Montag, 25. November 2024

Australischer Politiker will schwächelnden Gastronomen Glücksspiel­lizenzen abkaufen

Spielautomaten

Von den Maßnahmen zum Social Distancing aufgrund der Corona-Pandemie sind auch Australiens Spielautomatenbetreiber betroffen. Politiker, wie der Regierungschef des Australian Capital Territory (ACT), Andrew Barr, sehen deshalb in der Krise auch eine Chance: Er bietet Gastronomen Geld für die Rückgabe ihrer Lizenz zum Aufstellen der Geräte an.

15.000 Dollar gegen Glücksspiellizenz

Der Labor-Politiker Andrew Barr bietet Gastronomen in der Hauptstadt Canberra einen finanziellen Anreiz, künftig auf den Betrieb von Spielautomaten zu verzichten. Die Betreiber sollen eine Zahlung von 15.000 AUD erhalten und im Gegenzug ihre Erlaubnis zum Betrieb der Geräte zurückgeben.

Im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl verfügt Australien die weltweit höchste Dichte an Spielautomaten. Einer Studie zufolge verlor im Jahr 2017 durchschnittlich jeder Australier umgerechnet rund 850 Euro beim Glücksspiel, ungefähr die Hälfte der Verluste soll auf die rund 200.000 sogenannten „Pokies“ im Land entfallen sein.

Barr erhoffe sich damit einen besseren Schutz gefährdeter Spieler. Zudem könnten die Gelder, die so nicht mehr ins Glücksspiel flössen, nach Ende der Corona-Maßnahmen der angeschlagenen australischen Wirtschaft zugutekommen.

Vorbild für weitere Regionen?

Unterstützt wird das Ansinnen des Politikers unter anderem von der Alliance for Gambling Reform. Der spendenfinanzierte Verband vereint unter seinem Dach eine Vielzahl australischer Organisationen und setzt sich vehement gegen eine „Normalisierung des Glücksspiels in der australischen Alltagskultur“ ein.

Pastor Tim Costello, einer der wortmächtigsten Sprecher der Allianz, ist bereits seit langem für seine harsche Kritik an der australischen Glücksspielpolitik bekannt. Er wirft den Verantwortlichen vor, in erster Linie versessen auf die Abgaben der Branche zu sein:

Die Ansicht der überwältigenden Mehrheit sollte sich durchsetzen. Und jede Umfrage zu Pokies zeigt, dass 70 Prozent der Bevölkerung sie nicht wollen. Und deshalb fragen wir: Warum gibt es sie noch? Weil sie die politischen Parteien buchstäblich gefangen genommen haben … mit diesem vielen schnellen Geld, das für sie auf dem Spiel steht.

Mit einer Petition (Seite auf Englisch) fordert die Alliance for Gambling Reform nun die Regierungschefs weiterer australischer Staaten auf, es Barr gleichzutun. Es gehe darum, Anreize zu schaffen, die unter der Krise leidendenden Gastronomen unter die Arme griffen und gleichzeitig die schädlichen Auswirkungen des Glücksspiels reduzierten. Eine offizielle Reaktion auf das Vorhaben seitens der Betreiber steht bislang aus.