Frankreich bekommt neue Glücksspiel-Aufsicht
Die neue französische Glücksspiel-Aufsicht Autorité Nationale des Jeux (ANJ) nimmt am heutigen Dienstag ihre Arbeit auf. Wie die Zeitung L’Express berichtet (Seite auf Französisch), löst sie damit die bisherige Aufsicht für Online-Glücksspiel, die Autorité de régulation des jeux en ligne (ARJEL), ab.
Eine Behörde für 78 % des Glücksspiel-Marktes
Zum ersten Mal hat das Land damit eine einzige Behörde, die alle Formen von legalem Glücksspiel reguliert, darunter Online-Glücksspiel, Pferdewetten und Lotto. Ausgenommen seien Spielautomaten in Casinos, die weiterhin unter der Aufsicht des Innenministeriums stünden, so Isabelle Falque-Pierrotin, die die ANJ für sechs Jahre leiten wird:
Dies ist ein echter Kulturwandel: Dieser Sektor stand unter der Aufsicht mehrerer Ministerien (Inneres, Haushalt, Landwirtschaft, Gesundheit, Sport). […] Wir schaffen eine Regulierungsbehörde, die von Behörden und privaten Akteuren unabhängig ist.
Die neue, 55 Mitarbeiter starke Behörde werde demnach die 14 lizenzierten Online-Glücksspielanbieter des Landes sowie alle Verkaufsstellen der Lotteriegesellschaft Française des Jeux (FDJ) und des Pferdewetten-Anbieters Pari Mutuel Urbain (PMU) überwachen.
Der Behörde zufolge sei sie damit für 78 % des 50 Mrd. Euro schweren regulierten Marktes zuständig, im Vergleich zu einer Marktabdeckung von nur 12 % unter ARJEL.
Neue Zuständigkeiten der Glücksspiel-Aufsicht
Mit der Gründung der neuen Aufsicht gingen auch neue Befugnisse einher, so Falque-Pierrotin. So habe die ANJ im Vergleich zu ihrem Vorgänger das Recht, Anbieter-Werbung zu unterbinden und Vor-Ort-Kontrollen durchzuführen. Außerdem dürfe sie bei Verstößen Geldstrafen in Höhe von bis zu 5 % des Umsatzes verhängen.
Darüber hinaus werde die ANJ die Lizenzierung von Anbietern durchführen, einschließlich der von ihnen angebotenen Spiele, ihrer Marketingstrategien, ihrer Aktionspläne gegen Betrug und Geldwäsche sowie ihrer Strategien gegen problematisches Spielverhalten.
Die Gründung der neuen Behörde war im Frühjahr 2019 beschlossen worden. Der Übergang von ARJEL zu ANJ war mit einem Beschluss vom 4. März in Gang gesetzt worden, in welchem die Zuständigkeiten der neuen Behörde festgelegt wurden. Der ursprüngliche Starttermin Anfang dieses Jahres sei aufgrund der Coronakrise verschoben worden.
Die ANJ entwickle aktuell neue Strategien, wie sie Spielsucht vorbeugen, Minderjährige schützen und Betrug, Geldwäsche sowie Terrorismusfinanzierung verhindern könne. Diese sollen nach ihrer Fertigstellung bekannt gegeben werden.