Britische Glücksspielaufsicht mit schweren Vorwürfen der Nachlässigkeit konfrontiert
Die nationale Rechnungskontrollbehörde Großbritanniens (National Audit Office, NAO) hat die britische Glücksspielaufsicht (UKGC) in einem am Sonntag veröffentlichten Bericht harsch kritisiert [Seite auf Englisch].
Der Gambling Commission wird vorgeworfen, im Bereich der Spielsuchtbekämpfung nicht effizient genug zu arbeiten und die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel nicht sinnvoll einzusetzen.
Die NAO erklärt, dass die in Großbritannien lizenzierten Glücksspielunternehmen im Geschäftsjahr 2018/19 Bruttoerträge von insgesamt 11,3 Mrd. GBP generiert hätten. Lediglich knapp 19 Mio. GBP seien jedoch in Form von Lizenzgebühren an die UKGC gezahlt worden.
Zwar könne die Glücksspielaufsicht nicht ohne Weiteres die Gebühren erhöhen, doch erwarte die NAO, dass sich die UKGC gegenüber der Regierung dafür einsetze, dass der Prozentsatz für Lizenzgebühren durch eine Gesetzesänderung angehoben werde.
Laut den letzten offiziellen Zahlen der UKGC aus dem Jahr 2019 gelten 395.000 Personen in Großbritannien als Problemspieler oder Spielsüchtige. Darunter befänden sich 55.000 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 16 Jahren. Weitere 1,8 Millionen Menschen zählten zu den Risikospielern und erführen somit mit großer Wahrscheinlichkeit Schäden durch Glücksspiele.
Die NAO kritisiert weiterhin, dass die UKGC die ihr zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichend im Bereich der Prävention einsetze. So fließe ein großer Teil der Gelder in die Spielsuchtbehandlung, was einen nie endenden Zyklus schaffe.
Schließlich sei es die Präventionsarbeit, die verhindern könne, dass Spielsucht überhaupt erst entstehe.
Unternehmen an den Pranger stellen
Insgesamt gebe die Regulierungsbehörde ihren Lizenznehmern nicht genügend Anreize bzw. Druckmittel, damit diese ihre Standards anhöben.
Die NAO schlägt daher vor, Glücksspielfirmen öffentlich anzuprangern, insofern diese sich nicht an Regeln hielten oder ihnen Nachlässigkeit im Bereich Spielerschutz vorgeworfen werden könne.
Der britische Ausschuss für öffentliche Finanzen (Public Accounts Committee) hat umgehend auf die Ergebnisse der NAO reagiert. Die britische Tageszeitung Guardian zitiert dazu Komitee-Chefin Meg Hillier:
Was sich herauskristallisiert hat, ist das Bild einer teilnahmslosen, zahnlosen Regulierungsbehörde, die kein wirkliches Interesse an den Glücksspielschäden zu haben scheint., die sie eigentlich reduzieren sollte, oder an den Mitteln, mit denen sie dies erreichen könnte.
Richard Holden, ein weiteres Mitglied des Komitees fügt hinzu, dass es der UKGC an der Formulierung klarer Ziele mangele. Die Behörde habe keinen konkreten Aktionsplan, um die Spielsucht im Land tatsächlich zu reduzieren.
Wie die UKGC ihrerseits auf diese jüngsten Anschuldigungen reagieren wird, bleibt abzuwarten.