niedersächsische Innenministerium berief sich dabei im Januar auf Überweisungen im Zusammenhang mit illegalen Online-Glücksspiel-Webseiten. Banken wurden aufgefordert, entsprechende Geldströme zu stoppen. Bei Nichtbeachtung sollten den Banken hohe Strafen drohen.
Berichten zufolge entschieden sich daher viele Banken für ein Totalverbot aller Transaktionen, die mit dem Glücksspiel in Verbindung gebracht werden könnten.