Schwedens Glücksspiel-Anbieter legen neues Spielerschutz-Konzept vor
Der schwedische Branchenverband für Online-Glücksspiel (Branschföreningen för Onlinespel, BOS) und die von ihm repräsentierten Glücksspielunternehmen haben der Regierung ein gemeinsam erarbeitetes Spielerschutz-Konzept vorgelegt.
Darin legen sie dar, wie ein idealer regulierter Glücksspielmarkt in Schweden aussehen könnte, um bestmöglichen Spielerschutz zu garantieren und den Schwarzmarkt auszutrocknen.
Mit ihrem Konzept [Seite auf Englisch] lehnen sich die Glücksspielanbieter erneut gegen die von der Regierung geplanten Maßnahmen zum Spielerschutz während Corona auf. Diese umschließen temporäre Einzahlungs-, Bonus- und Zeitlimits und sollen ab Juli in Kraft treten.
Zunächst hatte Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi im April verkündet, dass die Einschränkungen auf allen Glücksspiel-Webseiten gelten sollen. Einen Monat später erklärte er die staatlichen Anbieter für Pferdewetten als Ausnahme.
Der Branchenverband für Online-Glücksspiel hat als Reaktion auf die geplanten Maßnahmen das Statistikinstitut Copenhagen Economics mit einer gezielten Marktanalyse zu Coronazeiten beauftragt. Diese habe ergeben, dass die Schweden seit Beginn der Pandemie weniger in Online-Casinos spielten als zuvor. Der einzige Glücksspielsektor, in dem ein Anstieg verzeichnet worden sei, seien hingegen die staatlichen Pferdewetten.
Während die Studienergebnisse somit in direktem Widerspruch mit den von der Regierung angestrebten Spielerschutzmaßnahmen zu stehen scheinen, nennt BOS auf seiner Webseite konkrete Maßnahmen, wie der schwedische Glücksspielmarkt in mehrerlei Hinsicht sicherer gestaltet werden könnte. Hierzu gehören:
- Die Glücksspielaufsicht (Spelinspektionen) solle auch B2B-Lizenzen vergeben können, damit nicht nur die Online-Casinos, sondern auch die Spielhersteller reguliert würden.
- Gezielte Aufklärungskampagnen sollten für ein erhöhtes Bewusstsein über das nationale Selbstausschlussregister (Spelpaus) sorgen.
- Die von den Unternehmen gesammelten Daten sollten unter Berücksichtigung der EU-Datenschutzverordnung zur Identifizierung auffälliger Spielmuster verwendet werden. Künstliche Intelligenz könnte hier zum Einsatz kommen.
Das Konzept schließt mit dem Vorschlag, ein nationales Zentralregister zur Selbstsperre für die Aufnahme von Sofortkrediten einzuführen. Da Spielsucht und Schulden eng verknüpft seien, müssten beide Probleme gleichermaßen angegangen werden.
Glücksspielanbieter könnten schließlich nicht wissen, ob die von den Spielern eingezahlten Gelder aus Krediten stammten, so die Kritik der Industrievertreter. Die Branche dürfe daher nicht grundsätzlich als Sündenbock herhalten.
Macht Schweden einen riesigen Rückschritt?
Laut BOS werden die Regierungsmaßnahmen unweigerlich den Glücksspiel-Schwarzmarkt stärken.
So hätten Benutzerumfragen ergeben, dass mit Inkrafttreten der neuen Online-Casino-Limits ein beachtlicher Teil schwedischer Glücksspieler in den illegalen Markt abwandern könnte (schlimmstenfalls bis zu 44 %).
Sollte die Regierung ihre Pläne tatsächlich umsetzen, so BOS, wäre Schweden wieder dort, wo es vor der Legalisierung und Regulierung des privatgeführten Online-Glücksspielmarktes gestanden habe.
Die Regierung verlöre einen Großteil ihres Einflusses auf den Spielerschutz und das Problem der Spielsucht wachse unweigerlich weiter.