Dienstag, 26. November 2024

Studie: Minderjährige spielten während Corona-Lockdown 75 % mehr Games

Kind Bildschirm

Die Krankenkasse DAK Gesundheit hat am Donnerstag ihre neue Studie Mediensucht 2020 veröffentlicht, die den Medienkonsum während des Corona-Lockdowns untersucht. Dabei stellte sie bei Minderjährigen eine erheblich gesteigerte Nutzung von Videospielen fest.

Für die Studie hatte sich die DAK mit Suchtexperten des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zusammengetan, um gemeinsam den Konsum von Videospielen zu Zeiten der Corona-Pandemie zu untersuchen. Dabei seien 1.200 Familien für die repräsentative Studie ausgewählt und hinsichtlich der Nutzung von Spielen durch Kinder und Jugendliche befragt worden.

Nach Angaben der DAK habe sich herausgestellt, dass in Deutschland hochgerechnet 700.000 Minderjährige ein riskantes oder gar pathologisches Gaming-Verhalten aufwiesen. Ein Grund dafür sei die signifikante Steigerung beim Konsum der Spiele.

Zunahme um bis zu 75 %

So sei die wöchentliche Spieldauer unter der Woche im April 2020 im Vergleich zum September 2019 um 75 % gestiegen. Während die Heranwachsenden im letzten Herbst durchschnittlich 80 Minuten mit Videospielen verbracht hätten, seien es in diesem Frühjahr 139 Minuten gewesen.

Beim Konsum von Videospielen lägen Jungen weit vor den Mädchen. So spielten Jungen unter der Woche durchschnittlich 161 Minuten, während Mädchen lediglich 110 Minuten mit den Spielen verbrächten. Noch größer sei die Differenz bei den 16- bis 18-Jährigen: Hier kämen Jungen auf 190 Minuten, wohingegen Mädchen nur 118 Minuten aufwendeten.

In welchem Maße die Zunahme der Spielaktivität von den Covid-19-bedingten Schulschließungen oder der Einschränkung sonstiger Freizeitaktivitäten beeinflusst wurde, sei allerdings nicht eindeutig zu beantworten.

Für mehr Klarheit solle deshalb eine abschließende Befragung im kommenden Frühjahr sorgen. Dann werde sich zeigen, ob die Nutzung wieder auf den Stand der vor-Covid-19-Zeit gesunken sei.

Professor Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter am Deutschen Zentrum für Suchtfragen, betonte die von dem gesteigerten Konsum ausgehende Gefahr für die Heranwachsenden:

Die Nutzungszeiten der Kinder und Jugendlichen haben die größte Vorhersagekraft für ein problematisches und pathologisches Verhalten.

Um den Betroffenen zeitnah helfen zu können, plane der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte ab Oktober eine von der DAK unterstützte Vorsorgeuntersuchung.

Bei dieser könnten in mehreren Bundesländern rund 70.000 12- bis 17-Jährige ihren Medienkonsum testen lassen. Dies solle dazu dienen, die Gefahr einer etwaigen Störung frühzeitig erkennen, um entsprechend gegensteuern zu können.