Kolumbien: Regierung könnte Jackpots der Baloto-Lotterie konfiszieren
In Kolumbien wurde der Lotterie-Betrieb im Rahmen der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie eingestellt. Nun fordert eine Gruppe von Kongressmitgliedern die Regierung auf, den bislang nicht ausgespielten Jackpot der staatlichen Baloto-Lotterie einzuziehen und dem staatlichen Gesundheitssystem zuzuführen.
Lotterie-Einnahmen kommen staatlichem Gesundheitssystem zugute
Am 24. März beschloss die kolumbianische Regierung, den Verkauf von Lottolosen einzustellen – eine der Maßnahmen, um die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie einzudämmen. In der vergangenen Woche hat die Regierung mit dem Decreto 576 de 2020 (Seite auf Spanisch) ein Dekret erlassen, das vorsieht, Lotterie-Einnahmen an das staatliche Gesundheitssystem zu überführen.
Baloto ist neben Chance eine der beiden bekanntesten kolumbianischen Staatslotterien. Mittwochs und samstags werden beim Baloto stattliche Jackpots ausgeschüttet. Lotterielose sind für umgerechnet ca. 2 Euro erhältlich. Die steuerlichen Erlöse aus der Lotterie fließen in regionale Fonds für Erziehung und Gesundheit.
Der nationale Glücksspielregulator Coljuegos kündigte daraufhin an, dem Gesundheitssystem des Landes direkt 50 Mrd. Pesos (ca. 11,6 Mio. Euro) zukommen zu lassen. Einer Gruppe kolumbianischer Kongressmitglieder ging dies aber nicht weit genug. Wie lokale Medien gestern berichteten, fordern sie nun den kolumbianischen Präsidenten Iván Duque auf, den jetzigen Jackpot der Baloto-Lotterie einziehen und für den Kampf gegen die Covid-19-Pandemie zu nutzen.
Hierbei handele es sich insgesamt um Preisgelder in Höhe von 81 Mrd. Pesos (ca. 18,8 Mio. Euro). In dem Schreiben heißt es, die Kongressmitglieder forderten,
„dass der Staat anordnet, das aktuell im Baloto vorhandene Preisgeld für den Kauf von Biosicherheitsausrüstungen zu nutzen, die unter den Gemeinden der Kategorien 4, 5 und 6 (Gemeinden mit den niedrigsten Einkommen, Anm. d. Red.) verteilt werden.“
In den Medien rief dies zum Teil große Empörung hervor. Es sei fraglich, inwiefern der Präsident anordnen könne, dass Preisgelder, die für einen Gewinner bestimmt seien, vom Staat konfisziert werden könnten. Kritiker werfen den Kongressabgeordneten vor, damit Gelder „rauben“ zu wollen, die ihnen nicht gehörten. Es sei nicht nachvollziehbar, ob diese tatsächlich in das Gesundheitssystem übergehen oder aber der Korruption zum Opfer fallen würden.
Zu klären sei nun, ob die Tatsache, dass es sich um eine staatliche Lotterie handele, dem Präsidenten den Zugriff ermögliche.