Wird das Sportwetten-Sponsoring beim englischen Fußball verboten?
Englische Fußballclubs könnten in naher Zukunft ohne ihre finanzkräftigen Sponsoring-Partner aus der Sportwetten-Branche dastehen. Die einflussreiche britische Parlamentsabgeordnete Carolyn Harris zählte ein Verbot des Trikotsponsorings am Montag zu den „offensichtlichsten Dingen“, die zum Schutz vor den Gefahren des Glücksspiels unternommen werden könnten.
Harris, Vorsitzende der parteiübergreifenden Anti-Spielsucht-Initiative All Party Parliamentary Group on Gambling-Related Harm, zeigte sich zuversichtlich, dass das Trikotsponsoring im Zuge der in den kommenden Monaten anstehenden Neuformulierung der britischen Glücksspielgesetzgebung verboten werde.
Gegenüber der britischen Nachrichtenagentur Press Association verdeutlichte Harris ihren Standpunkt:
Ich habe kein Problem mit Sponsoring, aber es muss etwas sein, das weitaus familienfreundlicher ist als die Dinge, die Sucht verursachen können. Es sind die Aussagen, die wirklich wichtig ist. Es geht hier um eine Umgebung für Familien und deshalb muss das Sponsoring von einer familienfreundlichen Organisation kommen.
Dabei verglich sie das Sponsoring der Buchmacher mit der inzwischen größtenteils geächteten Werbung für Tabakwaren und Alkohol. Auch darauf habe sich der Profifußball in der Vergangenheit einstellen müssen, ohne daran zugrunde zu gehen.
Vorbild Spanien
Als Vorbild nannte Harris die Bemühungen spanischer Politiker, das Sponsoring durch Glücksspielunternehmen zu unterbinden. Ein neuer Gesetzentwurf der Regierung sieht demnach vor, die Werbung der Branche massiv einzuschränken. Teil der Überlegungen ist ein Verbot des Trikotsponsorings bei Spaniens Proficlubs.
Im englischen Profifußball zählen die Buchmacher zu den wichtigsten Sponsoren. Derzeit tragen neun der 20 Premier League-Clubs das Logo eines Sportwettenanbieters auf der Brust. Experten schätzen, dass sich die Unternehmen das Sponsoring rund 350 Mio. GBP im Jahr kosten lassen. In der unter der Premier League angesiedelten zweiten Profiliga ist ihre Bedeutung sogar noch größer. Dort machen 17 von 24 Vereinen auf ihren Trikots Werbung für die Branche.
Die englischen Clubs fürchten bereits seit geraumer Zeit um ihre gut dotierten Sponsoring-Deals mit den Buchmachern. Ursächlich dafür war neben drohenden gesetzlichen Einschränkungen hauptsächlich die Angst vor freiwilligen Einschränkungen der Buchmacher. Diese hatten aufgrund der Covid-19-Pandemie hohe Einnahmeausfälle zu verzeichnen.
Angesichts des Wiederbeginns vieler Sportereignisse und der stark steigenden Wetttätigkeit scheint sich diese Befürchtung als unbegründet zu erweisen. Stattdessen könnten es die Politiker sein, die dem millionenschweren Sponsoring ein Ende bereiten.