Montag, 25. November 2024

Verstoßen britische Glücksspielfirmen gegen versprochenen Werbebann?

Eine Fernbedienung in einer Hand

Britische Parlamentarier kritisieren die heimische Glücksspielindustrie aufgrund der Missachtung eines selbstauferlegten Werbebanns. Wie die britische Tageszeitung The Guardian (Link auf Englisch) am Sonntag berichtet hat, bemängelten die Spielerschützer der All-Party Parliamentary Group on Gambling Harm (APPG), dass die Branche ihrem Versprechen, Glücksspielwerbung während des Corona-Lockdowns freiwillig auszusetzen, nicht in ausreichendem Maße nachkäme.

Der Branchenverband Betting and Gaming Council (BGC), dem die meisten britischen Glücksspielkonzerne angehören, hatte Ende April bekanntgegeben, Glücksspielwerbung in TV und Radio vom 7. Mai bis in den Juni hinein einstellen zu wollen.

Dem BGC gehören unter anderem Glücksspielfirmen wie Paddy Power, William Hill und Bet365 an. Laut eigenen Angaben seien die Mitglieder des BGC für insgesamt 50 % aller Glücksspielspots im britischen Fernsehen und Radio verantwortlich.

Die Maßnahme sollte einen Beitrag zum Spielerschutz liefern. Suchtexperten hatten befürchtet, dass durch Selbstisolation und finanzielle Einbußen während der Corona-Pandemie ein Nährboden für problematisches und pathologisches Spielverhalten geschaffen werde.

Wird Glücksspielwerbung lediglich verschleiert?

Obgleich britische Glücksspielfirmen ihre Werbung seit vergangenem Donnerstag aussetzen wollten, seien bereits am Freitag neue Werbespots von BGC-Mitgliedern im Fernsehen aufgetaucht. Diese gebärdeten sich zwar als Botschaften für sozialverantwortliches Spielen, seien aber lediglich „verschleierte“ Werbung, wie die APPG in einem Schreiben an den britischen Kulturminister Nigel Huddleston mitgeteilt habe.

In den Spots von Anbietern wie Mr. Green und Coral, die derzeit auch in sozialen Medien wie Twitter kursieren, werden Maßnahmen für verantwortungsvolles Spielen, wie das Festlegen von Einsatz- und Verlustlimits sowie Spielpausen, erläutert. Am Ende der Spots wird allerdings auch explizit auf die Marke der Anbieter verwiesen.

Die Mitglieder der APPG stehen den Botschaften aus diesem Grund kritisch gegenüber. Im Brief an Huddleston heißt es:

„Dies sind eindeutig nur Werbeformen unter dem Deckmantel einer Botschaft der sozialen Verantwortung.“

Es handle sich bei der Werbung um,

„eine Demonstration des Versagens der Selbstregulierung durch die Industrie.“

Eine ähnliche Auffassung vertritt auch die Spielerschutz-Initiative Gambling with Lives, die sich für die Suizid-Prävention bei pathologischen Spielern einsetzt. Sprecher Charles Ritchie sagte dem Guardian, dass die Glücksspielindustrie unfähig zur Selbstregulierung sei.

Wie lange die BGC-Mitglieder ihre Spots für verantwortliches Spielen fortsetzen werden, ist noch unklar. Premierminister Boris Johnson hat am Sonntag eine sukzessive Lockerung des Corona-Lockdowns in Großbritannien angekündigt.